PR 2625 – Das Plejaden-Attentat
Strukturbombe integriert worden wäre. Vorsorglich hatte Tekener dennoch mobile Fesselfeld- und HÜ-Schirmprojektoren bereitstellen lassen. Ein blitzschnell aufgebauter Schutzschirm konnte im schlimmsten Fall die Explosionswirkung zumindest eingrenzen.
Das Hauptproblem war und blieb dennoch, dass der Ablauf der Konferenz wenig eingeschränkt werden durfte. Etliche Abgeordnete wussten zwar von den kursierenden Gerüchten, sie waren auch mit entsprechend gemischten Gefühlen erschienen, aber letztlich ignorierten sie die Bedrohung. Die Liga Freier Terraner handlungsfähig zu erhalten war den meisten wichtiger als ihre persönliche Sicherheit.
»Wir lassen uns nicht von Gerüchten abschrecken. Möglicherweise wurden sie nur gestreut, um uns zu verunsichern. Dann hätten unsere Gegner einen leichten Erfolg.« Diese und ähnliche Aussagen hatte Tekener mehrfach zu hören bekommen. Er war froh, dass die meisten Abgeordneten so reagierten. Mit jeder Stunde, die ohne Zwischenfall verstrich, wurden sie ruhiger.
Seine Unruhe wuchs, denn das Zeitfenster für einen Anschlag wurde enger.
Ein Schwachpunkt in der Überwachung war die Kommunikation zwischen den Versammelten und ihren Schiffen über MultiKom, Kombiarmbänder und Ähnliches. Es war unmöglich, alle Frequenzen zu blockieren, nur um die etwaige Fernzündung einer Bombe zu verhindern.
*
Der zweite Durchgang.
Arun Joschannan gewann den Eindruck, dass die am Morgen noch angespannt wirkende Atmosphäre einer deutlichen Zuversicht gewichen war. Seit fünf Stunden tagte das Plenum ohne Zwischenfall, die Gerüchteküche verlor an Substanz.
Joschannan hielt seine Nominierungsrede aus dem Stegreif. Sich darauf vorzubereiten, fand er, hätte ihn nicht weitergebracht.
»Wir alle haben einen guten Weg eingeschlagen!«, rief er in den Saal. Abgeordnete kehrten aus dem Gastronomiebereich zurück, anderen verließen erst ihre Plätze für einen schnellen Imbiss. Er störte sich nicht daran. »Die Gemeinsamkeit macht uns stark. Es freut mich, dass alle Bewerber für das kommissarische Amt einhellig dieser Meinung sind. Es geht heute nicht darum, Terra oder überhaupt das Solsystem als Heimat der Menschheit abzuschreiben. Erst recht nicht Milliarden Terraner, unsere Minister, den Ersten Terraner und den Residenten. Wir sind auch nicht zusammengekommen, um einen Schlussstrich zu ziehen – wir halten die Zukunft offen für unsere Freunde. Wir alle glauben, dass die Verschollenen zurückkommen werden. Vielleicht nicht heute und nicht morgen, aber sie werden es schaffen!«
Anhaltender Beifall brandete auf und wollte nicht einmal verstummen, als Joschannan um Ruhe heischend die Arme hob.
Ein wenig schlaksig wirkte er, wie er allein auf dem Podest stand und darauf wartete, weiterreden zu können. Er nickte, hob noch einmal die Arme, ließ seinen Blick durchs Plenum wandern.
»Wir müssen schon deshalb handlungsfähig bleiben, weil wir unsere Freunde nicht enttäuschen dürfen. Wir müssen ihre Arbeit weiterführen, so, wie sie es getan hätten.«
Allmählich wurde es leiser. Eine neue Anspannung schien aufzukommen.
»Unsere Verfassung gibt vor, dass ausgefallene Spitzenfunktionen bis zur nächsten Wahl kommissarisch durch nachrückende Residenzminister übernommen werden. Das ist gut so; in der Geschichte der Liga musste diese Regelung schon mehrfach angewendet werden und hat sich stets als richtig erwiesen.
Wir stehen jedoch vor der bislang einmaligen Situation, dass nicht nur der Erste Terraner und der Resident auf unbestimmte Zeit als abwesend gelten, sondern zudem die Residenzminister etlicher Ressorts.
Derzeit lenken nur sechs Männer und Frauen die Geschicke der Liga. Im Rahmen ihrer Ämter befanden sie sich zum Zeitpunkt des Verschwindens auf Aurora. Als Aufrücker für das Amt des kommissarischen Ersten Terraners kommt nur Außenminister Galo Kajat in Betracht. Doch gerade jetzt darf das Außenministerium nicht durch zusätzliche und eigentliche ressortfremde Aufgaben geschwächt werden. Deshalb greifen wir den Gestaltungsspielraum der Verfassung auf, der die Wahl eines kommissarischen Ersten Terraners ebenso erlaubt wie die Festlegung des Regierungssitzes.
Ich danke dem Residenzminister für Liga-Außenpolitik, Galo Kajat, für seine Offenheit sowie die Bereitschaft, dem Wohl des Ganzen den Vorzug zu geben.«
Eine kurze Pause. Diskussionen im Plenum. Mittlerweile waren nahezu alle Plätze wieder besetzt.
»Die Plejaden liegen in kosmischer Nachbarschaft
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