Post Mortem
Stooges, die in eine animierte Auseinandersetzung mit Augenausstechen vertieft waren, und dann zurück zu Albie. Ein sich aufladender iPod saugte an einem gründlich verdrehten Elektro-kabel.
Reiche-Leute-Bibliothek trifft Studentenwohnheim. Der Raum roch wie ein Wohnheim.
»Da ich an einigen Berechnungen arbeite«, sagte Kyle Bedard, »ist die Einsamkeit ganz hilfreich.«
»Wer wohnt hier sonst noch?«
»Niemand. Dad ist irgendwo in Europa, und Mom wohnt in Deer Valley und Los Gatos.«
»Berechnungen für die Dissertation?«
»Eine unendliche Geschichte.«
»Wo machen Sie Ihr Promotionsstudium?«
»An der Uni. Mein Diplom habe ich in Princeton gemacht und daran gedacht, im Osten zu bleiben.
Dann begriff ich, dass ich genug von dem Eis und dem Schneeregen und den Leuten hatte, die sich für britisch hielten.«
»In welchem Bereich der Physik arbeiten Sie?«
»Laser als alternative Energiequelle. Falls die Prüfungskommission meine Dissertation annimmt, ist es mein größter Wunsch, im Anschluss an die Promotion im Rahmen eines Stipendiums bei einem Genie arbeiten zu können, das am Lawrence-Livermore-Laboratorium Spitzenforschung betreibt. Es wäre cool, an etwas beteiligt zu sein, das Auswirkungen auf die nächsten tausend Jahre hat.«
»Nähern Sie sich allmählich dem Ende?«
»Mein Datenbestand ist komplett, und mit dem Schreiben sollte ich nächstes Jahr fertig sein. Aber Sie kennen das ja, es gibt keine Garantie. Wenn man zur mündlichen Prüfung erscheint und ein Kommissionsmitglied will einen in die Mangel nehmen, ist man erledigt. Ich sollte meine Talente als Arschkriecher verfeinern, aber die Arbeit hält mich immer wieder davon ab.«
»Das war auch meine Einstellung«, sagte ich. »Es hat prima geklappt.«
»Psychologie, ja? Klinisch?« Ich nickte.
»Vielen Dank für dieses Stückchen Zuversicht spendende Therapie - hier, möchten Sie sich setzen?« Er nahm den Laptop von dem Sitzsack und ließ sich hineinplumpsen.
Ich verschob einen Sessel, um ihm gegenüberzusitzen, und legte mir Blanche auf den Schoß.
»Das ist vielleicht ein idiosynkratischer Hund - da läuft eine Art Primatengeschichte ab«, sagte er.
»Ist das eine Minibulldogge?«
»Eine Französische Bulldogge.«
»Meinen Sie nicht Friedens-Bulldogge?«
Ich lachte. Er lächelte.
»Sie erinnern sich also an Patty Bigelow.«
»Ich erinnere mich, wer sie war. Großvater war damals am Leben, und meine Eltern waren noch zusammen. Wir wohnten in Atherton und kamen ihn nicht sehr oft besuchen. Ich bin immer gerne hierhergekommen - in diesen Raum, der so nach Büchern roch. Der Raum, den meine Eltern nie im Leben betreten würden, Gott bewahre sie davor, dass sie etwas lernen. Deswegen hatte ich die Chance, etwas zur Ruhe zu kommen. Er hat ein paar tolle Sachen hier, wirklich seltene Ausgaben.«
Er zeigte auf die Regale. »Woran ist Patty gestorben?«
»An Krebs.«
»So ein Mist. Was für eine finanzielle Untersuchung hat das ausgelöst, und warum?«
»Ich kann Ihnen nur sagen, dass ihr Tod einige Fragen aufgeworfen hat und die Polizei ihren Weg zurückverfolgt und sich mit all ihren Arbeitgebern unterhält.«
»Und Sie haben die Aufgabe, sich mit den Verrückten zu unterhalten?«
Ich lächelte.
Er kratzte sich am Kopf. »Wollen Sie sagen, dass Patty Geld unterschlagen hat? Das würde gut zu Moms Vorurteilen passen.«
»Nein, sie wird keiner Straftat verdächtigt.«
»Streng geheim und vertraulich? Das kann ich verstehen. Falls ich tatsächlich dieses Forschungsstipendium am Lawrence bekomme, werden meine Lippen versiegelt sein.« Er streckte die Beine aus, und der Sitzsack quietschte. »Krebs… so alt kam sie mir gar nicht vor… meiner Schätzung nach müsste sie Anfang fünfzig sein.«
»Vierundfünfzig.«
»Das ist viel zu jung«, sagte er. »Ein Drittel aller Todesfälle geht auf Krebs zurück. Eine Zahl, an die Mom mich immer wieder erinnert, weil sie Lasermit Röntgenstrahlen verwechselt und davon überzeugt ist, dass ich mich umbringe… Patty hatte eine Tochter, die jünger war als ich, sieben oder acht. Jedes Mal, wenn wir kamen, ist sie weggelaufen und hat sich versteckt - ich fand das unglaublich lustig. Einmal wurde mir langweilig, und ich bin raus in den Garten gegangen. Sie saß in den Büschen und zählte Blätter oder so und führte Selbstgespräche. Ich fand, dass sie einsam aussah, aber ich nahm an, sie würde ausflippen, wenn ich sie erschreckte, also ließ ich sie in Ruhe.
Es muss hart für sie
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