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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sondern ein uralter Körper mit jungem Geist. Eine furchtbare Strafe ...
    Noviel Residor schreckt hoch und spricht weiter, als wäre nichts geschehen. »Ich bin im Besitz von Informationen, die noch am 5. September 1469 um 17.00 Uhr Standardzeit von Terra hierher übermittelt wurden. Also etwa eineinhalb Stunden vor dem Verschwinden des Solsystems.«
    Ich versuche, gelassen zu bleiben. Was mir der Geheimdienstmann zu sagen versucht, ist, dass er auf einem unglaublichen Fundus an Wissen und Informationen sitzt! Auf einem, nach dem sich die Wissenschaftler der JULES VERNE gewiss alle Finger ablecken würden.
    »Diese Daten wären für uns ... von großem Wert«, sage ich, steifer, als ich es vorhatte. »Wir bekämen einen tieferen Einblick in jene Vorgänge, die sich rings um die Versetzung des Solsystems abgespielt haben.«
    »So ist es.«
    Ich warte und starre Noviel Residor an. Doch der alte Mann schweigt und beobachtet seinerseits mich.
    »Also schön.« Ich kann den Seufzer nicht unterdrücken. »Was verlangst du als Gegenleistung für deine Unterstützung?«
    »Habe ich von Gegenleistungen gesprochen?«, tut Residor erstaunt.
    »Du bist nicht gerade als Altruist in die Geschichtsbücher der Menschheit eingegangen.«
    »Man verkennt mich. Das war schon immer mein Problem.« Er bleckt die Zähne. Sie sind gebleicht. Die Zeichen kosmetischer Verschönerungen und Korrekturen sind überall zu sehen. Ich frage mich, wen er damit beeindrucken möchte. Womöglich sein Spiegelbild?
    »Dann kann ich die Datensätze also haben?«
    »Selbstverständlich. Ich möchte allerdings eine Bitte äußern.«
    Da ist er, der Pferdefuß. Ich meine, Schwefel zu riechen. »Und zwar?«
    »Es wäre wunderbar, würde ich über die derzeitigen Umtriebe der galaktischen Hilfsflotten und die der JULES VERNE so gut wie möglich informiert werden. Es ist ein wenig langweilig auf diesem elenden Gesteinsbrocken.«
    »Unter denselben Bedingungen wie die vormaligen Lieferungen aus dem Sonnensystem?«
    »So ist es. Ich gebe dir eine Reihe von Kodes und Algorithmen, anhand derer du die ... Pakete mindestens dreimal pro Standardtag mithilfe unbemannter Sonden an mich übermittelst.«
    »Einverstanden.« Das ist ein geringer Preis für den Schatz, den Noviel Residor zu bieten hat. Ich treffe meine Entscheidung leichten Herzens. »Allerdings hätte ich für mein Entgegenkommen gern einige weitere Informationen.«
    Ich sehe ein listiges Funkeln in den Augen des ehemaligen Geheimdienstleiters. Dies ist die Sprache, die er am besten versteht. »Ich höre?«
    »NATHANS Speichertiefen sind unerreicht. An Bord der JULES VERNE verfügen wir zwar über grundlegende Informationen zu bestimmten Themen, aber ...«
    »Fasse dich kurz, Tekener. Oder willst du, dass ich an Altersschwäche sterbe, bevor du deinen Satz beendet hast?«
    »Natürlich nicht. – Ich benötige alles, was NATHAN über vergleichbare historische Ereignisse wie die Versetzung des Solsystems gespeichert hat. Der Versetzung Terras und Lunas in den Mahlstrom der Sterne. Der Versetzung des Solsystems innerhalb des Schwarms. Und am besten auch alles über Materiewippen und Heliotische Bollwerke.«
    »Das ist reichlich viel Arbeit, die du einem alten Mann da zumutest.«
    »Da wir von nun an ohnedies Kontakt halten, steht es dir frei, mich zu beliefern, wann immer du deine Arbeit abgeschlossen hast.«
    Noviel Residor kramt umständlich in einer Tasche seiner um den dürren Körper schlotternden Uniform, die er noch immer trägt. Er legt einige Datenträger vor mir auf den Tisch. »Das wird nicht notwendig sein. Ich habe alles hier abgespeichert. Inklusive Informationen über extrauniverselle Räume wie das INSHARAM, der extrauniversellen Geburtsstätte für Superintelligenzen, oder zu Seth-Apophis-Artefakten. Und die Teletrans-Weichen und so weiter. Die wolltest du ja wohl durchaus auch haben, oder?«
    Ich habe ihn unterschätzt. Ich habe bloß einen alten Mann gesehen. Einen schlauen alten Mann zwar – aber keinen, der meine Züge im Voraus ahnen könnte.
    »Danke sehr. Wir sind uns also einig.« Ich lächle, wie es Noviel Residor gewiss von mir erwartet, und stehe auf. »Damit wäre diese Unterhaltung wohl beendet.«
    Er zögert. Dann erhebt er sich ebenfalls. »Ja, wir sind uns einig. – Willst du noch mit mir zu ... hm ... Abend essen? Oder habt ihr an Bord der JULES VERNE Mittagszeit? Ich habe hier einen anderen Tag-Nacht-Rhythmus.«
    Eine Einladung? Soll ich sie als Höflichkeitsfloskel werten

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