positiv verliebt (German Edition)
lässt sich diese Vorsichtsmaßnahme nur schwer realisieren. Zumindest dann nicht, wenn man einen Job hat. Ich weiß nicht, was es ist, das mich zähneknirschend die Tür aufschließen lässt. Ich habe auch keine Ahnung, woher dieses merkwürdige Gefühl kommt, das mich seit dem Aufwachen gefangen nimmt. Dieses Gefühl, als wenn man beständig unter einer Gewitterwolke laufen würde, die nur darauf wartet, bei der erstbesten Gelegenheit einen Blitz abzuschießen, mit lautem Donnergrollen für einen Hörsturz zu sorgen oder einen Schwall eiskalten Wassers über mich zu ergießen. Bisher ist noch nichts davon eingetreten, aber es wird. Da bin ich mir sicher.
Ich frage mich, ob es wirklich nur daran liegt, dass ich die ganze Woche allein für das Museum verantwortlich bin. Dabei mache ich das nicht zum ersten Mal und es gibt auch nichts, was diese Woche von anderen unterscheidet. Meine Eltern haben sich den Kurzurlaub verdient und ich kenne mich mittlerweile besser aus als meine Mutter. Ihr gehört das kleine Spielzeugmuseum. Zuerst konnte sie sich nur nicht dazu durchringen, das Spielzeug von meiner Schwester und mir wegzuwerfen, dann machte sie diese unglaubliche Entdeckung auf dem Dachboden meiner Uroma. In diversen Kisten fand sie Spielzeug, das bis an den Beginn des vorherigen Jahrhunderts reichte. Blechspielzeug, filigrane Porzellanpuppen, Soldaten und diverses Kriegsspielzeug, Bücher… Ihre Leidenschaft prägte unser ganzes Familienleben. Es gab keinen Flohmarkt, auf dem wir nicht nach Spielzeug Ausschau halten mussten. Keine Sperrmüllsammlung, die wir nicht durchsuchen mussten … und am Ende wurde es so viel Zeug, dass das Haus meiner Eltern aus allen Nähten platzte. Ich weiß nicht genau, wie mein Vater es geschafft hat, aber auf einmal war die Idee mit dem Museum geboren und die Stadt unterstützte das Vorhaben sogar. Aus irgendeinem Grund konnte mich meine Mutter dazu überreden, nach dem Studium bei ihr anzufangen. Ich mag die Arbeit, auch wenn es mich nicht reich macht und eine Karriereleiter nicht in Sicht ist. Außer, man würde die Tatsache, dass ich diese Woche die Alleinverantwortung trage, als Karrieresprung betrachten. Das tue ich natürlich nicht, denn da ist diese Gewitterwolke.
„Morgen“, begrüßt mich Katja, unsere Aushilfe.
„Morgen.“
„Du siehst aber gar nicht gut aus. Schlecht geschlafen?“, schleudert sie mir in ihrer entwaffnend ehrlichen Art entgegen.
„Danke für das Kompliment“, brumme ich und schließe die Eingangstür auf. Es riecht immer ein wenig muffig. Es ist, als wäre der Staub der Jahrhunderte noch fühlbar, dabei ist meine Mutter peinlichst darum bemüht, jedes einzelne Stück sauber und in tadellosem Zustand zu halten.
Aber Katja hat recht. Ich habe schlecht geschlafen. Es ist nicht allein das merkwürdige Gefühl von heute, es ist mein Status, an dem sich noch immer nichts verändert hat, der mich grübeln lässt. Nach Fabians Abgang gab es keinen weiteren Kontakt zwischen uns. Im Club ist er nicht aufgetaucht und Max meinte, in der Kneipe sei er seitdem auch nicht mehr gewesen. Ich mache mir Sorgen, denn er sah so blass und müde aus. Aber es ist nicht meine Aufgabe, das zu hinterfragen, mich um ihn zu kümmern. Er hat die Grenze deutlich gezogen, hat mir gezeigt, dass er nicht interessiert ist. Daniel findet die Entwicklung natürlich richtig und gut. Ich kann dieses Denk an seinen Status echt nicht mehr hören. Wer denkt denn bitte sehr an meinen Status? Während er das verdammte Virus einigermaßen mit Medikamenten im Zaum halten kann, gibt es gegen dieses blöde Verliebtsein überhaupt nichts. Ich will mich nicht wie eine Dramaqueen benehmen, will nicht vergleichen oder verharmlosen, aber verdammt, mir geht es schlecht und… ich konnte es fühlen, er ist interessiert. Für einen klitzekleinen Moment hat er mich über die Mauer gucken lassen. Vermutlich mache ich mich mit meiner Hoffnung zum Idioten, aber ich kann ihn einfach noch nicht aufgeben. Leider komme ich auch nicht an ihn ran.
„Sag mal, schläfst du noch?“ Katja wedelt mit einer Hand vor meinen Augen und grinst mich breit an.
„Was? Ähm, nein … also … Wolltest du was Bestimmtes?“, stottere ich vor mich hin, verbanne die Gedanken an Fabian ganz nach hinten und versuche, mich auf den Tag und insbesondere auf Katja zu konzentrieren.
„Eigentlich hatte ich nur gefragt, ob du auch einen Kaffee möchtest. Außerdem wollte ich dich daran erinnern, dass nachher diese zwei
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