PR 2630 – Im Zeichen der Aggression
sofort und ohne jegliche Rücksicht in seine Höhle verwiesen?
Weshalb wurden die Dosanthi in QIN SHIS Namen zu Mördern?
QIN SHI tut alles, damit Chanda ein Hort des Krieges bleibt, hatte Picaru kurz vor seinem Tod behauptet.
Stimmte dies tatsächlich?
Sosehr sich Tokun den Kopf zerbrach, er fand keine stichhaltigen Gründe dafür, dass die Völker Chandas Krieg führten. So zahlreich die Konfliktherde waren, so unsinnig erschienen ihm plötzlich die Motive, die hinter den Bestrebungen der einzelnen Konfliktparteien standen. In diesem Licht wirkten die Beweggründe von Völkern und Gruppierungen wie den Coesproe-Vigilanten noch am ehesten nachvollziehbar: Sie kämpften gegen die Bedrohung durch QIN SHI und seine Garde.
Wie der Verzweifelte Widerstand.
Tagelang sann Tokun Gavang über diese Fragen. Irgendwann dachte er an seinen Calanshan-Meister Skyl Skopen und was er von ihm über die verschiedenen Arten der Aggression gelernt hatte.
Tokun fragte, ob es neben der in- und extrinsischen Form der Aggression und dem Calanda vielleicht eine vierte Form der Aggression gab: die Aggression, die QIN SHI in Chanda säte.
Er gab das Gedankenspiel wieder auf, da er niemanden hatte, mit dem er seine Erkenntnisse diskutieren konnte. Hätte er sich einer Person der Gardeschiffe anvertraut, wäre dies sehr wahrscheinlich gleichbedeutend mit Selbstmord gewesen.
Umso mehr, als ihn drei Wochen nach Coesproe eine weitere schlechte Nachricht erreichte: Reparat Vetela hatte um seine Versetzung zur QIN SHI-Garde gebeten, und der Bitte war entsprochen worden.
Kurze Zeit später begegnete ihm der Xylthe »zufällig« in einem der Gänge der XYLTHIA.
Breitbeinig und mit verschränkten Armen versperrte er Tokun den Weg.
»Das hättest du nicht gedacht, dass du mich so schnell wiedersehen wirst, nicht wahr?«
Mühsam kämpfte Tokun die Wut nieder, die sofort in ihm aufbrandete. Er hatte sich vor Kurzem mit Calanda aufgeladen, um nach den grüblerischen Stunden das Kräftedefizit durch Aggression auszugleichen.
»Hast du das Kommando über die NYCORMO nur deswegen aufgegeben, um deiner Wahnvorstellung nachzugehen?«, fragte Tokun.
»Ich habe von der Schande von Coesproe gehört. Niemand, der bei klarem Verstand ist, zweifelt daran, dass sich in den innersten Reihen der Garde mindestens ein Verräter befindet. Und weil die Befehlshaber offenbar keine Verbindungslinie zwischen deiner Ankunft und den Ereignissen auf Coesproe ziehen können, muss eben jemand herkommen, der dazu in der Lage ist!«
»Du hast den Verstand verloren.«
»So, habe ich das? Wir wissen beide, dass du zum Verzweifelten Widerstand gehörst, Tokun Gavang. Und irgendwann werde ich dies auch beweisen können!«
Der Dosanthi schluckte.
Unzählige Male hatte der Xylthe ihn verdächtigt, ein Verräter zu sein. Die Vorwürfe waren immer an ihm abgeprallt wie ein Kiesel von einer massiven Wand. Nun fühlte er sich von Vetelas Worten plötzlich peinlich berührt. Tokun wusste, dass die Gedanken, denen er in den vergangenen Tagen nachgegangen war, längst ausreichten, um ihn als Verräter zu verurteilen.
Wie hatte Skyl Skopen damals den Effekt genannt, der eintrat, wenn jemand einem etwas lange genug einredete, bis es wahr wurde? Eine sich selbst erfüllende Prophezeiung?
»Ich gehöre nicht dem Verzweifelten Widerstand an!«, sagte Tokun.
Abrupt wandte er sich ab und ließ den Xylthen stehen.
Diesmal war er es, der flüchtete.
*
Ein paar Tage später hatte er sich endlich zu einem Entschluss durchgerungen. Tokun verlangte ein vertrauliches Gespräch mit Reparat Salandin und bat ihn, aus der QIN SHI-Garde ausscheiden und zurück nach Meloudil fliegen zu dürfen.
Der Xylthe lachte ihn aus. »Mir scheint, dass du schon zu lange deiner Wand ferngeblieben bist, Stratege. Die sollen euch ja angeblich dabei helfen, geistig flexibler zu werden.«
Tokun erkannte, dass er gegen den Xylthen nicht ankam. Unvermittelt bot sich ihm aber eine andere Gelegenheit, die XYLTHIA zu verlassen, als ein Kurierschiff andockte, das in Kürze zurück nach Croun fliegen würde.
Croun lag nur einen Badakk-Sprung vom Pytico-System mit seiner Hauptwelt Meloudil entfernt.
Unter dem Vorwand einer Inspektion ließ er sich das Kurierschiff zeigen. Nachdem ihm der Kurier die wichtigsten Sektionen der sichelförmigen FLÜGEL VON TAFFAR vorgeführt hatte, tat Tokun, als ginge er von Bord.
Er versteckte sich im schlecht klimatisierten Frachtraum des Raumschiffs. Er war sich der
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