Power Down - Zielscheibe USA (German Edition)
Perry.
»Die Details des finanziellen Abkommens sind in diesem Vertragsentwurf enthalten«, sagte Romano. »Zwölf Abschriften davon werden am Ende dieses Meetings bei Goldman hinterlegt. Aber die wesentlichen Punkte sind vergleichsweise unkompliziert. Dies ist ein 65,7 Milliarden Dollar schwerer Deal. KKB erwirbt sämtliche Vermögenswerte von Anson Energy in einer Kombination aus Anleihen, Aktien und Bargeld im Verhältnis 10:6:1. Die hochverzinslichen Anleihen haben ein Volumen von rund 38,6 Milliarden Dollar. Morgan und Goldman wickeln die Platzierung gemeinsam ab. Bei den Aktien handelt es sich um einen direkten Austausch, der die Aktionäre von Anson Energy mit einem Zuschlag von 40 Prozent über der gestrigen Schlussnotierung abfindet. Das Bargeld erhalten Sie und Ihre Leute beim Abschluss, cirka 3,9 Milliarden Dollar. 1,5 Milliarden davon lösen Ihren Anteil an Anson Energy ab. Eine weitere Milliarde ist für Ihren Bruder. Den Rest können Sie nach Belieben einsetzen, vielleicht möchten Sie die Summe ja unter einigen Ihrer Top-Manager aufteilen.«
»Was ist mit Alden? Er ist der Klügere von uns beiden.«
»Er kann weiterhin die Division für Erkundung und Förderung leiten«, sagte Marks, »oder in den vorzeitigen Ruhestand gehen. Es liegt ganz bei ihm. Richten Sie ihm aus, dass ich das gesagt habe.«
»Das werde ich. Aber ich glaube, er will gerne weiterarbeiten.«
»Wir haben einen großzügigen Prämienplan für das Management von Anson ausgearbeitet, basierend auf einigen durchaus realistischen operativen Gewinnzielen. Was Gehalt, Büro und so weiter betrifft: Stellen Sie sich einfach selbst einen Scheck in der gewünschten Höhe aus.«
Marks hörte auf zu reden. Er lehnte sich zurück und lächelte Anson an.
»Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll«, meinte Anson.
»Sagen Sie, dass Sie mitmachen«, meinte Marks. »Wie wärʼs?«
Anson lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das gesamte Meeting hatte keine Viertelstunde gedauert. Er blickte nach rechts, zu Pat Perry, der sich in einem leichten Schockzustand zu befinden schien. Anson dachte an seinen Bruder, Alden. Er sah ihn regelrecht vor sich, damals, an jenem Tag vor über 20 Jahren, als sie auf Öl gestoßen waren – als sie in Saranox 66 ein vertikales Reservoir mit leichtem Rohöl und geringem Schwefelgehalt im permischen Becken geortet hatten. Dann stieß der Bohrer auf gutes, schweres texanisches Öl, das wie eine Fontäne in den Morgenhimmel schoss. Und er dachte daran zurück, als sie wie Kinder in einem Sommergewitter darunter herumtanzten.
Anson sah Marx an, und mit einem Mal wurde ihm klar, dass er selbst während des gesamten Meetings kaum mehr als zehn Worte gesagt hatte. Er war auseinandergefallen wie ein Stück von dem Streuselkuchen, den seine Frau backte. All seine Protesterklärungen, vor dem Spiegel und vor Pat, schienen mit einem Schlag hinfällig zu sein. Sein Gesicht, die Augen, die Körpersprache verrieten ihn. Die Übernahme hatte geklappt, und Marks hatte nicht bloß die Firma, sondern auch ihn selbst eingesackt. Er konnte nicht Nein sagen, nicht zu einem solchen Angebot. Es war viel zu attraktiv.
Er stand auf und streckte Marks quer über den Konferenztisch die Hand entgegen.
»Packen wirʼs an«, sagte er.
8
FOSTER-BADENHAUSEN COMMUNICATIONS
61ST STREET EAST
NEW YORK CITY
Wie bei solchen Transaktionen unvermeidlich, bei denen eine Vielzahl von Bänkern, Anwälten, leitenden Firmenangestellten, PR-Beratern und sonstigen Leuten Wind davon bekommt, dass ein größeres Geschäft bevorsteht, gerieten Gerüchte über die Fusion zwischen KKB und Anson in Umlauf. Einen Tag nachdem Ted Marks und Nick Anson das Ganze per Handschlag besiegelten, verbreiteten sich Andeutungen über den Deal wie ein Lauffeuer in der Wall Street und trieben die Aktien beider Unternehmen in schwindelerregende Höhen. Bis zum Mittag des folgenden Tages wurden KKB-Aktien um elf Prozent höher gehandelt als am Tag zuvor, während Anson-Anteilsscheine sogar um 20 Prozent über dem letzten Schlusskurs notierten.
Janice Gross, Leiterin der Abteilung Unternehmensfinanzen bei der Securities and Exchange Commission, der US-Börsenaufsicht, rief KKB-Justiziarin Tara Wheatley an, um die tiefe Sorge der Behörde über das Ausmaß der Handelsaktivitäten mit Aktien beider Firmen zum Ausdruck zu bringen. Wheatley versicherte ihr, dass eine offizielle Verlautbarung unmittelbar bevorstehe.
An diesem Nachmittag bereiteten Marks und Anson sich auf den
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