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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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mußte mich also auf die Tatsache verlassen, daß die meisten Leute eine schlechte Beobachtungsgabe besitzen. Ich durchquerte mit einem prickelnden Gefühl den Empfangsraum.
    Ich kam an der Rezeption vorbei. Ein anderer Angestellter saß jetzt dahinter. Warum grade dieser wachsam blickende junge Mann?
    »Ich komme nach dem Frühstück wieder«, rief ich ihm über die Schulter zu. So würde niemand sich in unserem Zimmer zu schaffen machen ...
    Wenn man bedenkt, daß ich nur gelegentlich hierhergekommen war, um meinen Kummer im Alkohol zu ertränken, so wußte ich überraschenderweise ganz gut in der Gegend Bescheid. Da gab es eine kleine Garage in der Nähe des Hotels, die auch gebrauchte Wagen vermittelte. Ich hatte noch nie mit dem Besitzer gesprochen, aber er mußte ein Raumveteran sein. Ihm fehlte eine Hand, und die Prothese kannte ich nur zu gut von meiner Dienstzeit her. Er arbeitete an einem alten Auto, als ich seine Werkstatt betrat. Es war niemand weiter im Raum, und der Atem quälte sich mühsam aus meiner Brust.
    Er richtete sich auf und sah mich mit den scharfen Augen des ehemaligen Raumsoldaten an, unterhalb geschlossenen Lidern, wie man es im Weltraum tun mußte, um sich gegen die grellen Strahlen der Sonne zu schützen. »Ja?« Seine Stimme klang bitter und grollend.
    »Ich möchte einen kleinen Lastwagen kaufen«, sagte ich.
    Er schien erstaunt und dann erfreut; sein Geschäft mußte in jenen Tagen praktisch auf dem Nullpunkt sein. »Ich hab zwei gebrauchte Wagen da«, sagte er. »Wollen Sie mitkommen und sie ansehen?«
    Als wir in den Sonnenschein hinaustraten, wurde der Blick seiner Augen hart. Ich konnte beinahe seine Gedanken lesen, wie er sich erinnerte: Einen Meter achtzig, kräftig gebaut, braunes Haar, graue Augen, Stumpfnase, Kinn mit Grübchen – Belohnung ...
    »Wo waren Sie stationiert?« fragte ich rasch. Ich bemühte mich, meine Stimme gleichmütig klingen zu lassen. »Ich selbst diente in der sechsten Raumflotte.«
    »Kugelblitz«, antwortete er ganz langsam.
    »Die neunte – ja. Ein prima Haufen. Sie haben mit uns beim zweiten Kreisbogen gekämpft.«
    »Dort habe ich meine Hand verloren«, sagte er. »Sie hatten – mehr Glück.«
    »Nicht besonders. In Wirklichkeit geht es mir so lausig, daß ich jetzt die Stadt verlassen will. Es gibt bessere Gegenden. Man kann dort vielleicht der Erde wieder auf die Beine helfen.«
    »Kann sein«, sagte er gedankenverloren. »Das würde ich gern erleben, aber ich habe Frau und Kinder. Ich kann es mir nicht leisten, gegen die Marties aufzumucken.«
    »Das geht vielen Leuten so«, sagte ich. »Aber ein Mann mit Grips kann wenigstens seinen Mund halten, wenn er die besseren Zeiten miterleben will, die andere verdammte Narren unter Einsatz ihres Lebens herbeiführen wollen. Sogar wenn es eine Belohnung gibt. Ich heiße Robinson.«
    Jetzt grinste er. »Okay, Mr. Robinson. Vielleicht kann ich Ihnen einen Transporter ganz billig geben. Nur werden Sie nicht sehr weit damit kommen, wie Sie wissen. Nicht einmal an Holzkohle ist ranzukommen.«
    »Oh, ich werde schon was auftreiben. Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Durchschnittsbürger, der in der Welt vorwärtskommen will. Ich bin so verdammt durchschnittlich, daß mich manchmal die Leute einfach übersehen.«
    »Stimmt! Ihr Gesicht kann man wirklich leicht vergessen. Okay, ich habe hier ...«
    Wir schlossen schnell unseren Handel ab: Ein ramponierter alter Lieferwagen mit einer Segeltuchplane wurde mein Eigentum, aber für einen Preis, der tief in unsere finanziellen Reserven einschnitt und trotzdem noch vorteilhaft war. Ich schüttelte dem Händler die Hand; die Prothese aus Kunststoff lag hart und kühl in meiner Hand.
    »Viel Glück, Mr. Robinson«, sagte er.
    Ich fuhr zum Hotel zurück und stellte den Wagen in der Parallelstraße dahinter ab. Niemand war zu sehen und niemand beobachtete mich, aber jede Minute konnte ein Gesicht am Fenster erscheinen oder jemand um die Ecke biegen. Ich stieß einen leisen Pfiff aus, und meine Gefährten kletterten die Feuertreppe herunter und krochen auf die Ladefläche, während ich vorn ins Hotel hineinging, meinen Koffer holte und mich abmeldete.
    Wir fühlten uns wie neugeboren, als wir Albany verließen und auf die Straße nach Rochester einbogen. Ich ließ meinen Blick über grüne Felder und alte Bäume schweifen, über die Häuser, die im warmen Sonnenschein an die Hänge geschmiegt lagen, und lachte befreit auf.
    Das asthmatische alte Wrack konnte Rochester

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