Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Wirkung, und Marksʼ Antwort ebenfalls. Der Schwerpunkt der Berichterstattung über den KKB-Anson-Deal lag weniger auf den finanziellen Bedingungen der Transaktion. Bei der Diskussion um den geplanten Merger sprach man nicht über Synergieeffekte, nicht darüber, dass zwei Unternehmen zusammengelegt wurden und man anschließend doppelte Kostenstellen streichen konnte, Mitarbeiter zum Beispiel, die mit ihrer Kündigung rechnen mussten. Hinter diesem Deal steckte eine tiefere Logik. Es ging um die Verknüpfung von Energiequellen, die sich gegenseitig ergänzten, um Angebot und Nachfrage. Vor allem aber ging es darum, die amerikanische Energieversorgung unabhängig zu gestalten. Mehrere Kongressmitglieder und sogar der Präsident der Vereinigten Staaten begrüßten den Deal. Marks wurde als amerikanischer Held gefeiert.
In einem anderen Büro, hoch oben in der Skyline Manhattans, präsentierte sich die Stimmung weder patriotisch noch besonders fröhlich. In der Penthouse-Etage eines steril wirkenden, aus Stahl und getöntem Glas bestehenden Wolkenkratzers an der Ecke 51st Street und Madison Avenue hatte man mit der Ankündigung der Fusion von KKB und Anson nicht bloß gerechnet, sondern hielt sie für längst überfällig.
Ein junger Mann, nicht älter als 36, saß hinter seinem Schreibtisch und starrte auf den vor ihm stehenden Flachbildfernseher.
Alexander Fortuna sah auf gewinnende Weise gut aus. Mit seiner gebräunten Haut und der vollendet geformten Nase wirkte er wie ein Südländer. In seinen dunklen, schwarzen Augen konnte man förmlich versinken. Sie glichen tiefen Teichen und hatten etwas Düsteres, Gefährliches an sich, das in Verbindung mit dem schönen Gesicht des Mannes irgendwie entwaffnend wirkte. Seine Kleidung war tadellos, teuer, maßgeschneidert. Ein dunkelblaues Button-Down-Hemd steckte in einer weißen Cordhose, formell und doch leger. Sein schwarzes Haar trug er ein wenig zu lang. Es reichte bis zum Schulteransatz.
Auf diesen Moment hatte Alexander Fortuna gewartet. Die Nachricht von der Fusion ließ ihn aufspringen, als habe jemand einen Schalter umgelegt. Die Zeit war gekommen, Jahre sorgfältiger Planung liefen auf ihren Höhepunkt zu. Nun war es an ihm, zu handeln.
»Amerikas Energieversorger«, sagte Fortuna laut, zu niemandem im Besonderen, während er sich auf dem Bildschirm die Aufzeichnung von Marksʼ Pressekonferenz ansah, wieder und wieder.
Er stand auf, trat ans Fenster und genoss die Aussicht in Richtung Norden. In der Ferne konnte er den Central Park sehen, sein Lieblingspanorama.
»Amerikas Energieversorger«, flüsterte er vor sich hin.
9
PASSWOOD-REGENT L. P.
CANARY WHARF
LONDON, ENGLAND
In der 88. Etage eines Wolkenkratzers der Londoner Canary Wharf saß ein junger Mann an einem Schreibtisch aus poliertem Stahl. Dieser stand vor einem riesigen Panoramafenster und war mindestens 2,50 Meter lang. Auf vier Flachbildschirmen erstrahlten Excel-Tabellen mit bunten, winzigen Ziffern und Wertangaben.
Derek Langley war 42 und handelte mit Wertpapieren eines Passwood-Regent genannten Hedgefonds. Eines der beiden Telefone auf seinem Schreibtisch klingelte.
»Langley«, meldete er sich.
»Hi, Derek. Ich binʼs!«
»Alexander. Hi.«
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Fortuna.
»Super. Vielen Dank, Sir!«
»Sind Sie bereit?«
»Ja, das bin ich.«
»Ich möchte, dass wir, wie besprochen, damit beginnen, Beteiligungen an US-Energieunternehmen anzuhäufen. Ich möchte, dass wir KKB- und Anson-Aktien kaufen, allerdings nicht zu viele. Für ungefähr 150 bis 200 Millionen Dollar. Den Rest von direkten Mitbewerbern: Elektrizitätswerke, Stromlieferanten, vor allem im östlichen Teil der USA. Legen Sie mindestens die Hälfte bis hin zu zwei Dritteln der Passwood-Regents-Vermögenswerte bei KKB- und Anson-Konkurrenten an.«
»Ja, Sir! Verstanden! Southern Company. Duke Power. ConEdison. Entergy.«
»Genau! Und fangen Sie an, in Erdöl-Werte zu investieren. Setzen Sie jegliches langfristiges Instrument ein, das Sie für angemessen halten: Kaufoptionen, Austauschgeschäfte, Swap-Optionen, was auch immer. Allerdings nichts, aus dem man nicht wieder rauskommt. Fahren Sie hohes Risiko! Reizen Sie Ihren Spielraum aus! Ich vertraue auf Ihr Urteil. Ich gehe davon aus, dass Sie sich überwiegend im sauberen Blocktrading austoben.«
»Ja, ich denke, das kriegen wir hin, ohne allzu großen Aufwand betreiben zu müssen.«
»Ich möchte, dass Sie auf Rohstoffe setzen. Mindestens eine
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