PR 2630 – Im Zeichen der Aggression
allein darauf, dass du mit mir zusammen einfacher an Daten kamst, die du an den Feind weiterleiten konntest!«
Picarus Augenlider flackerten.
»Das stimmt nicht«, protestierte er ächzend. »Du bist mein Freund.«
»Und dennoch gehörst du dem Feind an«, sagte Tokun bitter.
»Der Verzweifelte Widerstand ist nicht der Feind, versteh doch, Tokun. Wir sind der Feind. QIN SHI tut alles, damit Chanda ein Hort des Krieges bleibt. Und wir Dosanthi unterstützen QIN SHI dabei vorbehaltlos närrisch.«
Picarus Augen verdrehten sich qualvoll. Tokun sah, wie das Leben aus seinem früheren Freund strömte.
»Ich sterbe, aber ich habe eine letzte Bitte.«
Picaru fasste sich an das linke Handgelenk und riss sich einen Streifen Haut ab. Dann bohrte er einen Finger in die Wunde und zog einen kleinen Gegenstand heraus.
»Das ist ein Speicherkristall. Darauf befinden sich wichtige Informationen zur Weltengeißel. Ich habe herausgefunden, was hinter ihr steckt. Die Welten von Chanda sind in großer Gefahr, Tokun!«
Ein Hustenanfall schüttelte den kraftlosen Körper des Dosanthi durch. »Hör mir gut zu, mein Freund: Alle Welten sind in Gefahr. Selbst solche, auf denen ausschließlich Dosanthi wohnen. Vor QIN SHIS Hunger nach Lebensenergie ist niemand geschützt. Keine Xylthen, keine Dosanthi.«
Tokun verlagerte das Gewicht des Dosanthi und nahm ihm den Speicherkristall aus den zitternden Fingern.
»Auf dem Kristall befinden sich alle Verbindungsinformationen zur Datenübertragung. Der Verzweifelte Widerstand wird alles dafür tun, dass QIN SHIS Macht gebrochen und die Weltengeißel vernichtet wird. Erst dann kann Frieden in Chanda einkehren. Übermittle die Informationen an die, die Frieden wollen. Bitte!«
Tokun betrachtete den Kristall. »Ich werde den Kristall Protektor Kaowen übergeben«, sagte er mit bebender Stimme. »Ich zweifle nicht, dass er die Verbindungsinformationen dazu verwenden kann, den Widerstand in einen Hinterhalt zu locken.«
Picarus Körper bäumte sich auf. »Das darfst du nicht, Tokun! Es ist alles wahr, was ich gesagt habe! Denk an die Völker von Chanda. Denk an Dosanth. Und denk an unsere Freundschaft!«
Eine alles verzehrende Wut stieg in Tokun auf. »Wir waren nie Freunde!«, schrie er.
Achtlos ließ er den Körper fallen und trat drei Schritte zurück. Das Flammeninferno hatte seine Kräfte größtenteils eingebüßt. Die restlichen Flammen genügten aber, um Picarus Körper in Sekundenschnelle zu verbrennen.
Eine Weile starrte Tokun blicklos ins Nichts.
Irgendwann wurde er sich seiner Umgebung wieder bewusst. Mit tränenden Augen blickte er sich um.
Der Platz der Freiheit war vollständig zerstört. Überall stieg stinkender schwarzer Rauch auf. Vereinzelt leckten Flammen in die Höhe. Im Zentrum des Platzes, wo die Bomben gezündet worden waren, türmten sich die Wände eines Explosionskraters auf. Von den drei Kampfgruppen waren nicht einmal die massiven Roboter der Badakk übrig geblieben.
»Tokun Gavang!«, erklang eine Stimme aus dem Gürtelrechner. »Wir haben deine Peilung aufgenommen. Ein Robotertrupp wird dich abholen. Hast du Kenntnis von weiteren Überlebenden?«
Tokun blickte auf den verkohlten Körper seines Freundes.
»Nein«, sagte er leise.
Er hob die rechte Hand und betrachtete den Datenkristall. Dann warf er ihn in Picarus Richtung. Er sah zu, wie der Kristall dunkel anlief und schließlich zersprang.
9.
Transit ohne Wiederkehr
Das Leben würde nie wieder das gleiche sein.
Picarus Tod hatte Tokun stärker mitgenommen, als er sich kurz nach den Ereignissen auf Coesproe hatte eingestehen wollen.
Dass der Freund in letzter Konsequenz durch seine Hände gestorben war, belastete Tokun weniger als die Ideologie, für die Picaru das Leben gelassen hatte.
Die vielen Untersuchungen, die der »Schande von Coesproe« folgten, ließ Tokun Gavang über sich ergehen, ohne dass er auch nur andeutungsweise verriet, wie viel er über die Hintergründe ihres Scheiterns wusste.
Picaru Volil hatte ihn enttäuscht wie kein anderer Dosanthi – nicht einmal sein Vater, der sich früh von ihm abgewandt hatte.
Seine letzten Worte waren allerdings bei Tokun in eine fruchtbare Felsritze gefallen. Widerwillig gestand sich der Dosanthi ein, dass er sich die wichtigste aller Fragen nie gestellt hatte; die Frage nach dem Weshalb.
Weshalb führte die QIN SHI-Garde Krieg gegen alle Völker Chandas, die sich nicht in ihren Reihen befanden?
Weshalb wurde jedes aufstrebende Volk
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