PR 2634 – Terras neue Herren
förmlich in sich zusammen und spreizte die Arme seitlich ab. Fünf Arme. Sie selbst hatte zwei. Der Fagesy hatte sich aus Neugierde für sie interessiert, nun war es für ihn genug.
»Wir sind gekommen, um die bedingungslose Kapitulation der Terraner entgegenzunehmen.« Marrghiz' Stimme klang frostig.
»Ausgeschlossen!« Henrike Ybarri lachte hell. »Eher sollte es umgekehrt sein. Wir lassen eure kleine Flotte unbehelligt abziehen, wenn ...«
»Hör mir zu!«, sagte der Sayporaner schneidend scharf. »Ich wiederhole mich ungern. Wir erwarten die bedingungslose Kapitulation des Solsystems. Ihr habt vor wenig mehr als einer Stunde eurer Zeitrechnung erlebt, welches Zerstörungspotenzial ein einziges Gelege in sich trägt. Unsere Nanowaffe in der Kruste des Planeten wird weitere schwere Erdbeben auslösen. So lange, bis die Entscheidung der terranischen Regierung vorliegt.
Ach ja: Versucht gar nicht erst, unsere Waffe zu kompensieren. Jeder Angriff, egal auf welche Weise er erfolgt, wird entsprechend beantwortet.«
Sie musste sich zusammenreißen, um dem Sayporaner nicht die Antwort entgegenzuschleudern, die er verdiente: ihm sofort die gesamte Flotte entgegenzuwerfen und ihn und den schweigsamen Fagesy kräftig in den Hintern zu treten. Es wurde höchste Zeit, diese Posse zu beenden.
Henrike Ybarri war sicher, dass ihr Lächeln künstlich wirkte, wie eingemeißelt. Aber das war ihr egal.
Ihr Blick fraß sich an dem Sayporaner fest.
»Eine solche Entscheidung kann ich nicht allein treffen.«
»Für deinen Planeten und seine Bevölkerung wäre es von Vorteil, du würdest das tun«, erwiderte Marrghiz. »Du kannst mit der Kapitulation nur gewinnen.«
»Ich brauche Bedenkzeit.«
»Oh, natürlich. Ein endloses Abwägen, welche Bedrohung glaubhaft erscheint oder schwerer wiegt. Überzeugt dich nicht, was die Nanowaffe in kurzer Zeit demonstriert hat? Willst du erst eine zweite Demonstration miterleben? Vielleicht in Terrania?«
»Ich habe genug tote und verwundete Terraner gesehen. Und ich werde nicht vergessen, wer sie ermordet hat.«
»Auch wenn ich eine Bedenkzeit nicht für notwendig halte, will ich großzügig sein.« Marrghiz' Tonfall wurde geradezu freundschaftlich.
Henrike Ybarri hatte ihn bisher für einen Mann gehalten. Mit einem Mal war sie sich dessen nicht mehr sicher. Marrghiz machte nun einen durchaus femininen Eindruck und kokettierte geradezu.
»Du bekommst eine üppig bemessene Frist. Weil ich vermeiden will, dass du unzufrieden in die Zukunft gehst. Sobald du uns die Kapitulation der Terraner übergibst, Henrike Ybarri, sollst du überzeugt sein, dass du das Richtige tust.
Du bekommst den ganzen Tag für deine Überlegungen. Das Ultimatum endet um Mitternacht, zum Beginn des 7. Oktober deiner Zeitzone.
Die Entscheidung über das Schicksal des Planeten liegt bei dir.«
Das Holo erlosch.
Sekundenlang starrte die Erste Terranerin wie benommen vor sich hin, dann verließ sie ihr Büro im Laufschritt.
Das Kabinett war ohnehin bereits zur Krisensitzung einberufen. Wegen des Monsterbebens in der Zona Mexico und wegen der beiden anderen Galeonenwracks. Nun verblasste sogar der Tod des Residenten gegen das Ultimatum des Sayporaners.
Noch etwas mehr als zwölf Stunden.
Und dann?
*
Als die Erste Terranerin den Sitzungsraum betrat, reagierte kaum einer auf ihr Erscheinen. Die Krisensitzung war für zwölf Uhr anberaumt, aber fast alle hatten sich schon eingefunden, mehr als eine Viertelstunde vor dem Termin.
Eine lebhafte Diskussion herrschte. Der Megathrust war das Thema, gerade weil die Evakuierung Terranias ebenfalls längst angelaufen war. Dass die Sternengaleonen zurückgekommen waren, schien noch nicht bekannt zu sein.
Zumindest Vashari Ollaron wusste davon. Die Residenz-Ministerin für Liga-Verteidigung hatte höchstens Sekunden vor der Ersten Terranerin den Saal betreten. Sie sah Ybarri und kam im Eilschritt auf sie zu.
»Was ist mit dem Residenten?«, platzte Ollaron heraus. »Ich glaube nicht, was ein Nachrichtenstream dem anderen nachplappert.«
»Es ist wahr«, antwortete die Erste Terranerin. »Die Rettungstrupps haben Reginald Bull unter einem Berg von Schutt ausgegraben.«
Die Miene der Ministerin versteinerte geradezu. Sie schüttelte den Kopf. »Egal, was geschehen sein mag, Bully wäre nie so unvorsichtig ...«
»Er hatte Pech, Vashari. Einfach nur das Pech, im falschen Moment am falschen Ort zu sein. Dagegen ist kein Aktivatorträger gefeit.«
»Du bist
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