PR 2626 – Suche im Sektor Null
von Raum und Energie zu erkennen und etwaige Störungen auf höherdimensionaler Ebene zu ... zu ... beruhigen. Was in ihren Köpfen wirklich vorgeht, kann ich nicht einmal erahnen.
Kempos Bereitschaft, an Bord der JULES VERNE zu reisen, zeugt von bewundernswertem Mut. Denn nur die in der Charon-Wolke herrschenden Raumbedingungen garantieren für seine geistige Gesundheit. An Bord sind es multifunktionelle Projektoren, die sogenannten Fußbälle, die seine Sicherheit gewährleisten. Sie simulieren die Emissionen des gewohnten Strukturgestöbers und erlauben dem mittlerweile zum besten Piloten seiner Heimat gereiften Mann, sich längere Zeit außerhalb der Charon-Wolke aufzuhalten.
Ich erhoffe mir viel von ihm und seinen Leuten. Vielleicht erkennen sie Spuren der Vorgänge rings um Sektor Null, vielleicht können sie den Weg verfolgen, den das Muttergestirn der Menschheit und seine Planeten genommen haben ...
»Ich möchte endlich mit dir reden«, sagt Sichu Dorksteiger. »Unter vier Augen.«
»Du möchtest mir ein unmoralisches Angebot machen?«
Sie bleibt ernst und sieht mich irritiert an. So als wären all diese Wortwechsel voll Anspielungen niemals geschehen. »Nein. Du weißt, worum es geht.«
»Sobald ich die Versammlung aufgelöst habe.«
»Das dauert mir zu lange.«
»Keine Sorge. In wenigen Minuten ist der ganze Zauber vorüber.« Ich weiß, wovon ich rede. Nicht nur, dass ich spüre, wie sehr es die meisten Anwesenden zurück an ihre gewohnten Arbeitsplätze drängt. Ich verwende das Spiel stets zu meinem Nutzen. Eine Geste der Ungeduld oder ein harsches Wort reichen. Ich muss ihnen bloß deutlich machen, dass ich ein Unsterblicher bin. Dass ich anders bin als sie. Sie werden es spüren und flugs den Raum verlassen, froh, meiner Gegenwart zu entkommen.
»Wie sieht es mit der weiteren Abschottung von Sektor Null aus?«, fragt Blo Rakane.
Die Stimme des weißen Haluters ist keinesfalls gedämpft. Er möchte Aufmerksamkeit auf sich ziehen – und tut dabei womöglich zu viel des Guten. In meinen Ohren klingelt es, Sichu verzieht das Gesicht wie unter großen Schmerzen.
»Wir bleiben hart«, sage ich. »Es gibt keinerlei Gründe, eine Änderung des Status quo zu befürworten. Zumal wir nicht wissen, ob Sektor Null das Ende seiner Expansion erreicht hat. Womöglich erfolgt eine weitere Ausdehnung, ein weiteres Wachstum.«
»Mein Planhirn sagt mir, dass es nicht so weit kommen wird. Es weist darauf hin, dass wir uns primär um jene kümmern sollten, die ins Innere der abgeriegelten Zone vordringen wollen. Es gibt Gruppierungen, die sich von Verboten der Liga Freier Terraner nicht abhalten werden lassen. Abenteurer, Beutesuchende, Medienvertreter. Verzweifelte, die nach Angehörigen Ausschau halten möchten. Verblendete, die Erlösung suchen.«
»Ich weiß. Schätzungen zufolge durchstreifen mindestens dreitausend Schiffe illegal die Randbereiche von Sektor Null, ungeachtet aller Hyperstürme und sonstiger Gefahren. LFT-Einheiten mussten oft genug eingreifen, um Besatzungen in Sicherheit zu bringen. In einigen Fällen kam leider jede Hilfe zu spät.«
Auf meinen Wink hin werden Bilder über den Tisch projiziert. Solche, die eine Space-Jet zeigen, die auf eine Höhe von wenigen Zentimetern zusammengedrückt wurde, und die eines Raumers der MARS-Klasse, dessen Außenhülle wie die Schale eines Apfels abgezogen worden ist. Bizarr verformte Metallstreifen und -klumpen treiben durch den Raum. Ein toter Terraner ohne Schutzanzug schwebt unmittelbar auf den Betrachter zu, sich immer wieder überschlagend. Wir starren auf das Gesicht eines Toten, dessen Anblick selbst mir einen Schauder über den Rücken jagt.
Ich lasse den Anblick wirken. Es ist dies ein weiteres Druckmittel. Wenn meine Leute noch immer nicht verstanden haben, dass wir eilends Strategien zur Erforschung von Sektor Null entwickeln müssen, dass der Zeitfaktor eine bedeutsame Rolle spielt, haben sie in diesem Raum nichts zu suchen – und ich während der letzten Stunden schlechte Arbeit geleistet.
»Es stehen etwa 50.000 LFT-Einheiten zur Verfügung, die großteils zur Heimatflotte Sol gehören«, fahre ich fort, nachdem die Bilder erloschen sind. »Diese Schiffe stehen unter dem bewährten Kommando von Admiral Jagon Claudrin, der wiederum mir Bericht erstattet. Wir halten ständig Kontakt. Auch jetzt.« Ich deute auf mein Ohrpflaster. »Pausenlos erreichen mich Nachrichten. Sie stammen nicht nur von Claudrin. Flottenkommandanten, die fern
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