Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Finanzvorstand. »Und Ralph ebenfalls.« Er nickte Ralph Fagen zu, Anson Energys externem Anwalt von der Kanzlei Debevoise & Plimpton. »Und natürlich kennt jeder hier Pat. Können wir anfangen?«
»Sicher«, meinte Anson.
»Sie sind ein Pionier dieses Industriezweigs«, begann Marks, indem er sich direkt an Anson wandte, allerdings leise und beinahe ehrfürchtig, wenn auch mit einem Lächeln im Gesicht. »Als ich noch Erdöl-Termingeschäfte in Chicago machte, damals, nach meinem Ausscheiden aus der Navy, las ich über Sie und Ihren Bruder unten in Midland. Daran erinnere ich mich noch. Ich habe Sie immer beneidet. Ich wünschte, ich hätte den Mumm, zu tun, was Sie getan haben. Einfach rausgehen, bei null anfangen und auf diese Art ein großes Unternehmen aufbauen.«
»Nun, Sie sind sehr freundlich«, entgegnete Anson. »Aber ich will ganz ehrlich sein. Es war eine verdammte Quälerei.«
Marks und die übrigen Anwesenden im Saal brachen in Gelächter aus.
»Der Grund, weshalb ich an jene Zeit zurückdenke, ist folgender: Es kommt mir irgendwie ironisch vor, dass wir uns heute hier treffen, um eine potenzielle Fusion zu erörtern«, fuhr Marks fort.
»Wieso?«, hakte Anson nach.
»Weil das, was ich Ihnen vorzuschlagen gedenke, Ihrer damals so mutigen Idee ziemlich nahekommt. Ich möchte Ihnen etwas ebenso Neuartiges vorschlagen. Etwas, wofür man mindestens ebenso viel Unternehmergeist braucht wie für Ihre ursprüngliche Vision von Anson Energy. Schon viel zu lange begnügen die Amerikaner sich damit, ihre Energie von ausländischen Unternehmen zu beziehen. Schon viel zu lange werden unsere finanziellen Lebensbedingungen von einer Handvoll Männer im Nahen Osten bestimmt, die uns und alles, wofür unser großartiges Land steht, zutiefst verachten.«
Anson nickte.
»Ich spreche von einem Paradigmenwechsel. Ich spreche von einem amerikanischen Energieunternehmen. Von einem Unternehmen, dessen Existenz allein schon vom amerikanischen Geist kündet. Dessen Gewinne innerhalb unserer Grenzen bleiben. Dessen Produkte weder aus dem Nahen Osten stammen noch von sonst einer fremden Regierung, die den USA feindlich gesinnt ist. Dessen Männer und Frauen Amerikaner und Amerikanerinnen sind oder doch zumindest Verbündete der Vereinigten Staaten. Ein Energieunternehmen, wie es die Welt noch nicht gesehen hat ...«
»Das größte Energieunternehmen der Vereinigten Staaten«, warf Romano ein, »und das zweitgrößte der Welt.«
»Die Größe ist mir egal«, sagte Marks, indem er Romano einen Blick zuwarf. »Ich rede von etwas weitaus Entscheidenderem. Dieses Unternehmen könnte dazu beitragen, unser Land aus seiner Abhängigkeit von Erdöl aus Nahost zu befreien. Diese Abhängigkeit kostet den amerikanischen Verbraucher nicht nur sein hart verdientes Geld, sondern obendrein auch noch zahllose Leben. Die Leben unserer Söhne und Töchter.«
Marks hielt inne und bedachte Anson auf der anderen Seite des Tisches mit einem Lächeln.
»Aber das schaffe ich nicht ohne Sie, Nick.«
Der ganze Saal blickte Anson an. Der saß nur da und schwieg.
Marks erhob sich und entrollte ein großes, laminiertes Poster. Es handelte sich um eine Karte.
»Das Rote sind KKB-Anlagen«, sagte er und deutete auf Hunderte roter Markierungen, die auf die Karte geklebt waren und für Wasser-, Atom und Kohlekraftwerke sowie Erdgasquellen und Pipelines des Konzerns standen. »Das Blaue sind Einrichtungen von Anson Energy«, fuhr er fort. »Stellen Sie sich nur einmal vor, diese beiden Firmen wären vereint. Das Savage-Island-Projekt und der günstige Strom, den es nahezu unbegrenzt liefert, unsere 13 Atomkraftwerke, die westlichen Erdgaspipelines und unser länderübergreifendes Versorgungsnetz in Verbindung mit dem Capitana-Ölfeld und Anson Energys umfassender und weiter anwachsender Kapazität, Erdöl zu fördern. Allein bei dem Gedanken schwirrt einem der Kopf.«
Anson blickte auf die Karte. »Es wäre auf jeden Fall interessant.«
»Als Präsident«, fügte Marks hinzu, »werden Sie ein integraler Bestandteil der Führungsebene sein, so lange Sie es möchten.«
»Als Präsident?«, fragte Anson mit einem Seitenblick auf Pat Perry. Dieser schien gleichermaßen überrascht zu sein. »Was geschieht mit Ihnen?«
»Generaldirektor«, erwiderte Marks. »Wir ziehen das gemeinsam durch. Als Partner.«
Anson schwieg und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Könnten Sie uns bitte noch einen Überblick über die Zahlen geben?«, bat
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