PR 2624 – Todesfalle Sektor Null
ich können es fliegen. Gibt dir das nicht zu denken? Außerdem duldet es keine Eigenmächtigkeiten.«
»Das werden wir ja sehen. Ich nehme es mit.« Hadron streckte die Arme aus und packte das Board, um es hinauszutragen. Um seine Fingerspitzen loderten plötzlich blaue Flämmchen. Er stieß einen Schrei aus und zog sich hastig von der blauen Scheibe zurück. Die Flämmchen erloschen.
Anklagend streckte der Spezialist Kasom die Finger entgegen. Sie wiesen deutliche Zeichen einer Verbrennung auf.
»Betrachte es als eine Art Schutzmechanismus«, sagte der Ertruser. »Du hast nicht gefragt, ob du es mitnehmen darfst.«
»Und wenn ich nun frage?«
»Zu spät. Respektiere seinen Willen. Es gewährt dir keinen Zugang, warum auch immer.«
»Ich komme morgen wieder.«
»Ich glaube, du brauchst gar nicht mehr zu kommen.«
Hadron wandte sich ab, vermutlich damit Kasom sein Gesicht nicht sah. Während der Spezialist zur Treppe und die Stufen hinabstürmte, beobachtete der Kommandant aufmerksam die Bewegungen des Mannes. Sie wirkten unharmonisch, als verfügte sein Körper über verschiedene Steuerzentren, die nicht synchronisiert waren. Kasom hielt den Mann für innerlich unausgeglichen, aus welchem Grund auch immer. Und er überlegte sich, ob er ihm in Zukunft den Zutritt zur Hauptleitzentrale verweigern sollte.
Betätigungsfelder gab es viele in den Weiten der JV-1. Die Kugeln etwa, die in verschiedenen Sektoren des Schiffes in geometrischer Aufreihung mitten in der Luft hingen und aussahen wie übergroße Golfbälle. Oder die Hologramme von Metaläufern, die oftmals spontan über einer Konsole oder Maschine aufgingen und in der Sprache der Mächtigen Anweisungen gaben.
In der Zwischenzeit hatte die Besatzung weitere Einbauten lokalisiert, in Aggregate des Schiffes integriert, aber auch in Schächten und unbedeutenden Lagerräumen deponiert. Bisher gab es keine Erkenntnisse über die Funktion dieser und anderer Maschinen. Bei integrierten Teilen gingen die Frauen und Männer davon aus, dass es sich um Zusatzaggregate handelte wie die, mit deren Hilfe die Metaläufer die herkömmlichen Antriebe der Hantel optimiert hatten.
Es war in jedem Fall ratsam, die Finger davonzulassen und nichts aus- und wieder einzubauen. Garantiert blieb hinterher jedes Mal die eine sprichwörtliche Schraube übrig.
Zefalon Hadron verließ die Hauptleitzentrale, und Tristan Kasom kehrte in seinen Sessel zurück. Eine Nachricht der obersten Geheimhaltungsstufe war eingetroffen. Er holte sie auf den Bildschirm. Der ID-Kode des Admirals prangte zuoberst in dem Hologramm.
»Sofortiger Aufbruch zum Sektor Null ist erforderlich«, lautete der Text. »Nur die JULES VERNE kann den havarierten Forschungsschiffen Hilfe leisten.«
Kasom löschte den Text. Eile war geboten. Die Schiffe hatten im Sektor Null vermutlich Messungen angestellt, nach Spuren des verschwundenen Solsystems gesucht. Vielleicht hatten sie sogar welche gefunden, und Claudrin nahm die Rettung nur als Vorwand, um den eigentlichen Grund nicht nennen zu müssen.
Für Oberst Tristan Kasom stand damit fest, was er tun würde. Er aktivierte die Rundrufanlage.
»Kasom an Hangarpersonal. Alle Transferbewegungen sind einzustellen. Verbindungstunnel abbauen, Fähren und Gleiter von Jonathon schleusen aus. Die JULES VERNE bricht in Kürze zum Sektor Null auf. Achtung, alle Wissenschaftler für das Heimatsystem, die in einer Stunde noch nicht an Bord sind, bleiben vorerst in der Charon-Wolke.«
In der 17 Meter großen Holokugel wurde es lebendig. Hunderte von Fahrzeugen beschleunigten, andere kürzten ihre Anflüge auf die Hangars der drei Schiffszellen ab. Zusätzliche Hundertschaften Roboter gingen in den Einsatz, um Ladung schneller zu löschen. Die Aufräum- und Lagerarbeiten im Schiff ruhten. Sie konnten während des Fluges erledigt werden.
Von Jonathon traf eine Anfrage ein. Die Charonii, wie die Bewohner der Wolke sich nannten, fragten nach Hintergründen des überstürzten Abflugs.
Kasom blieb vage, da er selbst hier inzwischen mit Agenten und Spionen rechnete. Er hielt sich an die offizielle Version, ohne das genaue Ziel zu nennen. »Wir eilen mehreren Forschungsschiffen zu Hilfe. Es geht um ein paar Tausend Menschenleben.«
Die Charonii beschieden sich mit dieser Auskunft und wünschten viel Glück.
Kasom wandte sich an Shaline Pextrel, die Chefin der Funk- und Ortungsabteilung. »Arkon dürfte außerhalb der Wolke schon auf uns lauern«, sagte er. »Wir setzen nach dem
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