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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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geprägt gewesen war.
    Wer würde eine Nachricht derart verschlüsseln, dass selbst die Frage nach dem Kode aus einer rätselhaft formulierten Aufforderung gefiltert werden musste?
    Atlan vielleicht. Sonst fällt mir keiner der heute noch lebenden Zeitzeugen ein. Doch der Arkonide ist weit weg. Er beschäftigt sich mit Dingen, die mit den Geschehnissen in der Milchstraße bloß peripher zu tun haben.
    Der Gesuchte ist ein anderer. Jemand, der sich mit terranischer Geschichte auskennt und über nicht jedermann zugängliches Wissen verfügt. Jemand, der in fast krankhaft wirkender Manier Geheimnistuerei betreibt und ein ähnliches Spiel wie ich spielt, wohl als Meister seines Faches.
    Ich erkenne die von der Raumsonde übermittelte Frage und erhalte Zugriff auf die Rohdaten. Der verlangte Kode ist einer, der dem Terranischen Liga-Dienst zuzuschreiben ist. Die Verschlüsselungs-Parameter kommen mir vage bekannt vor. Es ist, als müsste ich mich eines Rufkodes erinnern, den ich vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten ab und zu verwendet hatte. Mein Zahlengedächtnis ist gut. Dennoch dauert es eine Weile, bis ich mich der richtigen Ziffern- und Zeichenfolge entsinne. Und auch der Wortmelodie, der ich folgen muss, um die Entschlüsselung über die Spracheingabe in Gang zu bringen.
    Ein TLD-Kode. Einer, der nur Zellaktivatorträgern bekannt ist. Die Zahl jener, die diese Botschaft abgeschickt haben könnten, ist gering.
    NEMO gibt mir ein Freizeichen. Ich habe den Kode geknackt und erhalte einen Koordinatensatz, verbunden mit der schroff formulierten Aufforderung, dass sich ein Zellaktivatorträger auf den Weg machen solle. Und zwar allein.
    Oh ja: Das ist eine Handschrift, die ich nur zu gut kenne. Ich ahne, wer mich sprechen möchte. Ich fühle keinerlei Vorfreude angesichts eines bevorstehenden Treffens. Doch ich ahne, dass mich wichtige Informationen erwarten. Andernfalls hätte er mich nicht kontaktiert.
    »Du übernimmst, Tristan«, sage ich und übertrage in einem Formalakt all meine Handlungsbefugnisse an Oberst Kasom. »Ich habe ein Rendezvous. Mit jemandem aus der Vergangenheit.«
    Vage Andeutungen. Sie sind ein Teil des Spiels – und es macht mir immer wieder aufs Neue höllisch viel Spaß, völlige Verwirrung zu hinterlassen, wenn ich aufbreche.
    Eine Space-Jet der ROMULUS-Klasse steht für mich bereit. Ich mache mich auf den Weg.
     
    *
     
    Eine Kleinst-Raumstation, etwa 3,5 Lichtjahre vom Solsystem entfernt, ist mein erstes Ziel. Wieder wird mein Gedächtnis bemüht. Ich muss weitere Rätsel lösen, bevor ich einen abgeschirmten Käfigtransmitter betreten darf und ins Unbekannte abgestrahlt werde.
    Ich lande in einer Anlage, die in den Fels eines fremden Planeten gesprengt sein, sich aber genauso gut an Bord eines Raumschiffs befinden könnte. Ich erhalte keinerlei Hinweise auf meinen Aufenthaltsort. Ringsum ist alles dunkel. Der Fokus des einzigen Scheinwerfers ist auf einen zweiten Käfigtransmitter gerichtet. Eine mechanische Robotstimme stellt mir Fragen. Diesmal fallen mir die Antworten leichter. Mein Gedächtnis, einmal in Fahrt gekommen, ruft nun die geforderten Kodes problemlos ab.
    Mein Gastgeber gibt sich große Mühe, seinen Aufenthaltsort zu verschleiern. Womöglich hätte ich es mit der richtigen Ausrüstung geschafft, meine Reise nachzuvollziehen. Doch es interessiert mich nicht. Ich bin bloß neugierig auf den Mann, der mich über verschlungene Wege zu sich dirigiert. Ich möchte wissen, was er mir zu sagen hat.
    Ich trete aus dem zweiten Käfigtransmitter und fühle einen kühlen Schauder. Ich werde abgetastet, werde auf Herz und Nieren getestet.
    Drei TARA-VII-UH-Kampfroboter der neuesten Generation erwarten mich. Sie nehmen mich in ihre Mitte und geleiten mich schweigend in den nächsten Raum. Das Leuchten ihrer Waffenarme wirkt bedrohlich, ich ziehe den Kopf ein.
    Hier ist das Licht kalt, wie auch die Temperaturen unangenehm sind. Das Zimmer ist kahl, bar jeden Komforts. Die TARAS führen mich zu einem einsam und verlassen dastehenden Stuhl. Er ist abgenutzt und wackelig. Tatsächlich ist ein Bein kürzer als die anderen drei. Dies könnte genauso gut eine Verhörstation sein – und wahrscheinlich diente sie früher einmal auch zu diesem Zweck. Mein Gastgeber ist – war – weithin für seinen Pragmatismus und seine Humorlosigkeit bekannt.
    Er betritt das Zimmer. Seine Schritte haben längst nicht mehr diesen stechenden Klang, den seine Mitarbeiter einst so fürchteten. Auch seine Stimme hat

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