PR 2634 – Terras neue Herren
und anschließend dafür Sorge tragen, dass euer Sonnensystem nie wieder angegriffen wird. Schon in deinen wenigen Sätzen schilderst du eine wild bewegte Vergangenheit. Wir Sayporaner werden das Unsere dafür tun, dass auf Terra endlich eine Epoche des Friedens Einzug hält.«
Phaemonoe zwang sich zu einem jovialen Lächeln.
»Ich schlage dir eine Wette vor. Wir wetten um die Dauer, wie lange die Sternengaleonen auf Terra und im Solsystem bleiben werden. Was meinst du?«
»Diese Wette würdest du verlieren, Terranerin. Denn du irrst im wichtigsten Punkt überhaupt. Wir Sayporaner kommen nicht, um zu erobern. So etwas wäre ein Trugschluss, und ich kann nur vermuten, dass er aus den Wirrungen eurer Vergangenheit herrührt. Wir sind hier, um ein neues Zeitalter einzuläuten.
Lass es mich so sagen, und ich bin überzeugt, dass alle Menschen es verstehen: Die einige Jahrtausende währende Odyssee der Menschheit durch Raum und Zeit ist zumindest für das Solsystem zu Ende. Die Terraner sind endlich daheim angekommen.«
Die Redakteurin lachte. »Und damit jeder hört und begreift, was die Stunde geschlagen hat – die erste Stunde dieses unsagbar Goldenen Zeitalters –, wurde mit dem tödlichen Erdbeben in der Zona Mexico der friedliche Gong geschlagen? Zehntausende Menschen sind friedlich entschlafen.«
»Haben die Terraner nicht auch das eine oder andere Mal wenige getötet, um dadurch den Tod einer weitaus größeren Menge zu verhindern?«
Eghoo zog die Lippen zurück und zeigte ihr kräftiges Gebiss. Es war der Ausdruck, den Freunde und Feinde gleichermaßen als Haifischlachen bezeichneten. Was sie als Interview gedacht hatte, um den Gegner bloßzustellen, geriet zur Kraftprobe.
»Indem du das sagst, gibst du uns eigentlich das maßgebliche Argument, mit allem nur denkbaren Widerstand gegen die Invasoren vorzugehen«, entgegnete sie. »Im Zweifelsfall müssen wir also die Zerstörung von Terrania und Port Moresby in Kauf nehmen. Sicher, das würde uns einige Millionen weiterer Toter und Verletzter kosten – aber der Tod einer weitaus größeren Menge würde damit verhindert.«
Das Lächeln des Auguren entgleiste und erstarrte. Für einen Augenblick glaubte Phaemonoe Eghoo, in seinem weichen Gesicht wachsende Unsicherheit zu erkennen und dazu eine tiefe Müdigkeit.
In der nächsten Sekunde war dieser Ausdruck wie weggewischt. Das unverbindlich rätselhafte Lächeln kehrte zurück.
»Es gibt viele Dinge, die der Diskussion bedürfen und vermittelt werden müssen«, sagte Marrghiz in beinahe tröstendem Tonfall. »Ich wäre erfreut über eine kompetente Kontaktperson, die in der Lage ist, zwischen mir und den Terranern zu vermitteln.«
»Du meinst, einen Pressesprecher?«, fragte Phaemonoe. »Oder gar einen Regierungssprecher?«
»Letzteres«, stellte der Sayporaner fest. »Du stellst kritische Fragen und gibst dich nicht mit ausweichenden Antworten zufrieden. Deshalb biete ich dir dieses Amt an. Es ist deine Entscheidung. Falls du Bedenken hast, zwingen kann und will ich dich nicht.«
Sie schaute ihn an. Durchdringend. Sie wurde nicht schlau aus ihm.
»Du erwartest, dass ich den Auguren nach dem Mund rede? Als Gegenleistung für bevorzugte Behandlung?«
»Nein«, sagte Marrghiz. »Ich erwarte eine ausgleichende Kraft, nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Die Redakteurin nickte. Zögernd. Immer noch im Widerstreit mit sich.
»Ich bin einverstanden«, sagte sie und wurde sich erst in dem Moment bewusst, dass SIN-TC nach wie vor sendete.
»Gut«, sagte der Sayporaner. »Ich werde in Kürze über die Solare Residenz zu erreichen sein. Es würde mich freuen, wenn du dich dort so bald wie möglich einfindest.«
Phaemonoe Eghoo schaute in die Aufnahmeoptik.
»Das ist eine Entwicklung, die mich selbst überrascht«, stellte sie fest. »Aber wahrscheinlich ist es gut so. Ich werde einen Fuß in der Tür haben ... Damit schalte ich erst einmal zurück in die Zentrale.«
Das Sendezeichen erlosch. Phaemonoe Eghoo atmete auf. Ihr Blick streifte das Seesternwesen, das sich nach wie vor schweigsam verhielt. Sie konnte es nicht an einer greifbaren Reaktion festmachen, doch sie gewann den Eindruck, dass Chossom gar nicht damit einverstanden war, wie sich die Dinge entwickelten.
6.
Es war bereits der 7. Oktober, zwanzig Minuten nach Mitternacht, als der Sayporaner und der Fagesy mit dem Gleiter die Solare Residenz erreichten. Ein Lichtsignal zeigte ihnen den Hangar, in dem sie erwartet wurden.
Die große
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