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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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wir in unserer Freizeit ein paar ziemlich gute Theorien spinnen.«
    »Ein paar davon haben sich als richtig herausgestellt«, erwiderte ich.
    »Hör sich einer den an«, sagte er. »Ich dachte, die Hauptsache wäre, positiv zu denken. Was immer das heißen soll.« Ich schwieg.
    »Noch irgendwelche Einsichten zu diesem Zeitpunkt?«, fragte er. »Nein.«
    »Auf zur Fourth Street.«
    Halbschatten von ausgewachsenen Bäumen verlieh dem Häuserblock ein hübsches Aussehen.
    Derselbe Mini Cooper war auf der Betonplatte geparkt. PLOTGRL.
    Weil Tanya gesagt hatte, eine asiatische Familie hätte über ihnen gewohnt, wandten wir uns dem Erdgeschoss des Zweifamilienhauses zu. Eine schlanke Brünette Ende zwanzig mit einem Pferdeschwanz kam an die Tür. Hinter einem Ohr steckte ein Bleistift. Ein flauschiger pinkfarbener Pullover hing über einer schwarzen Strumpfhose. Sommersprossige Nase, bernsteinfarbene Augen, kantiges Kinn. Sanfte Kurven gaben dem Pullover seine Form.
    Als sie Milos Abzeichen sah, musste sie kichern. »Cops? Das ist ja grotesk. Ich bin gerade mitten in einer Fernsehserie mit Cops. Wollen Sie meine technischen Berater werden?«
    »Was für eine Serie?«
    »Eine Pilotsendung«, sagte sie. »Der Pep besteht darin,dass ein weiblicher Detective wegen eines Unfalls mit einer Pistole taub geworden ist. Weil sie nicht hören kann, wie die Bösewichte näher kommen, muss sie aus ihren anderen Sinnesorganen das Äußerste herausholen. Überkompensation, verstehen Sie? Sie ist erstklassig in Gebärdensprache, und das ist schließlich entscheidend dafür, dass ein Serienmörder geschnappt wird.«
    »Klingt interessant«, sagte Milo.
    »Im Moment klingt es bescheuert, weil das, worin ich wirklich gut bin, Komödien sind. Aber mein Agent sagt, niemand wolle Komödien kaufen. Wenn ich mit Nichts Böses hören fertig bin, ist es hoffentlich nicht ganz so beschissen, aber nicht zu intelligent für den Sender.«
    Sie streckte die Hand aus und schüttelte unsere energisch. »Lisa Bergman. Was führt Sie an einem Wochenende zu mir?«
    Milo lächelte sie an. »Wir suchen nach Hintergrundinformationen. Sie sind zu jung, um uns helfen zu können.«
    »Ich bin älter, als ich aussehe, aber herzlichen Dank für die Blumen. Können Sie mir denn nicht wenigstens sagen, was los ist - keine Namen, nur den grundsätzlichen Plot? Ich bin immer auf der Suche nach Material.«
    »Der Plot«, sagte er, »ist, dass wir Erkundigungen über eine Frau einziehen, die vor neun, zehn Jahren hier gewohnt hat.«
    »Vor neun, zehn Jahren«, erwiderte Lisa Bergman, »war ich Studentin in Reed.«
    »Da sehen Sie's.«
    »Wollen Sie sagen, dass hier etwas passiert ist?«
    »Eine Person, an der wir interessiert sind, lebte hier. Wer wohnt über Ihnen?«
    »Vier Jurastudentinnen, die jünger sind als ich. Was hat diese Person, an der Sie interessiert sind, getan?«
    »Sie ist gestorben«, sagte Milo.»Heißt gestorben in diesem Fall ermordet?«
    »Es war ein natürlicher Tod, aber wir müssen ein paar Details aus ihrem Leben aufklären.«
    »Wieso?«
    »Finanzielle Fragen. Nichts, was pikant genug fürs Fernsehen wäre.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Hören sich Schuldscheine und Kommunalobligationen nach Pep an?«
    »Igitt«, sagte Lisa Bergman. Sie zog den Bleistift hinter ihrem Ohr hervor und legte die Spitze an die Unterlippe, wo sie ein winziges Grübchen erzeugte. »Sie sollten rüber zu Mary Whitbread gehen. Sie ist die Vermieterin.«
    »Wo finden wir sie?«
    Sie trat auf ihre Veranda hinaus und zeigte die Straße hinunter. »Das fünfte Haus von hier, das grüne. Vermutlich ist sie da.«
    »Ein häusliches Wesen?«
    »Nein, sie geht gerne einkaufen, aber meistens ist sie in der Nähe.« Stirnrunzelnd rümpfte sie die Nase. »Ist sie neugierig?«
    »Unter uns gesagt, sie kommt häufiger bei mir vorbei, als sie muss«, sagte Bergman. »Angeblich, um dafür zu sorgen, dass das Haus in Stand gehalten wird, aber in Wirklichkeit, um ein Schwätzchen zu halten. Einmal habe ich den Fehler gemacht, sie zu einem Kaffee einzuladen. Eine Stunde später war sie immer noch hier, und alle meine kreativen Ideen für diesen Tag hatten sich aus dem Staub gemacht.« Sie grinste. »Vielleicht war das gut.«
    Milo dankte ihr und wünschte ihr viel Glück mit ihrem Drehbuch.
    »Von Ihrem Mund in Gottes Ohr«, sagte sie. »Falls diese Sache sich nicht auszahlt, muss ich wieder als Eventmanagerin arbeiten.«
    Mary Whitbreads Zweifamilienhaus war minzgrün gestrichen, Türen

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