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Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)

Titel: Power Down - Zielscheibe USA (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Coes
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zu machen!«
    »Ist es nicht gefährlich, einem einzelnen Unternehmen – einem einzigen Mann – eine derartige Macht einzuräumen?«, bohrte Jamison weiter.
    »Gefährlich ist es, sich auf Lieferanten zu verlassen, denen nicht unser Bestes am Herzen liegt«, erwiderte Marks. »Gefährlich ist es, von anderen abhängig zu sein, um an eines der entscheidendsten Produkte zu gelangen, das wir im Alltag benötigen. Würden Sie von jemandem, dem Ihr Wohl nicht am Herzen liegt, ja, der vielleicht sogar Ihr Feind ist, eine Flasche Wasser kaufen? Oder einen Laib Brot?«
    »Rechnen Sie mit Schwierigkeiten vonseiten des Kongresses, der Börsenaufsicht oder des Kartellamts?«, wollte Bill Radford vom Wall Street Journal wissen.
    »Ich denke, wenn man ein Unternehmen schafft, das einen Beitrag dazu leistet, dass Amerika nicht länger abhängig von Erdöl aus dem Nahen Osten ist, dürften die meisten Bürger hinter einem stehen«, entgegnete Anson.
    Nach einer halben Stunde ähnlich vorhersehbarer Fragen erlahmte das Interesse der Reporter. Sie kamen allmählich zum Schluss. Eine junge Frau ziemlich weit hinten stand auf. Sie hatte rotbraunes Haar und trug einen gelben Strickpullover mit Zopfmuster.
    »Hi. Astrid Smith, Baltimore Sun. «
    »Guten Morgen, Astrid«, sagte Marks. »Wie lautet Ihre Frage?«
    »Sie sagen, es gehe Ihnen darum, uns unabhängig vom Nahen Osten zu machen, richtig? Aber ist das wirklich Ihre Aufgabe? Sollten Sie nicht vielmehr für Gewinne sorgen? Dafür, dass Ihr Unternehmen finanziell gut abschneidet? Ich meine, meine Großeltern besitzen KKB-Aktien. Sie verlassen sich darauf, dass Sie eine Dividende ausschütten, die es ihnen erlaubt, einen sorgenfreien Lebensabend zu verbringen.«
    Im Saal herrschte Schweigen. Da war sie, die Frage, vor der Badenhausen ihn gewarnt hatte. Alle Augen ruhten auf Marks. Schweigend wanderte er, den Blick nach unten gerichtet, mit nachdenklicher Miene ein paar Schritte nach rechts. Er schaute zu Badenhausen hinüber, der an der Wand des Saals lehnte. Jeder konnte sehen, dass Marks hinkte. Nach einem Moment der Stille richtete er sich auf und sah die junge Frau an, die ihm die Frage gestellt hatte.
    »Eine gute Frage«, sagte Marks nach einigen Augenblicken. »Oh, wir werden Geld verdienen. Das kann ich Ihnen versichern. Ihre Großeltern können weiterhin ruhig schlafen. Aber nein, hier geht es nicht bloß ums Geld. Für mich ging es nie darum, und es wird mir nie allein ums Geld gehen. Selbstverständlich feuert mich der Verwaltungsrat sofort, wenn ich keine Gewinne für die Aktionäre dieser Firma erwirtschafte. Aber bislang mussten sie das noch nicht tun. Wir haben unsere Sache ziemlich gut gemacht. Wissen Sie, manchmal glaube ich, es sind Leute wie Nick und ich, denen es gar nicht so sehr ums Geldverdienen geht, die letztlich ziemlich gut darin sind, Renditen zu erwirtschaften.«
    Marks hielt inne und lächelte, wartete ein paar Sekunden ab. Sein Blick wanderte zu der Journalistenschar und dann wieder zurück zu der jungen Reporterin.
    »Ich habe in Vietnam gekämpft«, sagte Marks. An der Wand aus Kameras und Reportern vorbei starrte er der jungen Frau in die Augen. »Um ein Haar wäre ich dort gestorben. Ein Ire aus Boston namens Henry OʼBrien rettete mir damals das Leben. Da schwor ich mir, sollte ich je einen Sohn haben, dann würde ich ihn nicht in einem sinnlosen Krieg sterben lassen. Ich hatte ein Kind. Einen Sohn. Wir nannten ihn Henry. Ich rief ihn immer Hank, Gott sei seiner Seele gnädig!«
    Marks verstummte. Er ging zurück in die Mitte des Podiums und wandte sich wieder den versammelten Reportern zu. Andächtiges Schweigen. Fasziniert musterten sie Marks und warteten ab, worauf er hinauswollte. Ganz offenkundig war dies nicht vorbereitet.
    »Am 22. August 2006 wurde Hank im Irak getötet. Jemand schoss ihm in die Brust. In einem sinnlosen Krieg, und nur, weil wir alle Benzin für unsere Autos brauchen. Ich habe versagt, meinen Sohn zu beschützen. Amerika hat versagt, seine Söhne und Töchter zu beschützen. Damals schwor ich mir, dass ich, sollte ich je die Möglichkeit dazu erhalten, alles unternehme, was in meiner Macht steht, damit niemand mehr die Überreste seines Sohnes so abholen muss, wie ich es musste. Sie am Flughafen in einer Holzkiste in Empfang nimmt, bloß weil der Rest von uns von Benzin abhängig ist.«
    An jenem Abend war die Fusion von KKB und Anson der Aufmacher jeder Nachrichtensendung. Badenhausens Positionierungskonzept tat seine

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