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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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SERUN – warum stabilisierte er ihn nicht? Warum fing er ihn nicht auf?
    David drohte zu stürzen. Mit aller Kraft hielt er sich mit der Linken an der Handreling fest. Er fühlte einen schmerzhaften Stich in der Schulter. Sein Körpergewicht und das des Anzugs lasteten mit einem Mal auf diesem einen Gelenk, während er immer weiter das Gleichgewicht verlor, in den Abgrund zu stürzen drohte, in eine Tiefe, in der etwas Unbekanntes auf ihn wartete ...
    Er schrie, so laut er konnte, schaffte sich ein Ventil für all die Pein, die er erlitt. Im selben Moment überkam ihn Zorn: Er wollte weg, wollte nicht sterben! Es war ungerecht!
    Die Wut half ihm, sich irgendwie festzuhalten, mit einer Kraftanstrengung, die er sich selbst niemals zugetraut hätte. Langsam führte er die Rechte zurück zur Handreling und entlastete den linken Arm, den er sich wohl ausgekugelt hatte.
    »Alles in Ordnung?«, hörte er Kommandant Tivelani über Funk fragen.
    Natürlich ist alles in bester Ordnung, du Idiot! Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mich durch die Eingeweiden der GEMMA FRISIUS zu wühlen und mich unbekannten Gefahren zu stellen ...
    »Alles bestens«, sagte er so ruhig wie möglich.
    Vorsichtig suchte er auf dem glitschigen Boden Halt. Es gelang ihm kaum, auf den Beinen zu bleiben. Die ölähnliche Substanz verteilte sich über die gesamte Breite des Absatzes.
    Eine Halteschiene an der Wand. David tastete vorsichtig danach, hielt den Körperschwerpunkt so gut es ging vor sich und stellte sich dann breitbeinig auf die ebene Fläche.
    Gut. Solange er keine raschen Bewegungen tat, würde er auf den Beinen bleiben.
    Er warnte den Kommandanten und die Nachkommenden vor den Gefahren, die sie hier erwarteten. Die Funkdisziplin ergab angesichts dieser Probleme keinen Sinn mehr.
    Endlich fand David Zeit, sich um den Schmerz in seiner Schulter zu kümmern. Er hätte es besser nicht getan. Nun, da er sich des Stechens und Pulsierens bewusst wurde, meinte er, ohnmächtig werden zu müssen. Er bekam kaum noch Luft – und drohte in der aufkommenden Panik ein weiteres Mal wegzurutschen.
    Es ist nichts, versuchte sich David selbst zu beruhigen. Ein Gelenk, das sich mit geringem Aufwand wieder einrenken lässt. Du lebst noch. Es ist bloß das Erschrecken und die Angst vor dem Tod, die dich zu einer Überreaktion verleitet.
    »Du bist über alle Gebühr nervös«, flüsterte ihm der SERUN plötzlich zu.
    »Ich bin verletzt!«, widersprach David Campese wütend.
    »Du irrst dich. Ich besitze keinerlei Hinweise auf eine Verletzung. Es scheint sich um ein psychosomatisch bedingtes Trauma zu handeln. Um eine Stresserscheinung. Ich werde dir ein sanftes Beruhigungsmittel verabreichen ...«
    »Das wirst du nicht!«, widersprach David heftig. »Ich verbiete es dir!«
    »Du reagierst völlig überzogen. Deine Körperwerte bewegen sich in einem besorgniserregenden Bereich. Es scheint sich um einen schweren Schockzustand zu handeln.«
    Die letzten Worte hatten sich wie eine Drohung angehört. David wusste, dass das Positronikgehirn des Schutzanzugs durchaus über die Macht verfügte, eigenständige Entscheidungen zu treffen, sobald es sicher war, dass sein Träger, salopp gesagt, nicht mehr alle Sinne beisammen hatte.
    Er musste sich beruhigen. So rasch wie möglich. Tief durchatmen, an etwas Beruhigendes denken, den Schmerz ignorieren – und es gelang.
    Tivelani schaffte es sicher neben ihn. Auch Ormaject und Aillyl gelangten dank Davids Warnung in Sicherheit. Allesamt verzichteten sie darauf, die Möglichkeiten des SERUNS auszuloten. Der Wert der Schutzanzüge erschien nach diesem Zwischenfall noch zweifelhafter als zuvor.
    Warum tötet uns der Unbekannte nicht? Warum spielt er mit uns?
    Mit vorsichtigen Schrittchen trippelte er vorwärts. Die Ölschicht endete abrupt. Von nun an ging es problemlos vorwärts, auf jene Markierung zu, die den Ausstieg aus dem Wartungssystem kennzeichnete. Davids linke Schulter schmerzte höllisch. Allmählich ging der Schmerz von einem Stechen in dumpfes Pochen über, das sich über den Nacken bis zum Kopf ausbreitete.
    Der SERUN verhielt sich ruhig. Einmal mehr überlegte David, ob er sich aus dem Schutzanzug schälen und ihn zurücklassen sollte. Konnte es schlimmer kommen, als es ohnehin schon war?
    Ja, es konnte. Die Positronik des SERUNS war offenkundig beeinflusst und ... verwirrt. Andererseits war sie sein letzter Verteidigungswall. Brüchig und rissig geworden zwar, doch etwas, das ihn vor den

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