Post Mortem
gewohnt?«, fragte ich.
»Ein junges Ehepaar aus… Indonesien. Oder Malaysia? Irgendwo da drüben. Sie hatten holländische Namen, obwohl sie Asiaten waren… Henry - nein, Hendrik. Hendrik und Astrid van Dreesen. Er machte ein Promotionsstudium, irgendwas Naturwissenschaftliches, und sie war… eine Art Verkäuferin… Er hatte, glaube ich, etwas mit Elektronik zu tun. Sie sind nicht so pfleglich mit der Wohnung umgegangen, wie man denken sollte. Wo sie doch Asiaten waren. Wir nehmen doch immer an, dass sie ordentlich sind, stimmt's?
Aber alles in allem gute Mieter. Sie sind vier Jahre geblieben und dann wieder dorthin zurückgegangen, wo sie hergekommen sind.«
»Während der Zeit, in der Ms. Bigelow hier wohnte, ist da irgendetwas Außergewöhnliches in der Umgebung geschehen?«
»Außergewöhnlich im Sinne eines Betrugs oder Schwindels oder einer Geldwäsche?«
»Alles, was Ihnen in den Sinn kommt«, sagte Milo.
»Außergewöhnlich… nun ja . . . wir haben keine Probleme der Art, wie sie in sozial schwächeren Vierteln an der Tagesordnung sind. Ich erinnere mich an einen Handtaschendiebstahl, eine arme alte Lady, die von einem Mexikaner niedergeschlagen wurde - einem Hilfskellner in einem Restaurant am Wilshire . . . aber das war nach Pattys Zeit . . . Es hat tatsächlich ein paar Einbrüche gegeben, aber die Polizei hat diejenigen erwischt, die dahintersteckten.« Sie schnalzte mit der Zunge. »War es Lungenkrebs? Als sie den Mietantrag stellte, behauptete sie, dass sie nicht rauche. Und ich habe nie einen Beweis für das Gegenteil gesehen.«
»Sie war hier kürzer als ein Jahr«, sagte ich. »Warum ist sie ausgezogen?«
»Die Miete überstieg ihr Budget«, sagte Whitbread. »Mit einem Kind in einer Konfessionsschule wurde das ein Problem, obwohl ich nicht weiß, warum man so etwas tun sollte.«
»Sind Sie kein Fan von Konfessionsschulen?«
»Diese Priester? Jeden Tag eine neue Schlagzeile. Aber das war Pattys Entscheidung. Als sie mir sagte, sie hätte Schwierigkeiten, gewann ich den Eindruck, dass sie auf eine Reduzierung der Miete aus war, aber das kam natürlich nicht in Frage.«
»Natürlich.«
»Wenn man im Immobiliengeschäft erstklassige Mieter haben will, Detective, muss man fair, aber hart sein. Pat-tys Wohnung war in einem hervorragenden Zustand, jede Menge originale Ausstattungsgegenstände aus den Zwanzigerjahren. Sie hat nicht lange leergestanden. In der Tat haben zwei schwule Männer sie genommen, und sie haben fünf Jahre darin gewohnt, und sie sind nur aus dem Grund ausgezogen, weil sie ein Haus in den Bergen gekauft haben.« Sie runzelte die Stirn. »Wo ist Patty hingezogen? Ich bin nie um eine Referenz gebeten worden.«
»Nach Culver City«, erwiderte Milo.
»Autsch«, sagte Whitbread. »Das ist ein kleiner Abstieg.« Ihr Blick richtete sich auf einen Punkt oberhalb seiner Schulter.
Ein schwarzer Hummer hatte am Bordstein angehalten. Whitbread winkte. Legte ihre Hand auf meinen Arm. »Mein Sohn ist gekommen - gibt es sonst noch irgendwas, Detective?«
»Nein, Ma'am.«
»Nun ja, war nett, mit Ihnen geredet zu haben.« Sie gab mir einen Schubs, lächelte Milo an. »Falls Sie zu irgendeinem Zeitpunkt ein paar pikante Details an Zivilisten weitergeben dürfen, erinnern Sie sich bitte an mich.«
»Wird gemacht«, sagte er. »Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Sie klapperte auf roten Absätzen an uns vorbei, eilte zu dem Hummer und klopfte an das Beifahrerfenster. Die Scheibe war schwarz getönt. Der Kühlergrill und die Felgen ebenfalls.
Als wir losfuhren, ging die Fahrertür auf, und ein riesiger junger Schwarzer in einem kupferfarbenen Trainingsanzug und dazu passenden Turnschuhen stieg aus. Mitte zwanzig, rasierter Schädel, mit dem Rasierapparat gestutzter Schnurrund Spitzbart.
»Das ist ihr Sohn?«, sagte Milo. »Ich liebe diese Stadt.«
»An jeder Ecke eine Überraschung«, sagte ich. »Mach ein Nickerchen, und deine Postleitzahl hat sich geändert.«
Mary Whitbread winkte uns zu.
Der Riese tat es ihr nach, aber er war nicht mit dem Herzen bei der Sache.
11
»Das ist ein Unterschied«, sagte Milo.
Wir standen neben dem kaputten Springbrunnen in der Mitte des Bungalow-Hofs am Culver Boulevard. Das Becken war gerissen, mit einer Kruste von toten Insekten bedeckt und mit irgendwelchen undefinierbaren organischen Flecken bespritzt. Ein zerbrochener Spielzeuglaster lag auf einer Seite. Als wir das Grundstück betreten hatten, waren die Kinder, die im
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