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Poul Anderson

Poul Anderson

Titel: Poul Anderson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Feind aus dem All
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neben mich setzte.
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie. »Kannst du dich ein bißchen mit mir unterhalten, Dave? Ich fühl mich so schrecklich allein.«
    »Klar«, sagte ich.
    Sie schaute zum Himmel empor, wo der Große Bär langsam seine Bahn beschrieb, und der Andromedanebel nur ein kleines silbriges Wölkchen war, und die Milchstraße sich wie ein bleicher Fluß zwischen den Sternbildern hindurchwand. »Ich möchte wissen«, sagte sie, »von welchem der vielen Sterne sie kommen.«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete ich. »Das Universum ist groß.«
    »Groß und kalt.« Sie schauderte. Ich legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an mich.
    »Ich mach mir meinetwegen keine Sorgen«, sagte sie mit einer dünnen Kinderstimme, die voller Schmerz war. »Ich hab so viel Schreckliches in den letzten zwölf Monaten gesehen, daß mir mein weiteres Schicksal ziemlich gleichgültig ist. Aber Alice – sie ist das einzige, was mir blieb.«
    »Schön«, sagte ich. »Ich bin auch kein Held. Wir sind in diese Sache hineingezwungen worden. Wir versuchen nicht, die Erde zu retten, sondern nur unsere eigenen Hälse. Ich fürchte, Reggy ist der einzige wirklich selbstlose Beteiligte in diesem Spiel.«
    »Er ist anständig!« sagte sie. »Ich wußte nicht, daß ein Marsier so ehrenhaft sein kann.« Und heftig setzte sie hinzu: »Und diese Ungeheuer haben unsere beiden Völker gegeneinander aufgehetzt! Damit wir uns gegenseitig umbringen.«
    »Vielleicht mußten sie das für ihre eigenen Frauen und Kinder tun«, sagte ich. »Der Krieg ist immer ein schmutziges Geschäft.«
    Sie blickte mich lange Zeit an. »Kannst du überhaupt hassen?« fragte sie schließlich grübelnd.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sicher. Aber es liegt mir nicht. Ein Mann wird hinaus in das Weltall geschleudert – da hat er viel Zeit zum Nachdenken, und plötzlich sieht alles gar nicht so einfach aus, wie man es uns immer weismachen will.«
    »Dave – falls wir durch ein Wunder diesen Kampf gegen die Eindringlinge gewinnen sollten, wenn sie irgendwie geschlagen und überwältigt werden könnten, was wird dann?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme an, Mars wird die Kapitulationsbedingungen erleichtern. Sie werden uns sicherlich nicht sogleich die Selbständigkeit zurückgeben, aber wir dürfen wieder alles aufbauen. In ein paar Jahren kommt vielleicht eine interplanetarische Union zustande, so etwas wie die UN. Man kann wenigstens wieder hoffen.«
    »Und du – was wirst du dann machen?«
    »Kann ich nicht sagen. Ich gehe in die Industrie. Dort gibt es auf dem Gebiet der Elektronik und der Raketentechnik bestimmt viele Möglichkeiten. Oder ich lasse mich irgendwo nieder und versuche ernsthaft zu schreiben. Ich möchte mal meine Gedanken in Ruhe zu Papier bringen und die ganze Geschichte der Raumfahrt abhandeln.«
    »Und eine Familie willst du nicht gründen?«
    »Doch.« Ich zwang mich zu einem Lachen. »Möchtest du dich um den Posten bewerben?«
    »Ich danke ...« Sie verfiel in Schweigen. Dann sagte sie langsam und sehr weich: »Ich glaube schon, daß ich das möchte.«
    Der Großbaum schleuderte mich beinahe über Bord, als ich die Ruderpinne fahren ließ.
    Ich will mich nicht zu sehr mit den Einzelheiten dieser Reise aufhalten. Sie bildete ein seltsames und wohltuendes Zwischenspiel. Sonne, Regen und Wind, der riesige See, das Grün der Wälder am Ufer, die Einsamkeit rings um uns wie eine Mauer.
    Wir hatten unsere Rationen verkleinern müssen, wir hockten naß und kalt im Regen, wir verfluchten die ungünstigen Winde, wir fühlten, wie sich unsere Herzen zusammenkrampften, wenn eines der wenigen Flugzeuge über uns hinwegzischte. Wir waren verfroren und ohne jede Bequemlichkeit, aber wir wünschten uns, die Reise möchte ewig dauern.
    Regelin war taktvollerweise blind und taub, er spielte die meiste Zeit mit Alice. Manchmal unterhielten wir uns zu dritt, aber meistens malten Kit und ich uns Luftschlösser für die Zukunft aus, die so heiter und leicht wie die Sommerwolken am Himmel waren. Die kurze Zeit auf dem See war wie ein ganzes Leben, das aus Dunkelheit kommt und in Dunkelheit endet, aber es war die Gegenwart, die wir bei der Hand hielten, und die Gegenwart währt ewig.
    Wir gingen zwei Wochen nach unserer Abreise an Land, und schoben das Boot auf einen Kiesstrand nördlich von Duluth und fanden Unterschlupf in einem Wäldchen am Ufer. Wir bereiteten uns ein Lager aus Kiefernzweigen und hörten den Wind in den Baumwipfeln über unseren Köpfen

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