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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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an Kraft verloren.
    »Ronald Tekener«, sagt er. »Ich wusste, dass du es sein würdest, der meiner Einladung Folge leistet.«
    »Ich kam mangels anderer Repräsentanten unseres kleinen Kreises an Zellaktivatorträgern. Es freut mich, dass alle Nachrichten über deinen Tod verfrüht gekommen sind. Wie ich sehe, bist du gesund und munter, Noviel.«
     
    *
     
    »Die Freude ist ganz meinerseits.«
    Noviel Residor deutet eine Verbeugung an. Dem ehemaligen Leiter des Terranischen Liga-Dienstes geht die Lüge leicht von den Lippen. Es war weithin bekannt, dass der hagere, großgewachsene Terraner in seiner Jugend einen schrecklichen Unfall erlitten hatte. Ein Teil seiner Zerebralfunktionen war dabei zerstört worden. Noviel Residor war damals seiner emotionalen Palette beraubt worden.
    »Wie lebt es sich denn als Toter?«, frage ich.
    »Ausgezeichnet. Der bürokratische Aufwand ist auf ein Minimum reduziert, auch die Sozialkontakte konnte ich glücklicherweise weitgehend einschränken. Ab und zu unterhalte ich mich mit meinen persönlichen Betreuerinnen.« Mit der Rechten deutet er vage hinter sich.
    Ich sehe zwei auf Menschenfrauen mittleren Alters getrimmte Roboter. Sie stehen ruhig da und beobachten ihren Herrn.
    »Vor drei Jahren warst du noch sehr aktiv, aber dann hieß es plötzlich, du wärst gestorben. Mit 227.«
    »Das liegt immerhin über dem statistischen Durchschnitt vergangener Generationen. Dank der Segnungen der modernen Medizin fühle ich mich kaum einen Tag älter.«
    »Die Einsamkeit hat dich sarkastisch werden lassen.«
    »Jedermann hat so seine Schwäche. Meine ist es, menschliche Verhaltensweisen so gut es geht zu imitieren. Selbstironie scheint mir ein großartiges Stilmittel zu sein.« Eine der Robot-Frauen tritt nahe an Residor heran und flüstert ihm etwas ins Ohr. »Ah, Zeit für einen Imbiss. Stärkungsmittel für einen Toten sozusagen. Darf ich übrigens fragen, weshalb du nicht überrascht bist, mich gesund und munter wiederzusehen?«
    »Du weißt ja selbst, wie das mit Gerüchten ist: Glaube nur dem, das du selbst erfunden hast.«
    »Kaum jemand wusste, dass ich meinen Tod bloß vorgetäuscht hatte. Auch Perry Rhodan nicht.«
    »Rhodan weiß vieles nicht, was Monkey sehr wohl in Erfahrung bringen kann.«
    »Monkey. Ach ja. Ein tüchtiger Mann. Ein wenig gefühlskalt, nicht wahr?«
    Ausgerechnet Residor sagt so etwas. Weder kann ich mich mit dieser Art von Humor anfreunden, wenn es denn welcher ist, noch möchte ich mich mit einem Gefühlskrüppel über die dunklen Seiten meiner Existenz unterhalten.
    »Wie macht sich Attilar?«, fragt Residor.
    »Sehr gut, wie du ja wohl selbst weißt. Immerhin hat er von dir gelernt. Über ein halbes Jahrhundert durfte er von deiner Erfahrung und deinem Wissensschatz profitieren.«
    »Es dauerte in der Tat eine Weile, bis ich ihn so weit hatte.«
    » Wie weit? Bis er so war wie du? – Ich muss dich enttäuschen. Das zumindest blieb Attilar Leccore erspart.«
    »Ich vergaß, dass auch du die feine Klinge des Sarkasmus zu führen imstande bist, Tekener.«
    »Ich hatte Zeit, sie zu schärfen. Viel Zeit.«
    »So viel Zeit bleibt nicht jedem.« Noviel Residor presst die Kiefer fest aufeinander. »Weißt du, ich beschloss mich zurückzuziehen, als ich dem falschen Rhodan begegnet war. Das enthebt mich der Verantwortung, Rechenschaft über mein Altern ablegen zu müssen. Als Unsterblicher weißt du wahrscheinlich nicht, wie das ist, wenn die eigenen Leute anfangen zu denken, man habe sich wegen seines Alters verändert, sei weicher, vergesslicher, nachlässiger geworden oder auch böser und verbitterter. Das muss ich mir nicht zumuten. Ich bin noch so wie früher.« Er grinst, aber das Alter starrt mich an, das ihn in diesen letzten drei Jahren auf geradezu unheimliche Art eingeholt und geradezu überrollt hat. Hatte der Mann schon immer so viele Falten?
    Weiß er, dass er mit seinen Worten den Finger in eine Wunde gelegt hat? Weiß er von dem, was uns Unsterbliche verändert und wie es uns verändert? Wohl kaum. Er ist verbittert, und ich ahne zumindest, weshalb: Als am 1. Dezember 1347 NGZ der Goldene Funkenregen der sich auflösenden BATTERIE des Nukleus der Monochrom-Mutanten über Terra niedergegangen war, hatte dies keinerlei Auswirkungen auf den damaligen Chef des Terranischen Liga-Dienstes, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern der Erde, die mit besonderen Fähigkeiten oder besonderer Langlebigkeit gesegnet worden waren.
    Es ist merkwürdig, den

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