Post Mortem
und Fenster aquamarin abgesetzt, und hatte davor einen makellosen Rasen, der im Schatten einer herrlich verwachsenen Platane lag.
Eine frisch gekehrte Vorderveranda, hübsche Blumen in hübschen Vasen. Ein fröhliches »Eine Sekunde!« ertönte, bevor die schwarze Lacktür geöffnet wurde.
Nach Lisa Bergmans Beschreibung erwartete ich eine unscheinbare Frau in einem Hauskittel. Mary Whitbread war in den Fünfzigern, braungebrannt, schlank und wohlfrisiert blond, mit großen blauen Augen unter zu Kommata gezupften Augenbrauen. Ihre weiße Seidenbluse war mit goldenen Kettengliedern und roten Orchideen bedruckt - Versace oder darum bemüht - und straff in eine maßgeschneiderte dunkelblaue Crepehose gesteckt. Schmale Taille, eckige Hüften, spitze Brüste. Rote Sandalen mit Pfennigabsätzen gaben den Blick auf perlmuttartig lackierte Zehennägel frei. Der Lack ihrer Fingernägel hatte die Purpurfarbe der Sandalen.
»Hal-lo«, verkündete sie. »Falls Sie wegen der leerstehenden Wohnung hier sind, die ist leider wieder vermietet, die Agentur hat vergessen, sie von der Liste zu nehmen.« Milo sagte: »Ach, verflixt«, und hielt ihr sein Abzeichen hin.
»Polizei? Du meine Güte.« Sie schaute uns an. »Wenn ich mir Sie recht betrachte, ist es offensichtlich, dass Sie nicht… interessiert sind.«
»Ist es das?«
Mary Whitbread trat hinaus auf die Veranda und lächelte. »Was ich meinte, war: Wenn ich zwei Männer sehe, die zusammen eine Wohnung mieten möchten, nehme ich an - Sie wissen schon. Was nicht heißen soll, dass es mir was ausmacht. Im Grund sind sie meine Lieblingsmieter. So sorgfältig im Detail, dieses tolle Auge für Proportionen.« Sie tät schelte ihre Haare. Ließ die Zähne blitzen. »Womit kann ich der Polizei helfen?«
»Wir ziehen Erkundigungen über eine ehemalige Mieterin ein.«
»Ist einer meiner Leute in Schwierigkeiten geraten? Wer?«
»Niemand ist in Schwierigkeiten, Ms. Whitbread…«
»Sagen Sie einfach Mary zu mir.« Sie machte noch einen Schritt nach vorn, kam Milo eindeutig zu nahe.
»Niemand ist in Schwierigkeiten, Mary. Eine ihrer ehemaligen Mieterinnen ist verstorben, und es werden einige Ermittlungen hinsichtlich finanzieller Fragen angestellt.«
»Finanzielle Fragen? Wirtschaftskriminalität?«, fragte sie. »Wie bei Enron? World-com?«
»Nichts derart Bedeutendes«, sagte Milo. »Es tut mir leid, aber ich kann nicht ins Detail gehen.«
Mary Whitbread zog einen Schmollmund. »Wie gemein. Jetzt haben Sie mich ganz neugierig gemacht.«
Sie beugte sich nach vorn, nahe genug für einen Kuss. Milo zog sich zwei Schritte zurück. Mary Whitbread beanspruchte schnell den Raum für sich, den er freigemacht hatte. »In Ordnung, Detective. Ich beiße an. Wer ist diese geheimnisvolle Person?«
»Patricia Bigelow.«
Angeklebte Wimpern flatterten. »Patty? Sie ist gestorben? Wie traurig. Wie um alles in der Welt ist das passiert?«
»Krebs.«
»Krebs«, wiederholte sie. »Das ist furchtbar traurig. Sie hat nicht geraucht.«
»Sie erinnern sich an Sie?«
»Mir geht es um die Menschen. Meine Mieter bleiben jahrelang wohnen, und oft werden wir Freunde.«
»Patty Bigelow war nicht so lange hier.«
»Nein… da haben Sie wohl recht… Krebs? Sie kann noch gar nicht so alt gewesen sein.« Sie runzelte die Stirn.
»Die kleine Tochter von ihr… Tamara? Ihre Mutter zu verlieren… Wollen Sie sagen, dass Patty an einer Art Geldwasch anlage oder so beteiligt war?«
Milo legte einen Finger an die Lippen.
»Tut mir leid, Detective, ich finde Menschen einfach so unendlich faszinierend. Ich habe mal als Castingagentin für den Film gearbeitet, und, Mannomann, das war vielleicht eine Lektion in angewandter Psychologie. Aber Ihr Job, Blicke auf die dunkle Seite, der muss unendlich faszinierend sein.«
»Unendlich. Was können Sie uns über Patty Bigelow erzählen?«
»Nun ja«, sagte sie, »sie hat ihre Miete rechtzeitig bezahlt, ihre Wohnung war in einem guten Zustand. Ich hatte definitiv keine Probleme mit ihr.«
»Irgendjemand sonst?«
Mehr Wimpern-Freiübungen. »Nicht dass ich wüsste. Ich will nur sagen, wir sind prima miteinander ausgekommen. Waren Sie drüben in der Wohnung, die sie gemietet hatte?«
»Die Mieterin hat uns hierhergeschickt.«
»Lisa«, sagte Mary Whitbread. »Ein hübsches Mädchen. Ihr Vater zahlt die Miete. Er ist Scheidungsanwalt in Beverly Hills und finanziert seit Jahren Lisas Abenteuer. In diesem Monat ist es Drehbuchschreiben.«
»Wer hat über Patty
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