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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Wesentlichen - nein, ich lüge. Es ist nicht nur das Auf-und-ab-Gehen. Es geht darum, was das alles bedeutet - diese ganze Besorgnis. Das ist eine Stressreaktion, stimmt's? - tut mir leid, keine Fragen. Es war sowieso eine dumme Frage, natürlich ist es Besorgnis. Wahrscheinlich steht sie sogar Todesängste aus. Ganz zu schweigen von der Trauer um ihre Mutter - darüber redet sie auch nicht.«
    »Leute reden, wenn sie dazu bereit sind.«
    »Wie in dem alten Witz?«, sagte er. »Wie viele Seelenklempner braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln, nur muss die Birne ausgewechselt werden wollen? Aber es ist nicht einfach, wenn es jemand ist… Außerdem hat mir America - unsere Haushälterin - von anderen Angewohnheiten erzählt, die Tanya hat. Sie kam zufällig ins Zimmer, während Tanya… zugegeben, sie ist neugierig, im Grunde geht sie einem ganz schön auf die Nerven, Cecilia - ihre Schwester -hat mir erheblich besser gefallen. America ist äußerst moralistisch, seit Tanya eingezogen ist, läuft sie dauernd mit diesem säuerlich selbstgerechten Gesichtsausdruck durch die Gegend. Zweifellos glaubt sie, zwischen Tanya und mir liefe irgendwas, also ist sie vielleicht absichtlich in Tanyas Zimmer gegangen. Jedenfalls hat sie es gesehen.«
    »Was hat sie gesehen?«
    Er knöpfte sein Hemd wieder zu, von unten nach oben. Überprüfte die Reihenfolge. »Vielleicht bausche ich die Sache zu sehr auf… es gibt ein Ankleidezimmer hinter Tanyas Schlafzimmer und dahinter einen begehbaren Kleiderschrank. Das Ankleidezimmer ist verspiegelt, und die Wände stehen in einem solchen Winkel zueinander, dass man vom Bett aus in einen Teil des Schranks sehen kann. America behauptet, sie hätte nicht spioniert, hätte nur Tanyas Kissen aufgeschüttelt… Sie sah Tanya in dem Schrank herumgehen und Sachen anfassen. Da steht unglaublich viel Zeug in Tüten herum, hauptsächlich abgelegte Klamotten meines Vaters, Zeug, das er seit Jahren nicht mehr getragen hat, er schmeißt nie etwas weg, hofft immer noch, dass ich irgendwann auf den Geschmack komme. Als ob ich dieses ganze Theater mit Smokingjacke und Halstuch veranstalten würde - okay, okay, ich schweife vom Thema ab. America sagt, Tanya hätte jede einzelne Tüte dreimal berührt, habe dann wieder von vorn angefangen und es viermal wiederholt, dann fünf-, dann sechs-, dann siebenmal.«
    »America hat zugesehen und mitgezählt«, sagte ich.
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass sie eine Schnüfflerin ist. Sie meint, Tanya hätte bei sieben aufgehört und dann das Gleiche mit Dads Schuhen gemacht. Sie hat mich gefragt, ob sieben eine magische Zahl wäre, und hatte dabei diesen Blick in den Augen, als ob Tanya eine Art Teufelsanbeterin wäre. Sie ist ungebildet, was in aller Welt sollte sie über Stressreaktionen wissen?«
    »Haben Sie ihr etwas erklärt?«
    »Das hätte ich vielleicht tun sollen, aber ich wurde nur sauer. Hab ihr erzählt, dass Tanya meine Freundin und alles, was sie täte, in Ordnung sei, sie brauchte nicht zu mir zu kommen und sie zu verpfeifen. Das hat ihr nicht gefallen, aber das ist mir scheißegal. Sie arbeitet erst fünf Jahre bei uns, und sie geht mir auf den Geist.«
    »Aber Sie machen sich Sorgen wegen Tanyas Angewohnheiten.«
    »Tanya hat mir von ihrer zwanghaften Verhaltensstörung erzählt und davon, wie Sie sie geheilt haben.« Ich blieb still.
    »Dann war das auch eine Verleugnung der Realität«, sagte er. »Ist das unheilbar?«
    »Menschen haben gewisse Neigungen«, sagte ich. »Unter Druck kommen sie zum Vorschein.«
    »Also erwarte ich im Augenblick zu viel von Tanya - das ist das Letzte, was ich tun wollte.«
    »Ich höre Sorge, keine Erwartung.«
    »Ich mache mir keine Sorgen wegen einiger Verhaltensmuster, Dr. Delaware. Es ist der eigentliche Grund, der mich bekümmert. Unter wie viel Druck muss sie stehen, wenn sie nicht darüber reden kann. Wie kann ich ihr helfen?«
    »Sie bieten ihr Freundschaft und Schutz.«
    »Das reicht offensichtlich nicht.«
    »Weil sie nicht die ganze Zeit glücklich ist?«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich an. Er schloss die Augen und massierte sich die Lider. »Ich denke mehr an meine Sorgen als an ihre. Herrgott, warum kann ich mich nicht darauf konzentrieren, worauf ich mich konzentrieren sollte?«
    »Sie machen Ihre Sache gut, Kyle.«
    Das wischte er beiseite. »Sollte ich mit ihr über ein bestimmtes Thema sprechen? Wäre es hilfreich, wenn sie sich abreagieren könnte?«
    »Im Moment nicht.«
    »Warum

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