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Post Mortem

Post Mortem

Titel: Post Mortem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gewesen sein, ihre Mom zu verlieren.«
    Quietsch quietsch. »Komisch, an was für Sachen man sich erinnert.«
    »Was für Erinnerungen verbinden Sie sonst noch mit Patricia Bigelow?«
    »Mal sehen«, sagte er. »Sie schien Großvater angemessen zu versorgen, und zum Schluss war er ziemlich daneben. Dad hat sie geschätzt.«
    »Ihre Mutter nicht?«, fragte ich.
    »Mom hat eine übertriebene Vorstellung von Klassenunterschieden.«
    »Unterschlagung passt zu ihrer vorgefassten Meinung.«
    »Sie nimmt an, dass die Unterschicht unweigerlich stehlen wird, und die Unterschicht ist definiert als jeder, der nicht so reich ist wie sie. Als ich aufwuchs, mussten die Dienstmädchen jedes Mal, wenn sie das Haus verließen, ihre Handtaschen inspizieren lassen. Sie ist von Natur aus ein misstrauischer Mensch. Ich sehe sie nicht sehr oft.« Er lächelte halbherzig. »Wir sind nicht gerade eine geschlossene soziale Einheit.« Sein Fuß stieß gegen den Pizzakarton. »Ich sollte dieses Zimmer aufräumen, aber das mache ich wahrscheinlich nicht. Wenn Dad nach Hause kommt und wütend wird, wird meine Entschuldigung lauten, dass ich zu viel zu tun hatte. Der wirkliche Grund für meine Nachlässigkeit wird sein, dass ich Dad wütend machen wollte. Ein Zeichen mangelnder Reife, nicht?« Er warf den Kopf zurück und bohrte mit dem Finger in einem Auge herum. »Autsch. Die Kontaktlinse ist verrutscht - okay, jetzt sitzt sie wieder.«
    »Wann kommt Ihr Vater zurück?«, fragte ich.
    »In einer Woche, zehn Tagen, einem Monat, einem Parsek. Eigentlich, wann er Lust dazu hat. Er arbeitet nicht. Lebt von Großvaters Vermögen. Es kommt mir ein bisschen wie bei Edith Wharton vor. Selbst wenn man es nicht nötig hat zu arbeiten, könnte man doch etwas Nützliches tun. Für mich war vorgesehen, dass ich pro forma einen Job bei einem Börsenmakler antrete, ein reiches, langweiliges Mädchen heirate, die erforderlichen langweiligen ein bis zwei Kinder zeuge und ein Leben kalkulierter Trägheit als Frührentner führe. Das Physikstudium macht Mom wirklich wütend. ›Das ist Lohnarbeit, eine gute Sache für Juden und Chinesen.« Sie ist überzeugt, dass ich Nachkommen mit zwei Köpfen haben werde.«
    »Der Wissenschaftler als Rebell«, sagte ich.
    »Ich hätte ein gefährlicher Verbrecher, ein von Drogen benebelter Verlierer oder Mitglied der Grünen werden können, aber Arbeitsmoral zu entwickeln kam ihr subversiver vor… Was für Erinnerungen verbinde ich also noch mit Patty Bigelow… sie hat sich um Großvaters Bedürfnisse gekümmert, war schnell - schnell zu Fuß, meine ich. Daran erinnere ich mich definitiv. Sie eilte immer umher, sorgte dafür, dass er alles hatte, was er brauchte. Vielleicht hat sie das nur Dad zuliebe getan. Falls ja, war es umsonst. Er glaubt, dass jeder unnötige Energieaufwand ein Laster ist. Und Großvater war ihm scheißegal. Sie konnten sich nicht ausstehen.«
    »Vater-Sohn-Probleme?«
    »Oh, Mann«, sagte er. »Gemessen daran sind Dad und ich die besten Freunde. Und was den Grund angeht - niemand hat mich über all die schmutzigen kleinen Familiengeheimnisse aufgeklärt. Großvater wusste den Wert der Arbeit zu schätzen. Er hat es aus eigener Kraft geschafft, ist 1939 zur Army gegangen - nicht als Absolvent von West Point, er hat als Unteroffizier bei den Fernmeldern in Texas angefangen und zum Schluss als Lieutenant Colonel Kommunikationssysteme auf dem europäischen Kriegsschauplatz entworfen. Nach der Entlassung hat er einen Job beim Fernsehen angenommen, ist dann zur Optischen Industrie gewechselt und schließlich bei elektronischen Komponenten gelandet. Er hat Widerstände und Energiezellen und Messvorrichtungen erfunden - Oszillatoren, Dinge dieser Art. Hat einen Haufen Patente erworben und so viel Geld verdient, dass Mom und Dad sich einbilden, wir gehörten zur Mayflower-Aristo kratie.« Sein Schuh stieß gegen den Behälter von Kentucky Fried Chicken. »Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Vielleicht handelt es sich um das, was ihr Psychologen als Nachfragecharakteristikum bezeichnet - Sie wollen, dass ich rede, also rede ich.«
    »Das ist ein ziemlich esoterischer Begriff.«
    »Ich hab zu Beginn meines Studiums ein bisschen Psychologie belegt. Fand es interessant, aber ich brauchte etwas weniger Nebulöses. Jedenfalls ist das alles, was mein Gedächtnis zu Ms. Bigelow hergibt.«
    »Wie ist es dazu gekommen, dass sie hier gearbeitet hat?«
    »Ich war ein Kind. Woher soll ich das

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