PR 2625 – Das Plejaden-Attentat
des verschwundenen Solsystems«, fuhr Joschannan fort. »Schon deshalb sehe ich Maharani als gute Wahl für den ebenfalls nur kommissarischen Regierungssitz. Gewachsene Strukturen bleiben so am besten erhalten und können schnell zurückverlegt werden.
Wenn diese Versammlung im zweiten Anlauf alle Legitimationsfragen klärt, bewegt sich die Liga wieder auf sicherem Boden. Dann können wir zuversichtlich auf die hoffentlich baldige Rückkehr der Verschollenen warten.«
Abermals erhielt Joschannan sehr viel Beifall. Obwohl er wiederholt hatte, was alle ohnehin wussten, schien gerade das die Skeptiker überzeugt zu haben.
Seiner Rede folgten weitere, in denen Für und Wider gegenübergestellt wurden. Insbesondere wurden Verfahrensfragen erläutert und Fristen dargelegt. Auch ein neuer Wahltermin kam zur Sprache, schon im Dezember, spätestens Anfang des neuen Jahres, weil in diesem Fall Kandidaten für das dann ebenfalls zu wählende Parlament aufgestellt werden mussten, mit all den damit verbundenen Vorstellungen und Informationen.
*
Auf den Gängen und Tribünen ebenso wie in den Restaurants gab es während der nächsten Pause die obligatorischen Hintergrundgespräche im kleinen Kreis. Stimmungen und Stimmen wurden abgeklopft, Alternativen diskutiert und für tragbar befunden oder schnell verworfen.
Eine zahlenmäßig große Gruppe Delegierter bemühte sich um Tamira Sakrahan. Diesen Frauen und Männern gelang tatsächlich, was die wenigsten für möglich gehalten hatten: Sie schafften es, Tamira zur Entscheidung für ihre Nominierung zu bewegen. »Nur bis zur nächsten Neuwahl, keinen Monat länger«, schränkte sie ein, aber das klang nicht so, als gäbe es wirklich keine Option.
Sehr schnell wurde absehbar, dass der entscheidende Wahlgang auf ein Stechen hinauslaufen würde. Auf der einen Seite die erfahrene Plophoserin, die über mehrere Amtsperioden hinweg einschlägige Erfahrungen gesammelt hatte. Auf der anderen Seite der zwar sympathische Administrator des Plejadenbunds, der an politischem Gewicht jedoch merklich hinter Tamira zurückstand.
Eine zweite Überraschung gab es, als der Thort Kelesh den Vorschlag einbrachte, Rofus, den neunten Planeten des Wega-Systems, anstelle von Maharani als neuen Regierungssitz zu wählen. Er führte die absolute Nähe zur Position des verschwundenen Solsystems als Begründung an, außerdem die wichtige Rolle im Handel des LFT-Innensektors, die dem Wega-System seit Langem zukam. Mit Nachdruck verwies er überdies auf die erst vor Kurzem in Betrieb gegangene MOTRANS-Plattform WEGA mit ihrer Anbindung an den Transit.
Der zweite Wahlgang brachte insoweit eine Entscheidung, als nun zwei Stichwahlen anstanden: Tamira Sakrahan gegen Arun Joschannan und die Regierungssitze in spe Rofus gegen Maharani.
Als der erste Konferenztag ausklang, waren Spekulationen das Hauptthema. Nicht allzu viele Delegierte gaben dem erst 61 Jahre alten Administrator des Plejadenbunds eine reelle Chance. Joschannan war seiner Mitbewerberin in jeder Hinsicht unterlegen.
Zwischenspiel
Er hatte den ersten Tag miterlebt, aus nächster Nähe, wenn auch nur über einen kleinen Bildausschnitt, der von den Übertragungen in alle Räumlichkeiten des Kongresszentrums abgezweigt wurde.
Es war ein eigenartiges Gefühl, das er empfand, so nahe zu sein und zugleich unerreichbar.
Das Warten machte ihm nichts aus. Er genoss das Gefühl uneingeschränkter Macht. Das Schicksal eines Sternenreichs lag in seiner Hand. Emporkömmlinge. Was wären sie ohne arkonidische Technik gewesen? Ein Nichts, armselige Bittsteller. Wie Barbaren eben waren, die sich einfach nahmen, was sie anders nicht bekommen hätten. Dafür mussten sie nun bezahlen.
Zum ersten Mal seit mehreren Tagen verbrachte er eine ruhige Nacht. Als er am Morgen des 21. Oktober aufwachte, wusste er, dass es endlich so weit war. Nun würde er zuschlagen.
Lange vor den ersten Delegierten der Liga hatte er das Kongressgebäude betreten. Seine Berechtigung, die er vorweisen konnte, hatte ihm Fragen erspart.
Sein Versteck lag im Bereich der subplanetarischen technischen Anlagen. Es war ortungssicher, das hatte sich erwiesen, als die Spezialisten von TLD und USO das Gebäude durchsucht hatten. Überraschend, dass sogar Celistas bei ihnen gewesen waren. Umso wichtiger wurde das Vorhaben. Nur Bostich konnte die Celistas geschickt haben; er stellte sich damit gegen die Interessen Arkons.
Die ersten Delegierten trafen bereits im
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