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PR 2626 – Suche im Sektor Null

PR 2626 – Suche im Sektor Null

Titel: PR 2626 – Suche im Sektor Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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und kurzerhand ablehnen?
    Nein. Ich beginne zu verstehen. Auch wenn es Noviel Residor niemals zugeben würde: Er ist einsam. Und vielleicht hat er ein klein wenig Angst vor dem Alleinsein. Auch er trägt eine Maske. Auch er spielt das Spiel. Seine Emotionslosigkeit ist bloß vorgeschoben.
    »Hat die Küche ein dickes, blutiges Steak und eine anständige Salatplatte im Angebot?«
    »Selbstverständlich. Du wirst allerdings entschuldigen, wenn ich mich mit etwas ... bekömmlicherer Nahrung begnüge.« Er verzerrt das Gesicht zu einer seltsamen Grimasse.
    Ich verstehe: Er versucht zu lächeln.
     
    *
     
    Nach einem ausführlichen Mahl, bei dem wir uns über Nichtigkeiten unterhalten, begleitet mich Noviel Residor zurück zum Transmitterraum. Die beiden Robot-Frauen bleiben zurück.
    »Warum hast du dich nicht früher gemeldet?«, frage ich. »Die Heimatflotte Sol ist schon eine ganze Weile vor Ort.«
    »Ich habe bislang keinerlei Anlass dazu gesehen. Manche Dinge gehören auf höchster Ebene besprochen.«
    »Das sehe ich anders. Admiral Lagon Claudrin hätte sich über jede Unterstützung gefreut.«
    Es wird empfindlich kalt im Raum. Die zwanglose Unterhaltung, die wir geführt haben, scheint mit einem Mal Monate oder Jahre zurückzuliegen.
    »Dann sieh es eben anders, Tekener. Ich bin sowohl über die Beratungen des Galaktikums informiert wie auch über die Sonderkonferenz der LFT-Verantwortlichen. Ich wusste also, dass die JULES VERNE mit dir an Bord über kurz oder lang nahe Sektor Null auftauchen würde. Du bist der einzige Ansprechpartner, den ich akzeptiere.« Er tut so, als würde er auf seine Uhr blicken. »Nun wird es aber Zeit, den Rückweg anzutreten.«
    Ich fühle eine kalte, schlaffe Hand in der meinen. Noviel Residor schüttelt sie schwach.
    »Ich frage mich, ob NATHAN auch in Eigeninitiative geheime und externe Back-ups seiner Wissensspeicher angelegt hat«, sage ich, ohne auf die Geste der Verabschiedung zu achten.
    »Es wäre der Mondpositronik zuzutrauen. Vielleicht hat sie sogar explizit den Auftrag dazu erhalten.«
    »Von Rhodan oder Bull? – Nein. Ich wüsste davon.«
    »Ich rede keinesfalls von einem Unsterblichen.«
    »Sondern?«
    Noviel Residor schweigt und starrt an mir vorbei auf den Käfigtransmitter.
    Tut er bloß geheimnisvoll oder hält er einen weiteren Trumpf in Händen? Möchte er sich die Option offenlassen, mich nochmals hierher zu locken?
    »Solche getarnten Speicher wären, so könnte man annehmen, nur dann zu finden, wenn sie gefunden werden wollten«, murmelt er. »Andererseits ... versuch es mit einem breitflächig ausgestrahlten Funkspruch. Mit dem sinngemäßen Text: Im Auftrag der kleinen Hantel: Der Spieler sucht das Spiegelbild des Weisen ... Auf Wiedersehen, Unsterblicher.«
    Er dreht sich um und lässt mich allein zurück. Die drei TARAS tauchen wie von Geisterhand neben mir auf und geleiten mich zum Abstrahlfeld des Käfigtransmitters.

8.
    GEMMA FRISIUS,
    2. September 1469 NGZ
     
    Kleber 37 setzt Prioritäten. Ziel ist es weiterhin, die Mannschaft des Opfers zu benutzen. Die Flucht muss verhindert werden, ebenso der Kontakt zu Außenstehenden. Dieser Plan erfordert die schrittweise Übernahme der Funkabteilung, der Hangar- und der Antriebssysteme.
    Es ist ein Leichtes, diese Pläne in die Realität umzusetzen. Und dennoch gibt es einige störende Objekte, die sich Kleber 37 entgegenstemmen.
     
    *
     
    Das Bild des fremdartigen Blüten-Objekts hatte sich in David Campeses Erinnerung gebrannt. Selbst nun, da er seinen Körper hinter Towa Ormaject durch den schmalen Lüftungsschacht schob, wollte es ihm nicht aus dem Kopf gehen.
    An der Spitze des kleinen Zuges bewegte sich Mohanram Tivelani. Der Kommandant hatte während der letzten Stunde eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Nun, da ihr unbekannter Feind immer offener gegen die Besatzung der GEMMA FRISIUS vorging, zeigte er all jene Qualitäten, die ein militärisch geschulter Führungsoffizier aufweisen musste. Er hatte die Strategie bestimmt, die Wartungsschächte für ihr Vorwärtskommen zu nutzen, hatte die Mitglieder der kleinen Expedition ausgewählt, hatte schlüssige Anweisungen für die Zurückbleibenden hinterlassen, hatte mit jedem Befehl seine Autorität eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
    Hinter David ging in gebückter Haltung Aillyl. Der Blue war zwar um mehr als einen Kopf größer als er, aber so gelenkig, dass er die Wartungsschächte problemlos nutzen konnte; selbst in seinem etwas plump

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