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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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großspurig die anderen aufgetreten waren und wie arrogant dem Neuling gegenüber. »Niemand hat ihn gedrängt mitzumachen. Es war seine eigene Entscheidung!«
    »Aber als der Handel dann schiefging, hat ihn das wesentlich härter getroffen als Sie?« fragte ich.
    »Ja, darum hat er ja dann auch so leicht durchgedreht«, antwortete Laurentius wie entschuldigend. »Na ja, meiner Meinung nach war er sowieso ein unsicherer Kandidat …« Das hieß im Klartext, er, Laurentius, hätte ihn nicht zur Beförderung vorgeschlagen. »Tut mir wirklich leid! Im nachhinein habe ich den Eindruck, ich hätte die Sache lieber selbst in die Hand nehmen sollen.«
    »Das wäre sicher nützlich gewesen«, sagte ich.
    »Hat er sein Dilemma denn erklärt?«
    »Nicht richtig. Er hat ziemlich um den heißen Brei rumgeredet.«
    »Der Mensch ist ein mißtrauisches Wesen«, bemerkte Laurentius.
    Ich leerte meinen Becher auf einen Zug. »Und Ihr Syndikat mißtraut mir?«
    »Na ja, Festus hat uns immer erzählt, was für ein raffinierter Hund sein Bruder ist.« Das war mir neu. Vorsichtig stellte ich den Becher wieder hin. »Unsere zweite Investition«, fuhr Laurentius leise fort, »scheint irgendwo verschüttgegangen zu sein. Und wir haben uns gefragt, ob Sie die Ware vielleicht zufällig … gefunden haben.«
    »Ich weiß ja nicht mal, worum es sich handelt«, tadelte ich ihn sanft – obwohl ich es inzwischen zu wissen glaubte.
    »Um eine Statue.«
    »Doch nicht der untergegangene Poseidon?« fragte Petronius. Sein Adlatus Martinus griff wie elektrisiert nach dem Stilus, aber Petros große Pranke schloß sich um sein Handgelenk und bremste den Übereifrigen.
    »Nein, nicht der Poseidon«, sagte Laurentius, ohne den Blick von mir zu wenden. Ich glaube, er hielt es immer noch für möglich, daß ich die ominöse zweite Skulptur gefunden hätte – vielleicht nach Festus’ Tod.
    Inzwischen fragte ich mich, ob Festus die Plastik absichtlich beiseite geschafft und seine Kumpel übers Ohr gehauen hatte.
    »Jeder hat so seine Geheimnisse«, sagte ich ruhig. »Aber es wird Sie freuen zu hören, Centurio, daß ich in erbärmlichen Verhältnissen lebe. Der Wachhauptmann kann Ihnen bestätigen, daß ich keineswegs mit Gewinnen, die eigentlich Ihnen und Ihren Freunden zustünden, ein luxuriöses Dasein führe.«
    »Er wohnt in einem Loch!« erklärte Petro grinsend.
    »Da hören Sie’s! Die Statue, von der Sie sprechen, scheint tatsächlich verlorengegangen zu sein. Ich habe den Nachlaß meines Bruders nach seinem Tod geordnet und inzwischen auch sein Vorratslager durchsucht, aber Ihren Schatz habe ich nicht gefunden. Und mein Vater, der immerhin der Geschäftspartner meines Bruders war, hat auch nie was von einer zweiten Statue gehört. Ja, nicht einmal der Agent, dem Festus Ihr Geschäft übertragen hat, wußte davon.«
    »Festus hielt diesen Agenten für einen Trottel.«
    Das zu hören freute mich, denn ich war der gleichen Meinung. »Sagen Sie, Laurentius, woher stammte denn diese zweite Statue?«
    »Von derselben Insel wie die andere. Als Festus nach Griechenland kam, um den Poseidon zu begutachten, erfuhr er, daß der Tempel nicht nur eine, sondern zwei Statuen verkaufen wollte.« Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie mein Bruder Orontes abgeschüttelt hatte, um sich ungestört allein mit den Priestern zu unterhalten. Einem Agenten hätte er nie blindlings vertraut. Festus hatte den Priestern mit seiner gewinnenden Art bestimmt mehr Informationen entlocken können als Orontes, der, wie ich aus eigener Erfahrung wußte, nicht den Charme meines Bruders besaß. »Zunächst reichte unser Geld nur für den Kauf des Poseidon. Um wieder flüssig zu werden, mußten wir den weiterverkaufen.«
    »An Carus und Servia?«
    »Genau, so hießen die beiden! Mit dem, was sie uns bezahlten, hatten wir unseren ursprünglichen Einsatz wieder drin, und Ihr Bruder konnte mit dem Geld nach Griechenland zurückfahren …«
    »Diesmal ohne Orontes?«
    »Ganz recht.«
    »Und was hat er bei diesem zweiten Anlauf erstanden?«
    Laurentius lächelte schicksalsergeben. »Einen Zeus.«
LVIII
    Später am selben Tage ließ sich mein Vater zum allerersten Mal in seiner Sänfte zur Brunnenpromenade bringen. Als er ankam, saß Helena in eine Decke gewickelt im Sessel und las, während ich einen Eimer Muscheln schrubbte. Er erwartete wohl, daß sie verschwinden würde, damit wir ein Gespräch unter Männern führen könnten, wie das in normalen Haushalten üblich ist, aber sie winkte

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