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Poseidons Gold

Titel: Poseidons Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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machst, bevor die Sache amtlich ist.«
    Das war ein wunder Punkt in unserer Beziehung, und wahrscheinlich wußte mein Vater darüber Bescheid. Bestimmt war ihm zu Ohren gekommen, daß Helena eine Fehlgeburt gehabt hatte, worüber wir beide weit mehr erschüttert waren als erwartet; seitdem plagte uns die uneingestandene Sorge, ob wir wohl jemals imstande sein würden, ein gesundes Kind zu bekommen. Helena machte sich ganz krank deswegen, während ich das Problem aus dem schwerwiegendsten Grund aufzuschieben suchte, den das Leben bereithält: Armut. Das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war die Einmischung meines verhaßten Vaters. Ich wußte natürlich, warum der alte Snob sich so dafür interessierte: Geminus wünschte sich, daß Helena und ich eine Familie gründeten, damit er sich mit der Verwandtschaft mit einem Senator brüsten konnte. »Großvater bist du doch schon«, sagte ich hitzig. »Wenn du deine Familiengefühle da ausleben willst, wo sie gebraucht werden, dann versuch’s mal bei Victorinas armen Waisen.«
    »Ach … und wie geht’s Mico? Was macht er so?«
    »Nicht viel – wie gewöhnlich.« Mein Vater hörte sich das kommentarlos an. Dennoch hielt ich es für möglich, daß er was für die armen Würmer tun würde. »Warst du auf der Beerdigung?« fragte ich, neugieriger, als mir lieb war.
    »Nein. Man wies meine Hilfe als unnötig zurück.« Er sagte das ganz ruhig, ja fast unbeteiligt. Ich konnte weder heraushören, ob es ihm naheging, noch ob es ihn überhaupt berührte.
    »Victorina war deine Tochter«, sagte ich förmlich. »Man hätte dich nicht ausschließen dürfen.«
    »Nun mach doch keine Affäre daraus.«
    »Wäre ich daheim gewesen, dann hätte man dich unterrichtet.« Es lag mir nicht, den Musterknaben zu spielen, aber seine schicksalergebene Haltung brachte mich in Rage. »Im übrigen kannst du niemandem einen Vorwurf machen: Denn als Paterfamilias warst du nicht gerade eine Starbesetzung!«
    »Fang nicht wieder damit an!«
    Ich stand mühsam auf. »Keine Angst, ich bin schon weg.«
    »Aber wir haben doch noch gar nicht über das gesprochen, weswegen du gekommen bist …«
    »Na und? Helena war doch hier, oder? Sie hat gewiß stellvertretend für mich gefragt.«
    »Aber ich spreche nicht mit Frauen.«
    »Vielleicht solltest du mal ’ne Ausnahme machen.« Vielleicht hätte er es schon damals versuchen sollen, als er noch mit meiner Mutter zusammenlebte.
    Ich hätte mir den Weg hierher sparen können. Der Gedanke, einen Streit wegen Festus anzufangen, war mir unerträglich – nein, nichts wie weg hier! Aber so leicht ließ mein Vater mich nicht vom Haken. »Typisch!« zeterte er. »Wir haben dir eine hübsche Balgerei geliefert, und prompt rennst du heim zu deiner Mama, um ihr vorzuheulen, daß deine Tunika dreckig geworden ist, weil du auf dem Campus mit dem bösen Buben gespielt hast.«
    Ich wollte mir schon den Mantel um die Schultern werfen, hielt aber mitten in der Bewegung inne. Das war nicht der rechte Weg, um den Fall Censorinus zu lösen. Außerdem brauchte ich eine Geschichte, um meine Mutter fürs erste zu besänftigen, und ich brauchte sie rasch. Ihre Ungeduld mit Bummelanten war sattsam bekannt. »Ich hätte dich schon was zu fragen«, räumte ich ein.
    Geminus schwang die Beine vom Diwan, setzte sich auf und sah mir forschend ins Gesicht. »Na, das ist aber mal ganz was Neues!«
    »Nur keine falschen Hoffnungen! Ich bin bloß auf der Suche nach einem Schnäppchen. Gibt’s in deinem Warenlager in den Saepta zufällig ein billiges und trotzdem brauchbares Bett?«
    Traurig und enttäuscht sah er mich an, aber er stand doch auf, um mich in sein Lagerhaus zu führen.
XXIII
    Die Saepta Julia sind eine weitläufige Anlage mit Marmoreinfriedung, in deren Säulenhallen die Wahlen abgehalten werden. Der umtriebige Marcus Agrippa, General und Schwiegersohn des Augustus, hatte den ganzen Bezirk neu- und umgestaltet, denn wenn er schon keine Aussicht hatte, je selbst den Kaiserthron zu besteigen, dann wollte er sich wenigstens auf die nächstbeste Art verewigen: durch größere und erhabenere Bauten. Agrippa hatte einen sicheren Blick dafür, wo diese Art Verherrlichung am besten zur Geltung kam. Ein Großteil des modernen Campus Martius ist sein Werk.
    Die Saepta hatte Agrippa von einer Art riesiger Schafhürde in eines der Schmuckstücke seiner selbsternannten Gedenkstätten verwandelt und dafür gesorgt, daß sie sich architektonisch durchaus mit dem Pantheon und den

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