Post Mortem
nichts gebracht… Alex, würden Sie mir einen Gefallen tun und morgen früh Starks Vater anrufen? Ich habe drei Nachrichten hinterlassen, ohne dass er zurückgerufen hat. Zweifellos hat er für das Department nichts übrig, und ich kann ihm das nicht mal zum Vorwurf machen. Wenn man bedenkt, dass er einen Abschluss als Schultherapeut hat, kommen Sie vielleicht besser mit ihm zurecht.«
»Ich werde meine professionelle Höflichkeit perfekt zum Tragen bringen.«
»Vielen Dank, Sie sind ein Engel.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Warum ist das ansteckend, Doktor?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Die Geheimnisse der Wissenschaft«, sagte sie. »Ich sollte mich wohl ein bisschen um den Haushalt kümmern. Eric hat gerade einen Job von einem Monat beendet. Für eine Rüstungsfirma in Arizona, eine Industriespionagesache, die sich als Paranoia herausstellte. Er ist dauernd hin und her geflogen, und wir haben nicht viel voneinander gesehen. Wenn das hier endlich in die Gänge kommt, wird es noch schlimmer sein.«
»Mach dir einen schönen Abend, Kleine«, sagte Milo. »Hat Eric einen iPod?«
»Ha. Eric hört nur dann Musik, wenn ich sie anstelle. Der Mann kann einfach dasitzen und nichts tun, wie ich es noch nie gesehen habe.« Sie lächelte, rührte sich aber nicht von der Stelle. »Also dann… irgendwann werden sich diese Scheißkerle schon aus ihren Löchern wagen müssen, stimmt's?« Sie legte ihre Handflächen wie im Gebet zusammen. »Morgen werde ich hoffentlich Marys Telefonunterlagen zur Verfügung gestellt bekommen. In der Zwischenzeit werde ich Raul über die jüngsten Entwicklungen informieren. Er macht seine Sache ganz toll… das sollte ich ihm sagen.«
Sie wurde mit jedem Satz leiser, so dass sie am Ende murmelte.
Ihre Schultern wurden runder, und ihr Kopf senkte sich. Sie sah älter und erschöpft aus, aber nur die Sekunden, die sie brauchte, um sich wieder aufzurichten und die Haare zurechtzuschütteln.
»Nun ja, hoffen wir mal, dass sie eine Dummheit begehen - noch eine Sache, Jungs, ganz unter uns. James Rahab - der Sergeant, der den Bericht zu Roger Bandinis Tod geschrieben hat - taucht auf einer Liste mit möglichen Informanten Fortunos im Department auf.«
»Wie hast du das rausbekommen?«, fragte Milo.
»Stu hat das über seinen Fed-Kumpel erfahren. Der ihn auch darüber informierte, dass es keine weiteren Gespräche mit dem tollen Mario geben wird.«
»Bandinis Tod wurde nicht weiter untersucht, weil Fortuno Marys wegen dafür gesorgt hat, dass die Ermittlungen eingestellt wurden?«, fragte ich.
»Falls sie glaubte, dass eine ernsthafte Untersuchung des Falls Bandini Petey in Gefahr bringen würde, hatte sie ein Motiv, einen Gefallen einzufordern. Andererseits kann es auch einfach Zufall sein. Rahab ist rechtmäßig in jener Nacht auf Streife gewesen - Ausbildung eines Anfängers. Und an der Oberfläche sah Bandinis Tod tatsächlich wie eine Überdosis aus. Außerdem ist die ganze Geschichte ohnehin müßig, weil Rahab vor drei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist.«
»Wo ist der junge Polizist, den er ausgebildet hat?«, fragte Milo.
»Ich habe nicht mal einen Namen. Der FBI-Typ hat es Stu auch nur als Trostpreis erzählt - in dem Sinn: Das ist die letzte Information, die du bekommst.«
»Oder weil er uns für sich arbeiten lassen will. Wenn wir etwas entdecken, kann er es der Anklage gegen Fortuno hinzufügen.«
Petra dachte darüber nach. »Könnte sein… Jedenfalls haben wir keinen Grund, den Geschichtskanal zu bedienen, wenn ich bei einem aktuellen Mord nichts erledigt kriege. Gute Nacht, Freunde.«
Am nächsten Morgen versuchte ich um zehn, Herbert Stark zu erreichen.
Eine Frauenstimme trällerte: »Sie sind verbunden mit Myra und Herb. Wir könnten angeln, wandern oder einfach nur am Faulenzen sein. Hinterlassen Sie eine Nachricht, und falls sie interessant ist, rufen wir vielleicht zurück.«
»Mr. Stark, hier spricht Dr. Alex Delaware. Ich werde mein Bestes tun, dies zu einer faszinierenden Nachricht zu machen. Vor Jahren haben Sie Ihre Bürgerpflicht getan und sind mit einer unglaublichen polizeilichen Inkompetenz konfrontiert worden. Falls Sie sich dazu bereitfinden könnten, sich an die damalige -«
»Die Frage ist, ob ich das will?«, unterbrach mich eine tiefe Männerstimme. »Faszinierend? Nicht ganz. Minimal zum Nachdenken anregend? Möglicherweise.«
»Vielen Dank für -«
»Byron sagte, Sie machten einen, ich zitiere, aufmerksamen Eindruck, Zitatende. Das
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