Post Mortem
dass er Lester Jordan auf Blaise De Paines Geheiß stranguliert hatte, und Moses Grant wahrscheinlich auch. Alles Übrige war der typische Versuch eines Kriminellen, seine Zuhörer an der Nase herumzuführen.
Nicht sehr geschickt, der Versuch; er hatte so viel preisgegeben, dass er dutzender Verbrechen angeklagt werden konnte.
Als Petra und Raul den Raum wieder betraten, richtete Fisk sich auf, nahm den Saft und den Müsliriegel entgegen. Er dankte beiden Detectives namentlich, trank, kaute und faltete die Verpackung zu einem säuberlichen kleinen Quadrat zusammen.
»Hat das geschmeckt, Robert?«, fragte Petra.
»Ja, vielen Dank.«
»Gerne, Robert. Warum also haben Sie Lester Jordan erwürgt?«
»Das war ich nicht, er war das.«
»Peterson Whitbread.«
»Für mich war er immer Blaise.«
»Wie nennt ihn seine Mutter?« Fisk lächelte. »Meistens ›der kleine Scheißer*.«
»Der Papa schlägt ihn, und der Mama ist er egal«, sagte Raul Biro.
»Er hat ihr vom ersten Tag an Kummer gemacht«, sagte Fisk. »Auf die Weise habe ich ihn kennen gelernt, sie hat mich als Babysitter haben wollen.«
»Mary hat Sie dafür bezahlt, dass Sie auf Blaise aufpassen?«, fragte Petra.
»Ja.«
»Wie viel?«
»Hundert hier und hundert da.«
»Bargeld?«
»Ja.«
»Wie haben Sie Mary kennen gelernt?«
Fisk rollte mit den Schultern. »Ich habe fünfmal die Woche in der Steel Mill, Ecke Santa Monica und La Cienega, trainiert. Die Typen dort haben immer darüber geredet, wie viel Geld sie mit Filmen für Erwachsene verdienten. Regisseure stehen auf Typen mit gut definierten Körpern.« Er streichelte seinen Unterarm.
»Filme für Erwachsene«, sagte Petra.
Fisk nickte. »Ich hatte gerade mal keinen Job als Lehrer, und als ein Typ im Studio sagte, es gäbe Termine zum Vorsprechen im Valley, dachte ich mir, warum nicht? Mary war dort.«
»Hat Mary auch vorgesprochen?«
»Nein, sie leitete die Vorsprechprobe. Mit noch ein paar Leuten.«
Petra blickte in ihre Unterlagen. »Hieß die Firma Righte-ous & Raw Productions?«
»Ja.«
»Was für Jobs als Lehrer haben Sie?«
»Yoga, Aerobic, Taekwondo, Kendo, javanischer Speer, Judo, was Sie wollen. Mein eigentliches Ziel ist, Kampfkoordinator zu sein.«
»Der Idiot redet immer noch im Präsens«, sagte Milo.
»Kampfkoordinator für Filme?«, fragte Petra.
»Kämpfe passieren nicht einfach«, sagte Fisk. »Man muss sie planen.«
»Choreografie.«
»So ähnlich.«
»Also haben Sie bei Mary vorgesprochen«, sagte Petra. »Haben Sie den Job bekommen?«
Die Röte kroch Fisks Hals hoch, schaffte es bis zu flachen, unbeweglichen Wangen. »Ich hab's mir anders überlegt.«
»Erwachsenenfilme waren nichts für Sie.«
»Nicht wirklich.«
»Aber Sie haben sich mit Mary zusammengetan«, sagte Petra.
Fisk erwiderte: »Es hat als Trainingssache angefangen. Ich habe Sie mit fortgeschrittenem Stretching bekanntgemacht, mit leichten Gewichten, Gleichgewichtsübungen und so.
Kreislauftraining hat sie bereits auf ihrem Laufband gemacht. Sie ist in einer tollen Form für siebenundvierzig.«
Laut Mary Whitbreads Geburtsdatum war sie dreiundfünfzig.
»Sie ist eine sehr attraktive Frau, Robert«, sagte Petra. »Sie beide haben also eine sexuelle Beziehung begonnen.«
»Nicht wirklich.«
»Robert, wir haben Sie beide im Bett gefunden.«
»Es gab Sex, aber es war nicht in erster Linie eine sexuelle Angelegenheit.«
»Was war es dann?«
»Es ging um Intimität. Darum, freundlich zu sein.«
»Aber das schloss eine sexuelle Beziehung mit ein.«
»Kommt darauf an, was Sie mit Beziehung meinen.«
Milo murmelte: »Dieser Typ sollte für die Präsidentschaft kandidieren.«
Raul Biro sagte: »Wir meinen damit, dass Sie sie gefickt haben.«
Lange Pause. »Dazu ist es gekommen. Dann und wann.« Biro beugte sich vor. »Gibt es einen Grund dafür, dass Sie sich deswegen schämen?«
»Nein, sie ist… nein, damit habe ich kein Problem.«
»Womit?«, fragte Biro. Fisk antwortete nicht.
»Ist irgendwas in dieser Hinsicht schiefgegangen?«
»Nein, nein, nichts in der Art«, erwiderte Fisk.
»Sie ist älter, das ist alles.«
»Hey«, sagte Petra. »Man ist so alt, wie man sich fühlt.«
»Das hat sie auch gesagt.«
»Sie und Mary wurden intim miteinander, und Sie kamen sie heute Abend besuchen.«
»Wir haben uns eine Weile nicht gesehen, und sie sagte, sie würde ein veganisches Essen machen, Tempeh und Tofu. Ich habe sie mit veganer Ernährung bekanntgemacht, manchmal sind wir zum
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