Post Mortem
wissen?«
»Klingt so, als wären Sie ein ziemlich aufmerksames Kind gewesen.«
»Eigentlich nicht«, sagte er. »Tatsächlich war ich meistens in meiner eigenen Welt. Genau wie Pattys Tochter in den Büschen. Ich muss wirklich wieder zurück zu meinen Berechnungen. Der weltweite Erdölverbrauch hängt davon ab. Wenn Sie mir Ihre Nummer dalassen, werde ich Dad ausrichten, dass er Sie anrufen soll, wenn ich das nächste Mal mit ihm rede.«
»Vielen Dank.« Ich setzte Blanche auf den Boden und stand auf.
Sie trottete direkt zu ihm. Er lachte leise und streichelte sie am Hals. Sie lächelte ihn von unten an.
»Cooler Hund. Sie kann definitiv hierbleiben.«
»Dieses Angebot höre ich immer wieder.«
»Charisma«, sagte er. »Soweit ich weiß, hatte Großvater davon mehr als genug.«
»Der Selfmademan.«
»Das ist ein schönes Vorbild«, erwiderte er. »Ich möchte etwas erreichen.«
13
Isaac Gomez hatte mir eine E-Mail geschickt.
Lieber Dr. D,
dies sind die offenen Mordfälle mit männlichen Opfern, die ich in den von Ihnen genannten Zeiträumen finden konnte, in chronologischer Reihenfolge notiert. Ich habe einen Radius von einer Viertelmeile als geografisches Kriterium benutzt. Auf Ihren Straßen selbst gab es keinen Mordfall. Es würde offensichtlich eine weitaus größere Zahl an gelösten Fällen geben.
1. Cherokee-Avenue-Bereich:
A. Rigoberto Alfredo Martinez, 19, Schusswunde im Kopf
B. Leland William Armbruster, 43, Schusswunde in der Brust
C. Gerardo Escobedo, 22, Stichwunden in der Brust
D. Christopher Blanding Stimple, 20, Schrotflintenschusswunde in Kopf und Oberkörper
2. Hudson-Avenue-Bereich:
A. Wilfred Charles Hong, 43, mehrfache Schusswunden in Kopf und Oberkörper
3. Fourth-Street-Bereich: keine offenen Mordfälle
4. Culver-Boulevard-Bereich:
A. D'Meetri Antoine Stover, 34, Schusswunde im Oberkörper
B. Thomas Anthony Beitran, 20, Schusswunden in Kopf und Oberkörper
C. Cesar Octavio Cruz, 21, Schusswunde im Kopf (Beitran und Cruz wurden bei demselben Vorfall ermordet)
Alles Gute und viel Glück,
Isaac
Ich leitete den Text an Milo weiter, beschäftigte mich zwei Stunden lang mit Papierkram, wurde nicht zurückgerufen.
Vielleicht hatte er sich wirklich in den Urlaubsmodus begeben. Vielleicht sollte ich das auch tun. Keine Arbeit mehr am Wochenende.
Aber am Sonntagmorgen war ich früh auf und durchsuchte den Cyberspace nach den Tötungsdelikten, die Isaac gefunden hatte. Der Mord an Wilfred Hong war auf einer Website von Diamantenhändlern aufgeführt. Blutige Details und Warnungen an seine Kollegen, aber keine neuen Fakten. Keiner der Hollywood-Fälle erzielte einen Treffer, aber der Doppelmord an Cesar Cruz und Thomas Beitran war im Archiv der Times vermerkt. Cruz und Beitran waren Mitglieder der Westside Venice Boyzz mit langen Vorstrafenregistern, und die Morde an ihnen wurden als »möglicher Vergeltungsschlag einer rivalisierenden Bande« bezeichnet. Ich hakte sie zusammen mit Hong ab.
Ich klickte bis mittags weiter, versuchte mich mit verschiedenen Methoden an den verbliebenen Fällen, wobei ich mit denen im Bereich der Cherokee Avenue begann. Bei drei von ihnen ohne Ergebnis, aber ich förderte eine Erwähnung von Christopher Blanding Stimples Tod im Zeitungsarchiv des Philadelphia Inquirer zutage. Man hatte Stimple, der in Phil-ly geboren und in seiner Highschool ein bekannter Sportler gewesen war, in einem kurzen, bezahlten Nachruf gewürdigt. Sein Tod war aufgeführt als »Unglücksfall, während Chris sich in Kalifornien aufhielt«. Beschönigte die Familie die Details eines Tötungsdelikts, bei dem eine Schrotflinte im Spiel war? Im Fall eines Mordes bestand dazu kein Grund, aber Selbstmord konnte Scham hervorrufen. Vielleicht war der Leichenbeschauer zu dem Schluss gekommen, dass sich der Tote die tödliche Wunde selbst beigebracht hatte, und diese Erkenntnis hatte noch nicht ihren Weg in die LAPD-Akten gefunden. Jedenfalls konnte ich mir nicht vorstellen, dass Patty Bigelow einen zwanzigjährigen Mann mit einer Schrotflinte umgenietet hatte, und hakte Stimple ebenfalls ab.
Um sechzehn Uhr unternahm ich einen strapaziösen Lauf, duschte, machte Kaffee und brachte das Haus auf Vordermann. Um halb sieben fuhr Robins Pick-up vor.
Sie sprang heraus und umarmte mich fest. »Warum trennen wir uns überhaupt jemals?«
Ihre Wange war feucht. Tränen waren nicht oft Bestandteil ihres Repertoires. Ich versuchte ihr Gesicht zurückzuziehen, um sie küssen zu
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