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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ehrlichste. Wir waren kaum ein Jahr auseinander; von unserer nächsten Schwester, Junia, trennten mich dagegen drei. Maia und ich halten zusammen, seit wir uns den ersten Kinderbecher geteilt und abwechselnd in einem Laufställchen auf Rädern die ersten torkelnden Gehversuche gemacht hatten. Im allgemeinen war gut mit ihr auszukommen, und wir hatten uns – weder als Kinder, noch später – größer gezankt.
    Die meisten Frauen auf dem Aventin verblühen rasch, und nach dem ersten Kind sehen sie fast wie Hexen aus. Maia indes wirkte auch nach vier Geburten immer noch jünger als ihre dreißig Jahre. Sie hatte dunkles, krausgelocktes Haar, wunderschöne Augen und ein fröhliches, rundes Gesicht. Seit sie als junges Mädchen bei einem Schneider gearbeitet hatte, wußte sie, was ihr stand, und sie achtete auch dann noch auf ihr Äußeres, als sie längst mit Famia verheiratet war, einem trunksüchtigen Viehdoktor mit Knollennase und minimalem Charakter. Famia, der sich Doktor nannte, aber eigentlich nur ein besserer Stallmeister war, arbeitete für die Factio, also den Stall der Grünen, was beweist, daß er vom Pferdesport keine Ahnung hatte. Überhaupt schien sein Hirn ausgetrocknet zu sein, sowie er sich an meine Schwester gehängt hatte. Zum Glück hatte sie Grütze genug für zwei.
    »Aber Maia, nun laß mich doch nicht so im Regen stehen! Denk mal nach: Als Festus das letzte Mal auf Urlaub war, hat er dir da irgendwas erzählt von einem Geschäft mit Kameraden aus seiner Einheit und Kunstwerken, die sie aus dem Osten importieren wollten?«
    »Nein, Marcus. Festus hätte niemals in meiner Gegenwart über so wichtige Dinge gesprochen. Er war genau wie du damals: Für ihn war doch eine Frau nur dazu da, daß er sie von hinten nimmt, während sie sich über die Herdstelle beugt und ihm das Essen kocht.«
    »Aber das ist ja widerlich.« Ich war entsetzt.
    »So sind nun mal die Männer«, gab sie lakonisch zurück.
    Einer der Gründe, warum Maia Festus nicht gemocht hatte, war sein Einfluß auf mich. Und wirklich hatte er seinerzeit meine übelsten Seiten zum Vorschein gebracht; Maia konnte das kaum mit ansehen. »Ach, nun mach ihn nicht so runter, Maia. Festus hatte ein sonniges Naturell und ein gutes Herz …«
    »Du meinst, er wollte immer und überall seinen Kopf durchsetzen.« Maia blieb unerbittlich. Normalerweise war sie ein Schatz und sehr umgänglich, aber wenn sie, was selten vorkam, doch mal jemanden auf dem Kieker hatte, dann fiel sie mit Verve über ihn her. Im Übertreiben ist unsere Familie eben ganz groß. »Marcus, wenn du wirklich was über Festus’ Machenschaften rauskriegen willst, dann gibt es nur einen Menschen, der dir weiterhelfen kann.«
    »Du meinst Geminus?« Unser Vater. Maia und ich waren einer Meinung, was ihn anging, und unsere Ansicht über Papa war alles andere als schmeichelhaft für ihn.
    »Unsinn! Ich werde dir doch zu nichts raten, was dich noch tiefer reinreißt. Nein … ich habe an Marina gedacht!« Marina war die Freundin meines Bruders gewesen. Aber aus diversen gefühlsmäßigen Gründen wollte ich auch ihr nicht begegnen.
    »Wahrscheinlich komme ich nicht drum rum«, sagte ich düster. Mir graute davor, mit Marina über unser beider letzten Abend mit Festus zu reden.
    Maia legte mein Zögern völlig falsch aus. »Was ist denn so schlimm daran? Schön, sie ist ein bißchen beschränkt, aber sollte Festus ihr irgendwas erzählt haben, das tatsächlich in diesem Spatzenhirn hängengeblieben ist, dann wird sie’s dir auch sagen. Bei Juno, schließlich ist sie dir doch mehr als einen Gefallen schuldig!« Nach Festus’ Tod hatte ich versucht, Marina und ihre kleine Tochter vor dem Verhungern zu bewahren. Derweil zog Marina um die Häuser und amüsierte sich mit den Burschen, die dann irgendwann Festus’ Platz in ihrem chaotischen Leben einnahmen. »Soll ich vielleicht mitkommen?« Maia ließ nicht locker. »Ich kann mich Marina schon verständlich machen …«
    »Marina ist nicht das Problem.«
    Meine Schwester hatte ganz offensichtlich keine Ahnung, warum ich mich um ein Treffen mit Marina drücken wollte. Das wunderte mich, denn die Sache war durchaus kein Geheimnis. Die Freundin meines Bruders hatte schon dafür gesorgt, daß die ganze Familie von unserer schmutzigen kleinen Affäre erfuhr. Bei seinem letzten Urlaub, genauer gesagt: am Vorabend seiner Abreise nach Judäa, hatte Festus mich und Marina miteinander allein gelassen – was dann folgte, hätte ich liebend gern

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