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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht so ungezwungen miteinander verkehrten wie Festus und er. Falls ihnen das Kopfzerbrechen bereitete, konnte man ihnen daraus keinen Vorwurf machen. Wenn ich meinem Vater gegenüberstand, war ich selbst ganz verwirrt.
    Da ich kein Kunde war, schien der Junge im Zweifel wegen der Erfrischungen, doch Papa griff ohne Umstände nach der Weinkaraffe, und so ließ er uns das Tablett auch gleich da. »Dieser Bekannte von dir, der Wachhauptmann, hat dich gesucht, Falco! Irgendein Richter will dich scheint’s vernehmen.«
    Vor lauter Überraschung schaufelte ich mir die erste Handvoll Mandeln zu rasch hinein und mußte prompt husten. Geminus setzte eine wissende Vatermiene auf, wartete aber, bis der Junge gegangen war, ehe er weiterfragte. »Geht’s um den Zwischenfall im Flora?«
    »Soll das heißen, du kennst die Pinte?«
    Mir war so, als hätte ich einen ironischen Blick von Papa aufgefangen. Vielleicht, weil sich die Caupona so unangenehm nahe von Mamas Wohnung befand? »Ich bin ein paarmal dort gewesen, ja.« Das Flora gibt’s erst seit zehn oder zwölf Jahren. Als Papa aus Capua zurückkam, war die Kneipe noch nicht da, aber sobald sie aufmachte, wurde Festus dort Stammgast, und jeder, der Festus kannte, erfuhr natürlich durch ihn auch vom Flora. »Helena hat mir erzählt, daß man dir was anhängen will. Sieht ganz so aus, als wollte Petronius dir auf den Schwanz treten.«
    »Er läßt mir Zeit«, versicherte ich wie ein Mann von Welt, den nur ein lästiger Gläubiger bedroht, der wegen eines von ihm geschneiderten Mantels tatsächlich die Stirn hat, auf Bezahlung zu dringen.
    »Ach ja? Wenn’s brenzlig wird … ich hab einigen Einfluß.«
    »Misch dich da nicht ein.«
    »So, wie sich die Geschichte anläßt, wirst du eine Kaution stellen müssen.«
    »Soweit kommt’s nicht.«
    »Wie du meinst.« Das war unser gewohnter Schlagabtausch. Er hatte einen Zorn auf mich, und mir machte das Spaß. »Gib mir Bescheid, wann wir zum Gericht kommen und hurra schreien sollen, weil die Mistkerle dich verurteilen!« Er goß den Wein ein, und wir schwiegen ein Weilchen. Ich ließ meinen Becher trotzig auf dem Bord stehen, wo er ihn hingestellt hatte. »Ach, nun hab dich nicht so und trink schon! Das ist doch nichts Neues. Du steckst böse in der Klemme, Marcus, aber du willst dir ja nicht helfen lassen, erst recht nicht von mir …«
    »Oh, deine Hilfe will ich schon!« knurrte ich. »Ich rechne zwar nicht damit, daß du mir was verraten wirst, aber ich möchte für mein Leben gern erfahren, was zum Hades hinter alledem steckt.«
    »Immer mit der Ruhe, und setz dich erst mal. Du bist hier nicht in irgendeiner billigen Kneipe am Tresen.«
    Den angebotenen Sitzplatz verweigerte ich stolz, aber ich mäßigte immerhin meinen Ton. »Es ist sonnenklar, daß etwas passiert sein muß, bevor unser großer Held sich in Bethel hat aufspießen lassen. Ich vermute, daß du an seinem Handel beteiligt warst. Aber du hast wahrscheinlich gehofft, wenn die ganze Geschichte sich weit weg im Orient abspielt, wird es hier in Rom kein Nachspiel geben.«
    Ohne seinen selbstgerechten Ton auch nur im mindesten zu verbrämen, sagte er: »Ich hatte nicht das geringste damit zu tun!«
    »Aber dann hast du auch keinen Grund, die Sache vor mir zu verheimlichen! Wir müssen der Wahrheit alle ins Auge sehen!« sagte ich tapfer. »Die Fünfzehnte ist verlegt worden, und diejenigen aus der Legion, denen wir offenbar Geld schulden, packen die Gelegenheit beim Schopf und beantragen Heimaturlaub. Einer hat schon ordentlich Staub aufgewirbelt, und jetzt, wo er tot ist, kommt garantiert bald ein anderer nach. Diese Geschichte können wir nicht einfach aussitzen.« Mein Vater neigte verdrießlich den Kopf. Wenigstens das sah er ein! »Censorinus’ Mörder kann eine Zufallsbekanntschaft gewesen sein, vielleicht war er aber auch mit an dem ominösen Geschäft beteiligt. Und wenn ja, dann möchte ich dem Kerl nicht auf einer dunklen Treppe begegnen. Irgendwer muß da in der Vergangenheit in einen besonders ekligen Kuhfladen getreten sein, und jetzt ist der Gestank eben auch bei uns angekommen. Im Moment klebt er an mir, aber es wird dich wohl nicht überraschen, wenn ich dir sage, daß ich eine gründliche Waschung plane.«
    »Du brauchst mehr als einen Plan.«
    Mir wurde bang ums Herz. »Sind das Vermutungen oder Tatsachen?«
    »Ein bißchen von beidem«, sagte mein Vater.
    Endlich war er bereit, den Mund aufzumachen! Und da der Becher griffbereit stand und ich nun

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