PR 2626 – Suche im Sektor Null
wirkenden Anzug gatasischer Fertigung.
»Wir hätten genauso gut die Gänge nutzen können«, beschwerte er sich dennoch über Funk. »Unser Feind weiß sicher längst, dass wir uns hier drin entlangbewegen.«
»Dann weißt du mehr als ich.« David hatte die ständigen Klagen des Koko-Interpreters schon lange satt. Aillyl widersprach allem und jedem. Er war wie die Geräte, die er bediente. Von dieser Eigenschaft sagten weder historische Holovids noch Berichte seiner Kollegen etwas.
»Aber ...«
»Haltet Funkdisziplin!«, meldete sich Tivelani mit eindringlicher Stimme zu Wort.
»Aber ...«
»Noch ein einziges Aber, Leutnant Aillyl, und ich berufe an Ort und Stelle ein Militärgericht ein und klage Sie des Hochverrats an!«
Der Blues schnappte deutlich hörbar nach Luft, blieb weit zurück – und kroch dann doch hinter ihnen her. Er würde für eine Weile ruhig sein. Doch die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass er den Halsmund einfach nicht halten konnte.
Der Wartungsschacht verbreiterte sich. Sie näherten sich einem Absatz, hinter dem ihr Weg senkrecht in die Tiefe führte. Sie fanden Platz, sich nebeneinander aufzustellen und die krumm gewordenen Rücken durchzudrücken.
David streckte zwei Finger aus und deutete in den Abgrund. Sie mussten die Leiter ins Dunkle hinabsteigen und den übernächsten Ausstieg nutzen. Von dort waren es nur noch etwa zwanzig Meter bis zu jenem Tank, in dem die Bio-Komponente des Schiffsrechners gelagert wurde.
Der Kommandant befahl ihm voranzugehen. Es war nur logisch: Er kannte sich besser als jedes andere Mitglied der kleinen Gruppe im Inneren des Schiffs aus. David unterdrückte einen Fluch. Nur zu gern hätte er Achtsieben bei sich gehabt, denn der Bordingenieur kannte all die verschlungenen Wege wie seine Westentasche. Doch jener war in der Zentrale unabkömmlich. Er tat sein Bestes, die von ihrem Gegner verursachten Schäden zu bekämpfen, Wartungsroboter zu dirigieren, Redundanzschaltungen herbeizuführen, neue Winkelzüge ihres Feindes bereits im Ansatz zu erkennen und zu neutralisieren.
Also musste der Nexialist herhalten. Mit seinem Gespür und seiner interdisziplinären Ausbildung. Man hoffte, dass er dank seiner Begabung zur Improvisation auch die schwierigsten Hindernisse würde überwinden können.
So, wie er zum Beispiel trotz der baulichen Änderungen, die im Inneren der GEMMA FRISIUS geschehen waren, den Weg bis hierher gefunden hatte.
Das Schiff verwandelte sich. Es waren mitunter Kleinigkeiten, aber auch Dinge, die sie irritierten und an der Geisteskraft ihres Gegners zweifeln ließen.
Werkzeuge lagen nicht mehr an ihrem Platz, Messer wurden stumpf. Primitive Schalteinheiten taten nun das Gegenteil dessen, was sie eigentlich bewirken sollten. Service-Roboter redeten Tefrodisch, metallene Schränke zerfielen zu Staub wie vom Holzwurm befallene Kästen. Gläser zersprangen, Holoschirme in der Zentrale zeigten einen Querschnitt durch alle Genres und Niveaustufen der Bord-Holothek.
Dies waren die harmloseren Begleiterscheinungen der fortschreitenden Besetzung der GEMMA FRISIUS. Andere Vorfälle machten ihnen hingegen schwerer zu schaffen. So stimmten die vor die Innenscheiben der SERUNS gespiegelten Pläne der Wartungsgänge nicht mehr mit der Realität überein. Sie hatten Umwege in Kauf nehmen müssen, die Orientierung verloren und wären beinahe in einen Schacht gestürzt, der zu einem Abfallkonverter führte.
Die SERUNS schützten sie, gewiss. Doch all diese unerwarteten Vorfälle ermüdeten sie und zehrten an ihren Nerven.
David stellte einen Fuß auf die oberste Sprosse der Leiter. Er verzichtete aus gutem Grund auf den Einsatz des Antigravs. Jedes Zuviel an Energie mochte den unbekannten Gegner auf sie aufmerksam machen.
Langsam, vorsichtig kletterte er in die Tiefe. Unter ihm erklang ein Zischen und Wehklagen wie von einem verwundeten Tier. Er ignorierte die schaurigen Geräusche und verzichtete darauf, seinen Scheinwerfer in die Tiefe zu richten. Er wollte nicht sehen, was da unten vor sich ging. Er wollte bloß an sein Ziel gelangen, so rasch wie möglich.
Zehn Sprossen. Dann fünfzehn. Vorbei am ersten Ausstieg. Die Hälfte des Weges war geschafft. Kommandant Tivelani folgte ihm in einem Abstand von zwei Körperlängen.
Tief durchatmen. Bloß an die Aufgabe denken, an das Ziel.
Geschafft! Er löste die Rechte von der Leiter und setzte vorsichtig einen Fuß auf den breiten Absatz.
Er rutschte weg, drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Der
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