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PR 2634 – Terras neue Herren

PR 2634 – Terras neue Herren

Titel: PR 2634 – Terras neue Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Halle war kahl und nüchtern. Keine anderen Fahrzeuge standen dort, obwohl dafür ausreichend Platz gewesen wäre. Allerdings schwebten Kampfroboter des kegelförmigen TARA-Typs zum Spalier aufgereiht über dem Boden. Und lediglich die Erste Terranerin und neben ihr Innenminister Draft empfingen die ungeliebten Besucher.
    »Freunde würde ich in der Solaren Residenz willkommen heißen.« Henrike Ybarri wirkte eine Nuance spröder als für gewöhnlich.
    »Wir sind Freunde«, behauptete Marrghiz. »Hast du das Interview von SIN-TC nicht gesehen?«
    Ybarri schwieg dazu. Sie dachte nicht einmal daran, Hermon Draft vorzustellen, das erledigte der Innenminister selbst. Währenddessen beschränkte sie sich darauf, die Eroberer eindringlich zu mustern.
    Der Fagesy war für einen Menschen in seiner Mimik und seinen Gesten schwer einzuschätzen. Es war ihr unmöglich, zu erraten, ob Farbnuancen seiner Haut die Bedeutung von Gemütsäußerungen hatten. Und die Stacheln, die sich büschelweise zusammenzogen und wieder öffneten, als atmeten die entsprechenden Hautpartien heftig, konnten ebenso gut mit einfachen biologischen Vorgängen in Verbindung stehen wie mit komplizierten, einem Menschen unverständlichen Äußerungen.
    Selbst der Sayporaner, obwohl auf den ersten Blick einem Terraner zum Verwechseln ähnlich, war mit Vorsicht zu genießen. Nicht kalkulierbar, stellte Ybarri unumwunden fest. Natürlich hatte sie gesehen, wie er sich Eghoos Fragen entzogen hatte, in einer durchaus bewundernswerten Eloquenz, die so manchem Terraner fehlte. Hinter seinem vertraut wirkenden Äußeren verbarg sich möglicherweise eine völlig ungewohnte Art des Denkens.
    »Wir haben nie vor einem Gegner kapituliert«, sagte die Erste Terranerin schroff.
    »Aber wir sind keine Gegner«, sagte der Sayporaner sachlich. »Das habe ich bereits meiner neuen Regierungssprecherin erklärt.«
    Ein Befehl an die TARAS, und die Kampfroboter würden Marrghiz und den Fagesy in sicheren Gewahrsam nehmen. Die Projektormündungen der ausgefahrenen Waffenarme waren aktiv, das konnte den Fremden nicht entgangen sein. Dass sie nicht darauf reagierten, bedeutete offenbar, dass sie nichts zu befürchten hatten.
    Warum fühlten sie sich so sicher? War es reine Überheblichkeit oder das Wissen, dass sie jederzeit das nächste Megabeben auslösen konnten?
    Sekundenlang stand Ybarri kurz davor, den Robotern die Festnahme der Invasoren zu befehlen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Hatte Marrghiz nicht selbst gesagt, mitunter müsse man den Tod weniger in Kauf nehmen, um viele zu retten? Und hatte nicht genauso der Weg vieler Herrscher begonnen, der sie schließlich in die Finsternis des Machtmissbrauchs geführt hatte?
    Sie beherrschte sich. Dies war weder Zeitpunkt noch Ort für ein Kräftemessen, dessen Ergebnis dank der Sternengaleonen für den Moment bereits feststand.
    Vor allem fragte Ybarri sich, welche Bewandtnis dem eigenartigen Köcher zukam, den der Sayporaner geschultert trug. In dem Behältnis steckte ein etwa zehn Zentimeter durchmessender, ungefähr eineinhalb Meter langer Pfahl. Zumindest ein Gegenstand aus blauem, matt glänzendem Metall, der wie ein Pfahl aussah. Womöglich eine Waffe oder ein Schutzschirmprojektor. Das Ding wies keine Gliederung auf, keine Unebenheiten oder erkennbaren Berührungspunkte, war nur oben sanft abgerundet. Ob am anderen Ende ebenfalls, konnte sie nicht erkennen.
    »Die Roboter sollen einen psychologischen Zweck erfüllen?«, fragte Marrghiz wie beiläufig.
    Bevor Ybarri antwortete, fuhr er im Plauderton fort: »Bis zur Bildung einer neuen Regierung unter meiner Obhut ist selbstverständlich kein bisheriges Ministeramt vakant. Das gilt auch für das Amt der Ersten Terranerin oder des Ersten Terraners. Du unterstehst meiner Weisung, Henrike Ybarri, die neue Regierung ist schnellstmöglich zu konstituieren. Gibt es Fragen dazu?«
    Ihr stockte der Atem. Was er sagte, war eine Ungeheuerlichkeit. Doch damit hatte sie gerechnet. Marrghiz provozierte. Sie wünschte, sie hätte das bissige Lächeln Phaemonoe Eghoos.
    »Natürlich wird ab sofort jedem Mitglied der Interimsregierung ein Assistent beigeordnet«, fuhr der Sayporaner fort. »Du hast deine Leute entsprechend zu instruieren, Terranerin. Die letzte Entscheidungsinstanz bleiben aber Chossom und ich.«
    Sie blickte ihn unwillig an. »Wer ist endgültig die letzte Instanz? Chossom oder du?«
    Marrghiz gab ihr keine Antwort.
     
    *
     
    Der Sayporaner zeigte wenig Interesse an den

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