Postkarten
zugeknöpfte Hemdsärmel, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand verstümmelt, in der Kindheit von einer Axt abgeschlagen und als Stummel verheilt.
»Fallensteller von der Regierung?«
»Um Himmels willen nein. Ich rotte nicht aus, gehe nur saisonweise zum Fallenstellen, ziehe weiter, damit ich in die Population der Pelztiere keine große Lücke reiße. Ich nehme mir meinen Teil und ziehe weiter. Verdiene meinen Lebensunterhalt damit. Hinterlasse die Gegend sauber, baue die Fallen ab, sammle alle meine Geräte ein, gehe die Strecke mit dem Landbesitzer ab, wenn ich fertig bin, damit er sich selber davon überzeugen kann, daß alles in Ordnung ist. Hab’ bisher noch keine Klagen gehört.«
»Ich hab’ selber mal ein bißchen Fallen gestellt. Ist ein hartes Brot.«
»Wenn man die Sache mal raushat, kann man ganz anständig davon leben. Man gewöhnt sich daran.«
»Ja. Also, ich will nicht behaupten, daß ich noch nie Fallensteller auf mein Land gelassen hab’, aber vor ein paar Jahren hatte ich mit sogenannten Fallenstellern Schwierigkeiten. Die Dreckskerle haben den ganzen Winter über frisches Fleisch gegessen, und mir haben im Frühjahr ein paar Kühe gefehlt. Die Kojoten waren das nicht. Die Kerle haben Köder ausgelegt. Würde mich interessieren, wie Sie’s machen.«
»Normalerweise stelle ich den Wagen an’ner guten Lagerstelle ab, richte mich ein, gehe das Land im Frühherbst ab, sobald die Kojoten in ihre Winterreviere gezogen sind. Merke mir die Spuren, bis ich das Gefühl habe, ich weiß, was da ist und wieviel, lege in Gedanken die Strecken an, bereite die Fallen vor. Kaum wird es kalt, bin ich draußen - von November bis Januar, die beste Zeit für Fallen und Pelze. Als Köder benutzt hab’ ich Kaninchen, Stinktier, Luderköder, totes Vieh, alles hab’ ich brauchen können, aber ich hab’ keine Kühe dafür erschossen. Allerdings sind die Kojoten hier in der Gegend jetzt anders. Sie sind gerissener als früher. Tote Tiere kann ich nicht mehr brauchen. Die kennen sich mit Ködern aus, darum benutze ich leere Fallen, das ist alles. Ich gehe meine Strecke jeden Tag ab. Im Februar bin ich fertig damit - da fangen die Kojoten an, sich zu reiben und das Fell zu wechseln, Ende Januar werden die ersten Haare dunkel. Im Februar bin ich fort. Bringe die Felle zur Versteigerung nach Winnipeg oder verkaufe sie durch die Pelzgenossenschaft.«
»Also, ich sag’ Ihnen was. Bei Buckelrindern hat man nicht oft Ärger mit Kojoten. Ich züchte jetzt seit siebzehn Jahren Buckelrinder - die Leute hier in dieser Bleichgesichtergegend halten mich für verrückt -, und ich hab’ noch nie ein Tier an die Kojoten verloren. Ich hasse Gift, und ich hasse die Regierungstrottel, die auf dem von den Schafen abgeweideten Regierungsland alles vergiften - das Gift hat uns einen schönen Hund gekostet, einen kleinen Border-Collie. Der beste Hund, den wir je hatten, klug, gutmütig. Aber ich hab’ nichts gegens Jagen oder Fallenstellen. Es ist schwer, was zu tun, was die Nachbarn nicht tun. Wenn Sie hier Fallen stellen wollen, dann nur zu. Ich weiß nicht, wie viele Kojoten es hier gibt, aber eins sag’ ich Ihnen, ich gehöre nicht zu denen, die meinen, daß man die Gegend ganz von wilden Tieren säubern soll. Das sind die Schafzüchter, weil die sich nicht mehr darum scheren, die Tiere zu hüten. Lassen einfach zweihunderttausend Schafe raus und schreien Zeter und Mordio, wenn nicht alle wieder zurückkommen. Die meisten von den Rinderzüchtern wissen verdammt genau, daß die Kojoten die Nager im Zaum halten, die das Gras fressen - ein paar Kojoten fressen in einer Woche Hunderte von Mäusen und Präriehunden. Wir haben fast hundert Quadratkilometer Land. Da ist Platz für alles. Aber angeblich gibt es zu viele Kojoten und nicht genug Land.«
Manchmal ging ein Viehzüchter mit gutem Land wie ein Dreckskerl um. Frank Cloves.
Aber Jack und Starr Sagine waren gute Menschen, und ihr mager wirkendes Stück Land grenzte an den Black Cloud National Forest. Denk an den Eissturm, dachte Loyal, als er und Little Girl - da hatte er sie noch - in Jacks und Starrs Küche schliefen. Konnte sich nicht mehr erinnern, warum - war das die Zeit, als er den Motor des Wagens hatte austauschen lassen? Jacks Großvater hatte sich nicht mit einem flachen Ranchhaus begnügt, sondern ein dreigeschossiges Gebäude gebaut, mit Türmchen, Dachfenstern und Holzverzierungen an den Giebeln, wie im viktorianischen Ohio. Der Wind fiel heftig über ein
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