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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Agrippa-Thermen messen können, die ihnen majestätisch zur Seite stehen und ihren Ruhm vornehmlich dem Umstand verdanken, daß der Eintritt hier frei ist. Marcus Agrippa hatte schon gewußt, wie man sich beim Volk beliebt macht. Die von den Saepta umschlossene Fläche war groß genug, um dort Gladiatorenkämpfe zu veranstalten, und zu Zeiten Neros hatte man sie sogar unter Wasser gesetzt und Seeschlachten nachgestellt, was sich allerdings für die Leute, die normalerweise hier arbeiteten, als sehr unpraktisch erwies. Ein Geschäftsmann hält nun mal nicht viel davon, wenn er seinen Laden räumen muß, nur damit eine Flotte schnittiger Triremen sich darin tummeln kann. In den umlaufenden Säulengängen, die sich über zwei Stockwerke erstreckten, waren zahlreiche Werkstätten untergebracht, vor allem die der Goldschmiede und Bronzegießer. Daneben hatten sich aber auch Händler niedergelassen wie mein Vater, der mit seinem Kunst- und Antiquitätengeschäft seit Jahren ein Vermögen machte.
    Der politische Hintergrund verlieh der Promenade noch eine andere Bedeutung, und für einen Mann meines Gewerbes wäre es sehr nützlich gewesen, sein Büro in den Saepta Julia zu haben, wohin sich die Leute zuerst wandten, wenn sie Aufträge zu vergeben hatten, die in mein Fach schlugen. Doch weil mein Vater hier arbeitete, mied ich das Gelände – ganz im Gegensatz zu den anderen Detektiven, die traditionsgemäß in den Saepta Julia auf Klientenfang gingen.
    Mit »den anderen« meine ich jene, die meine Profession in Verruf gebracht haben; dieses Pack, das unter Nero seine Blütezeit hatte, als es gang und gäbe war, hinter Tempelsäulen die unvorsichtigen Äußerungen frommer Mitmenschen zu belauschen, ja, als man nicht einmal davor zurückschreckte, die Gespräche einer privaten Abendgesellschaft auszuschlachten und den eigenen Gastgeber zu hintergehen. Ich meine die politischen Parasiten, die, bevor Vespasian kam und mit eisernem Besen für Ordnung sorgte, mit ihren Intrigen den ganzen Senat in Angst und Schrecken versetzten. Die Mistkerle, die zu ihrem eigenen Vorteil den Günstlingen schlechter Herrscher an die Macht geholfen und die Eifersüchteleien der Mütter und Gattinnen noch schlechterer Kaiser geschürt haben. Klatschmäuler, die mit Skandalen Geschäfte machen. Und jene Schweinehunde, die für einen Smaragdohrring vor Gericht jeden Eid schwören würden.
    Ich hatte gleich zu Beginn meiner Laufbahn entschieden, daß Klienten, die sich in den Saepta nach einem Ermittler umsehen, mit mir ohnehin nichts hätten anfangen können.
    Dadurch gingen mir eine Menge Aufträge durch die Lappen.
     
    Die Mieten in den Saepta Julia waren schwindelerregend hoch. Trotzdem hatte mein Vater hier gleich zwei Adressen. Ähnlich wie Festus wußte eben auch er, wie man’s macht. Ein gut gepolstertes Konto war dabei vermutlich hilfreich, aber das Ansehen spielte wohl auch eine Rolle. Denn während manche Händler sich abstrampelten, um überhaupt einen miesen kleinen Verschlag zu ergattern, hatte Geminus eine exklusive Zimmerflucht im Oberstock, von deren Balkon aus er das ganze Geviert überblicken konnte, sowie ein geräumiges Lagerhaus im Erdgeschoß, was für die Anlieferung großer oder besonders schwerer Waren natürlich sehr bequem war. Sein immer stilvoll eingerichtetes Büro lag gleich neben dem Dolabrium, wo bei den Wahlen die Stimmen ausgezählt werden und wo es zu Zeiten einer Abstimmung hoch herging, ansonsten aber angenehm ruhig war.
    Wir fingen unten an, in seinem Hauptausstellungsraum. Nach seinen üblichen Versuchen, mir irgendeinen dreibeinigen, wurmstichigen Bettkasten oder schlecht gepolsterten Diwan anzudrehen, der obendrein verdächtig an Krankenlager gemahnende Flecken aufwies, überzeugte ich meinen Vater von folgendem: Wenn ich schon ihm zuliebe den Familiennamen vor dem Aussterben bewahren sollte, dann doch bitte schön auf anständigem Mobiliar. Jetzt suchte er mir endlich ein ordentliches Bett heraus. Ich weigerte mich, den geforderten Preis zu zahlen, und damit er nicht die Chance verpaßte, sich mit dem ehrenwerten Camillus ein Enkelkind zu teilen, ging Papa schließlich um die Hälfte runter.
    »Und die Matratze legst du auch noch drauf, sei so gut. Helena kann doch nicht auf den ledernen Gurten schlafen.«
    »Ich möchte wissen, woher du diese Dreistigkeit hast!«
    »Aus demselben Stall, in dem ich gelernt hab, nicht zu arg zu flennen, wenn ein gewisser Auktionator so tut, als stünde er kurz vom

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