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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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du den ganzen Aventin gepachtet!«
    »Du könntest etwas weniger diensteifrig sein.«
    »Und du könntest endlich erwachsen werden, Falco!«
    Petronius stand auf. Die Lampe flackerte nervös. Ich war nicht bereit, mich zu entschuldigen; er genausowenig. Aber darauf kam es auch nicht an. Unsere Freundschaft war zu fest geschweißt, als daß dieser herablassende Austausch von persönlichen Meinungen sie hätte zerstören können.
    Zumindest hoffte ich das. Denn ohne Petros Hilfe konnte die Dummheit, mit der ich mich in den Mordfall Censorinus hatte verwickeln lassen, fatale Folgen für mich haben.
    Petronius wandte sich beleidigt zum Gehen, aber an der Tür drehte er sich noch einmal um.
    »Ach, übrigens – das mit deiner Schwester tut mir leid.«
    Über all den Problemen hatte ich Victorina ganz vergessen und mußte jetzt scharf nachdenken, um zu begreifen, wovon er redete.
    Ich wollte sagen, daß seine Trauer gewiß größer sei als meine, beherrschte mich aber grade noch rechtzeitig. Victorinas Kinder taten mir wirklich leid; sie waren jetzt allein auf ihren wankelmütigen Vater, den Stuckateur, angewiesen. Außerdem war ich mir nie ganz sicher gewesen, was das Verhältnis zwischen Victorina und Petronius betraf. Trotzdem, eins stand fest: Wenn es um Frauen ging, war Lucius Petronius Longus nie so schüchtern, wie er aussah.
XI
    Als Petro gegangen war, blieb ich noch eine Weile sitzen; ich hatte über vieles nachzudenken. Das war einer dieser sprichwörtlichen Fälle ohne einfache Lösung – genauer gesagt: ganz ohne Lösung, und damit für mich eher der Normalfall.
    Helena Justina kam nachsehen, was ich machte (oder wie tief ich schon in die Amphore geschaut hätte). Vielleicht hatte sie mich auch mit Petronius streiten hören. Auf jeden Fall ahnte sie, daß es ein Problem gab, das vielleicht ernste Folgen für mich haben könnte. Zuerst versuchte sie, mich durch sanftes Am-Arm-Zupfen ins Bett zu locken. Doch als ich darauf nicht einging, ließ sie ihren Plan fallen und setzte sich zu mir.
    Ich fing wieder an zu grübeln, aber nicht für lange. Helena wußte, wie sie mit mir umzugehen hatte. Sie sagte nichts, nahm einfach nur meine Rechte zwischen ihre beiden Hände. Ihre Ruhe und das Schweigen hatten etwas Tröstliches, und wie immer hatte sie mich auf diese Weise bald völlig entwaffnet. Eigentlich hatte ich ihr nicht sagen wollen, wie es um mich stand, aber jetzt hörte ich mich entmutigt murmeln: »Besser, du erfährst es von mir – ich bin Hauptverdächtiger in einem Mordfall.«
    »Danke, daß du’s mir gesagt hast«, versetzte Helena förmlich.
    Im nächsten Augenblick war auch meine Mutter zur Stelle. Sie hatte sich noch nie geniert, vertrauliche Gespräche zu belauschen.
    »Du brauchst was, damit du bei Kräften bleibst!« rief Mama und wuchtete einen Suppentopf auf die noch glimmende Herdstelle.
    Weder sie noch Helena schien auch nur im mindesten überrascht – oder entrüstet –, daß man mir so etwas zutraute.
    Soviel zur Loyalität der Frauen.
XII
    Am nächsten Tag war das Wetter noch immer miserabel und meine Stimmung ebenso. Jetzt ging es nicht mehr nur darum, aus familiären Gründen die Vergangenheit meines zwielichtigen Bruders auszuforschen, was schwer genug war. Aber wenn ich der Mordanklage entgehen wollte, dann mußte ich binnen ein bis zwei Tagen den wahren Täter finden und sein Motiv noch dazu. Gelang mir das nicht, durfte ich bestenfalls auf Verbannung in den hintersten Winkel des Imperiums hoffen, und wenn ich das Pech hatte, einen Richter zu bekommen, der Privatermittler nicht mochte – was auf die meisten von ihnen zutraf –, dann würde der mich womöglich an irgendeinem Straßenrand ans Kreuz schlagen lassen wie einen gemeinen Verbrecher oder den Löwen in der Arena zum Fraß vorwerfen.
    Hinweise darauf, was Festus und seine Freunde in der Armee seinerzeit ausgeheckt hatten, konnten eigentlich nur aus meiner eigenen Familie kommen. Aber meine Verwandten dazu zu bewegen, wie brave Zeugen stillzusitzen und auf meine Fragen zu antworten, würde eine Sisyphusarbeit werden. Als erstes versuchte ich es bei Maia, meiner Lieblingsschwester. Aber kaum daß ich mich auf einem Diwan ausgestreckt hatte und loslegen wollte, brachte sie mich aus dem Konzept mit der Bemerkung: »Ich bin die letzte, die du fragen solltest! Festus und ich sind doch nie miteinander ausgekommen.«
    Maia war das jüngste überlebende Kind unserer Familie, und nach meiner Ansicht war sie auch das hübscheste und

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