PR 2625 – Das Plejaden-Attentat
Farsell eigentlich ein kleines Licht. Trotzdem hatte niemand Verdacht geschöpft, als er während der Vorbereitungen zur Konferenz im Gebäude erschienen war. Die Durchgangszähler hatten nicht einmal die Differenz registriert, eine Person, die das Gebäude nicht mehr verlassen hatte?
Zoron Farsell hielt sich demnach seit eineinhalb Wochen im Gebäude auf. Er musste es sofort nach den Ereignissen im Pahurat-Vergnügungsviertel betreten haben, ehe überhaupt jemand den Namen Farsell aufgespürt hatte.
Die üblichen Routinearbeiten an der Gebäudetechnik ... Tekener wusste davon. Er bezweifelte nicht, dass die Zugangszähler ausgetauscht oder neu justiert worden waren.
Dass Farsells Versteck ortungssicher war, stand fest. Die Frage war nur: Warum befand er sich jetzt im Gebäude? Um seinen Triumph zu genießen? Bis zu dem Moment, in dem er verglühte? Ebenso gut hätte er die Bombe deponieren und aus sicherer Entfernung mit einem Kodeimpuls zünden können. Sein Triumph wäre um einiges größer ...
»Wir haben ihn!«, vernahm Tekener die Meldung. »Fesselfelder werden aktiv! Paralysatoren ...«
»Nein!«, brüllte Ronald Tekener. In dem Moment begriff er den Plan in voller Konsequenz. Farsell trug keine Bombe bei sich. Weder die Fesselfelder noch eine Paralysesalve konnten ihn daran hindern, die Explosion auszulösen. Im Gegenteil.
Zoron Farsell war selbst die Bombe!
Es war zu spät.
Ronald Tekener blieb stehen. Er verkrampfte sich, wartete auf den alles auslöschenden grellen Blitz entfesselter Hyperenergie.
Wenn die Bombe auf die Körperfunktionen des Attentäters geeicht war, würde schon der erste Paralyseschuss die Katastrophe auslösen.
Von irgendwoher erklang ein peitschendes Geräusch. Es war Sekundensache und ließ sich nicht einordnen. Der Boden schwankte. Tekener hatte den Eindruck einer kurzen Bebenwelle, die keine weitere Erschütterung auslöste.
»Alles unter Kontrolle!«, meldete eine merklich erschüttert klingende Stimme. »Wir konnten die HÜ-Schirme gerade noch rechtzeitig aufbauen und ihn isolieren. Keine eigenen Verluste. Hier gibt es einige Schäden, aber nichts, was nicht repariert werden könnte. Die Konferenz kann weitergehen.«
»Mit leichter Verspätung«, murmelte Tekener. »Immerhin: Wir haben auch einige Vorteile gewonnen.«
9.
Die Konferenz wurde für einen Tag unterbrochen – Zeit für die Geheimdienste, sich mit aller Kraft der Aufklärung des Attentats zu widmen. Obwohl Farsells Versteck nun ungefähr eingegrenzt werden konnte, verging immer noch nahezu eine Stunde, bis es tatsächlich gefunden und für eine forensische Untersuchung freigegeben wurde.
Als am 22. Oktober die Konferenz fortgesetzt wurde, zeugte nichts mehr von dem in letzter Sekunde verhinderten Anschlag.
Arun Joschannan gewann die Wahl zum kommissarischen Ersten Terraner mit hauchdünnem Vorsprung vor Tamira Sakrahan, die ihm als Erste gratulierte. Maharani wurde zum vorerst neuen Regierungssitz.
Immer noch einigermaßen überrascht, aber zugleich schon ganz Staatsmann, nahm Joschannan die Glückwünsche des Plenums entgegen. Schon eine halbe Stunde später nahm er gemeinsam mit der Sonderkonferenz die Arbeit auf, die Auswahl und Ernennung der ebenfalls kommissarischen weiteren Regierungsmitglieder. Ohne Einwand wurde die Übernahme aller früheren Kabinettsmitglieder gebilligt, und das nicht nur, weil Joschannan hoffte, auf ihre Erfahrung zurückgreifen zu können. Lediglich die Position des Terranischen Residenten, die Reginald Bull bis zu seinem Verschwinden innegehabt hatte, blieb bis auf Weiteres unbesetzt. Als warte Joschannan auf etwas ...
Das Plenum einigte sich auf einen weiteren großen Wahltermin, den 1. Januar 1470 NGZ, und machte damit den Weg frei für eine komplette Neuwahl des Parlaments und des Ersten Terraners. Es war ein Kompromiss, denn die Verfassung billigte die kommissarische Leitung bis zum nächsten regulären Wahltermin.
Ausschlaggebend für den neuen Termin waren letztlich die schon vor dem Verschwinden des Solsystems debattierten Verfassungsänderungen, die endlich konkretisiert werden mussten. Angesichts der aktuellen Krisensituation waren die Stimmen nach einer besseren Absicherung lauter als je zuvor. Es ging um Redundanz und Dezentralisierung. Zu viel hing von einer im Ernstfall nahtlos übergehenden politischen und geschäftsmäßigen Handlungsfähigkeit ab.
Überdies galt es, alle Neuregelungen juristisch wasserdicht abzusegnen. Keine leichte Aufgabe, die
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