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Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland

Titel: Postbote Stifter ermittelt 02 - Oberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Weber
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Tier um. Er legte es schließlich unterhalb einer grün vermoosten Buche ab, zwischen altes Laub und hohe Gräser.
    Als er sich erhob und zu seinem Postrad zurückgehen wollte, bemerkte er zwischen den Bäumen etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Eine Reflexion in der Sonne, eine metallische Oberfläche, gute fünfzig bis siebzig Meter von seinem Standort entfernt. Stifter überlegte, ob er sich durchs Unterholz zu der Stelle vorkämpfen sollte, aber dann fiel ihm ein, dass dort hinten ein Weg verlaufen musste, der von seiner Route abzweigte. Er ging zurück zum Kiesweg, schwang sich auf sein Fahrrad und fuhr bis zur Wegkreuzung. Dort bog er links ab, was ihn von seinem eigentlichen Ziel, dem Wendehammer in der Chamissostraße, entfernte. Nun müsste die Stelle, an der er das, was da so dunkel glänzte, vermutete, links von ihm liegen. Er fuhr jetzt langsam und hielt nach dem metallischen Etwas Ausschau, als er Reifenspuren bemerkte, die einem matschigen Forstweg folgten. Und nun fand er auch seine Vermutung bestätigt: Es war der Porsche Cayenne von Herrn Regmeier, der halb versteckt zwischen den Bäumen stand, ein paar Meter den Forstweg hinein. Man bemerkte den Wagen nur, wenn man danach Ausschau hielt, ein vorübereilender Jogger oder Radfahrer hätte ihn gut übersehen könnte.
    Johannes Stifter zögerte. Die tote Kröte hatte ihm bereits zugesetzt, sein Magen war unruhig, und er fragte sich, ob er weitere Aufregungen vertrug. Denn dass es mit dem Auto von Regmeier etwas Ungutes auf sich hatte, dessen war er sich sicher. Der Standort war nicht weit genug vom Wohnort entfernt, als dass man annehmen konnte, der Mann sei zum Joggen, Spazierengehen oder zur Pilzsuche gefahren und habe den Wagen zu diesem Zwecke dort platziert. Auch die Uhrzeit, halb zehn, sprach dagegen. Das war die Zeit, in der Regmeier normalerweise zu Hause aufbrach, um ins Büro zu fahren.Etwas war nicht in Ordnung mit dem Auto, mit dem Ort und mit der Zeit.
    Johannes Stifter wusste, dass jede weitere Überlegung müßig war. Natürlich würde er sein Fahrrad abstellen und nach dem Rechten sehen.
    Als er sich dem Auto schließlich näherte, erkannte er, dass jemand auf dem Fahrersitz saß. Johannes Stifter zögerte, bevor er weiterging. Vielleicht wollte Herr Regmeier einfach seine Ruhe haben. Unwillkürlich überprüfte er, ob auf dem Auspuff des mächtigen Wagens ein Schlauch steckte. Denn das war die erste Assoziation, die ihm in den Sinn kam, wenn er ein Auto, in dem jemand saß, abseits des Weges im Wald sah. Die zweite Assoziation war Sex. Stifter stoppte sofort. Wenn nun jemand auf dem Beifahrersitz saß? Jemand, den er nicht sehen konnte, weil sich dieser Jemand gerade hinunterbeugte? Stifter wollte auf dem Absatz umkehren, aber ein weiterer Blick auf Herrn Regmeiers Hinterkopf hielt ihn davon ab. Gegen jede Vernunft ging er ein paar vorsichtige Schritte, bis er das Auto erreicht hatte. Er hielt inne und betrachtete Regmeiers Gesicht durch die Scheibe. Er sah es im Halbprofil, der Mann dagegen schien ihn noch immer nicht zu bemerken. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet, ins dunkle Unterholz des Waldes. Die Hände hatte er auf das Lenkrad gelegt, ganz so, als wollte er jede Minute den Rückwärtsgang einlegen und wegfahren. Aber bei genauerer Betrachtung fiel Stifter auf, dass das Gesicht des Mannes, der die vierzig mit Sicherheit noch nicht überschritten hatte, wächsern aussah. Beinahe leblos. Wären da nicht die Tränen gewesen, die in stillem, ruhigem Fluss die Wange hinabliefen.
    *
    Der Druck auf ihrer Brust wollte nicht nachlassen. Gudrun von Rechlin lag noch immer im Bett, obwohl es weit nach neun Uhr war. Aber sie war zu matt, um aufzustehen. Das war in den letzten zehn Jahren erst einmal vorgekommen. An dem Tag, nachdem der Notar ihr mitgeteilt hatte, dass Volkmar nichts als Schulden hinterlassen hatte. Dass ihr nichts mehr gehörte. Keines ihrer Ferienhäuser, nicht der Mercedes und erst recht nicht die Villa. Dass sie nur noch diesen Fonds hatte, in dem aber das Geld fest angelegt war, auf Jahre hinaus. Damals war das eingetreten, was keine Krankheit, kein körperliches Gebrechen jemals geschafft hatte: Sie war außerstande gewesen, sich aus dem Bett zu erheben. Wie auch jetzt.
    Sie war verzweifelt, weil ihr Plan zu scheitern drohte. Sie kam nicht an das Geld von diesem Heims heran. Kein Fax an die Bank, kein Anruf, keine Vollmacht und keine Überweisung konnte ihr ihr Vermögen zurückbringen. Dass sie so dumm

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