Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
von unseren Verbündeten stammt, nicht von unseren Gegnern. KKB-Anson bedeutet: ein amerikanisches Energieunternehmen, ein der Freiheit verpflichtetes Unternehmen, das vielleicht, nur vielleicht unsere Abhängigkeit von Erdöl aus Nahost beendet.«
»Was bedeutet KKB-Anson für Amerika?«, fragt Bush. »KKB-Anson bedeutet Hoffnung. Hoffnung für die Zukunft. Hoffnung für unsere Kinder. Hoffnung auf Frieden zu unseren Lebzeiten.«
Die Kamera blendet über zu einem kleinen, blonden Mädchen. Zehn, elf Jahre alt. An der Hand ihres Vaters, einem nett aussehenden jungen Mann in Flanellhemd und Jeans, stapft sie durch ein goldenes Weizenfeld. Im Hintergrund verschwimmt die rote Scheune einer Farm in Iowa im Spätsommerlicht. Die Zöpfe der Kleinen baumeln hinter ihren Ohren. Ihre Wangen sind voller Sommersprossen. »Mein Daddy arbeitet für KKB-Anson«, verkündet das Mädchen voller Stolz, während die Kamera langsam auf ihr Gesicht zoomt. »Er ist mein Held.«
Zum Abschluss ein letztes Motiv. Die vor dem Schulhaus wehende Fahne. Die Kamera schwenkt von der Fahne auf eines der Fenster. Perspektivwechsel. Das Innere des Klassenzimmers, voller Jungen und Mädchen.
»KKB-Anson«, rufen sie alle begeistert. » Amerikas Energieversorger!«
Badenhausens Assistentin schaltete das Licht wieder an. Badenhausen drückte eine Taste der Fernbedienung und die Jalousien glitten nach oben und enthüllten den kalten Dezemberhimmel. Im Raum herrschte Stille.
Nach einer Minute Schweigen räusperte sich Anson. »Wow!«
»Deshalb bezahlen wir dem Kerl so viel Geld«, fiel Marks ein.
»Na ja«, sagte Badenhausen, »dieser Clip geht auf mich. Daran können Sie sehen, wie viel ich von dem halte, was Sie tun.«
»Das ist aber nicht nötig!«
»Ihr Geld hilft Ihnen hier nicht weiter. Das meine ich wirklich. Einen Scheck würde ich zerreißen. Und wo wir gerade davon sprechen: Die beiden Präsidenten Clinton und Bush sind derselben Meinung. Beide lehnten ein Honorar ab.«
»Das ist sehr großzügig von ihnen«, meinte Marks.
»Sie sind ein Held wegen dem, was Sie vorhaben. Hier geht es nicht um Geld oder darum, persönlich zu glänzen, sondern um etwas weitaus Bedeutsameres.«
Marks lehnte sich lächelnd zurück. Einige Augenblicke verharrte er schweigend. Er wirkte, als fühle er sich irgendwie unbehaglich, wenn nicht sogar verlegen.
»Ja, Sie haben recht. Es geht mir nicht um Gewinne.«
» Worum denn dann?«, wollte Badenhausen wissen. »Diese Frage wird man Ihnen unweigerlich stellen. Je mehr wir auf dem Thema Patriotismus herumreiten, desto eher stellt man sich die Frage, weshalb ein Unternehmen sich um irgendetwas anderes kümmern sollte als um Profit.«
Marks schwieg eine Weile. »Wenn die mich fragen, werde ich eine Antwort parat haben.«
Badenhausen beugte sich vor und füllte die leeren Champagnergläser nach. Er blickte Nick Anson an. »Nun, was halten Sie davon?«, fragte er mit einem Lächeln. » Amerikas Energieversorger. Amerika unabhängig von Erdöl aus Nahost machen. Können Sie das 100-mal wiederholen?«
»Ich denke, das kriege ich hin«, sagte Anson, als er nach seinem Glas griff. Die drei Männer lachten.
Am nächsten Morgen eröffneten Marks und Anson die New Yorker Börse. Die beiden Vorstände genossen ihren gemeinsamen Auftritt sichtlich. Marks lud Anson und dessen Frau Annie sogar fürs Wochenende in seine Skihütte nach Aspen ein. Zu seiner eigenen Überraschung ertappte Anson sich dabei, dass er die Einladung annahm. Auf dem Parkett der Börse, ja, den ganzen Tag über herrschte Feierstimmung.
Nachdem sie den Handel an der Wall Street eröffnet hatten, hielten die beiden Männer in einem Sitzungssaal der New York Stock Exchange eine Pressekonferenz ab. Dort drängten sich Reporter diverser Medien und Zeitungen: ABC, CBS, NBC, CNN, Fox, Bloomberg, CNBC, das Wall Street Journal, Reuters, die Financial Times, New York Times und eine Reihe weiterer Nachrichtenagenturen und Magazine.
Während der gesamten Pressekonferenz hielten die beiden Manager sich an ihre Linie.
»Wird durch diese Fusion denn nicht ein Unternehmen entstehen, das einen wesentlichen Teil der Energie kontrolliert, die in weiten Teilen der USA produziert und verbraucht wird?«, hakte Sara Jamison von CNBC nach, als sich die Fragerunde schon im fortgeschrittenen Stadium befand.
»Ich bin froh, dass Sie diese Frage stellen«, antwortete Marks. »Genau darum geht es bei unserem gemeinsamen Vorhaben: Amerika unabhängig von Öl aus Nahost
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