PR 2639 – Die grüne Sonne
sicherer Distanz überwachst und möglichst viele zusätzliche Ortungsdaten sammelst. Wir werden darauf angewiesen sein.«
»Wann startet MIKRU-JON?«
»Jetzt, sofort.«
Quistus hatte weitere Holos entstehen lassen, die der wartenden Besatzung verdeutlichen sollten, was geschah. Wie eine heftige körperliche Berührung spürte Rhodan den telekinetischen Zugriff des Iothonen, der auf diese Weise in schneller Folge alle Daten eingab.
Langsam beschleunigte das Schiff.
Rhodans Sinne griffen weit hinaus und suchten nach fremden Raumern. Es gab keine Beobachter.
Ebenso vergeblich hielt er nach den Verwerfungen Ausschau. Er hätte daran vorbeifliegen können, ohne sie zu entdecken. Erst die Kursanweisungen des Navigators brachten ihn näher an das riesige Linienknäuel heran.
Er hatte diese Assoziation der miteinander verflochtenen Fäden aufgenommen und wurde sie nicht wieder los. Sie half ihm, sich zu orientieren, obwohl das Gebilde in dieser Form gar nicht vorhanden war.
Er schwebte im Nichts ... wurde schneller ... lauschte für einen Moment der Melodie ferner Sterne und zog sich zurück, als Disharmonien heranhallten.
Vor ihm erschien das Geflecht der unerklärbaren Verwerfungen. Er sah sie ... er hörte sie als die Ursache der Disharmonie ... Dennoch war MIKRU-JON unzulänglich, nicht einmal die hochwertigen Ortungsanlagen des Obeliskenschiffes konnten die wahre Natur der Erscheinung klassifizieren.
Immer gewaltiger wuchs das Gebilde vor ihm auf. Bald glaubte Rhodan, er brauche nur mehr die Arme auszustrecken, um das Knäuel mit beiden Händen greifen und aufbrechen zu können. In dem Moment löste sich eine der hauchdünnen Linien aus dem Gebilde. Gedankenschnell schwoll sie an, das lose Ende schnellte MIKRU-JON entgegen und weitete sich zu einem monströsen Trichterschlund.
In der Simulation auf den Holoschirmen erschien der Trichter so bedrohlich wie ein Tryortan-Schlund.
Pedopolschirm aktiv!, dachte Rhodan.
Der Schutzschirm, der wie ein Paratron Belastungen in den Hyperraum ableitete, für dessen Projektion jedoch höherwertige Hypersexta- und Dakkar-Elemente integriert wurden, hüllte MIKRU-JON ein.
Mit knapp zehntausend Kilometern in der Sekunde bewegte sich das Schiff weiterhin im Standarduniversum. Quistus wollte es so in seiner beständigen Simulation, und Rhodan vertraute ihm. Ohne den Navigator wäre es unmöglich gewesen, die Verwerfungen aufzuspüren, das spürte er überdeutlich.
Vorsichtshalber ließ er die Kompritormlader auf höchste Leistung fahren. Sie waren die Grundlage der in MIKRU-JON integrierten Silberkugel-Aggregate, außerdem dienten sie der Erzeugung des Kompritormschirms als Halbraumfeld.
Augenblicke später drang MIKRU-JON in den monströsen Trichter ein.
Schwere Erschütterungen durchliefen das Schiff. Vergeblich versuchte Rhodan auszugleichen. Die Faust eines Riesen schien sich um MIKRU-JON geschlossen zu haben, und nun schüttelte der Gigant seine Beute, als müsse er sie in der hohlen Hand betäuben.
Das Schiff befand sich nicht mehr in einem Bereich, der als normales Kontinuum bezeichnet werden konnte. Raum und Zeit verloren innerhalb des Trichters ihre Bedeutung.
MIKRU-JON war beim Eintritt in den Schlund nicht entmaterialisiert worden. Ebenso wenig hatte der Übergang in den Trafitron-Modus stattgefunden. Rhodan vermisste die damit verbundenen optischen Eindrücke, das düsterrote Wogen und Wabern, in dem vereinzelt helle Flächenblitze aufzuckten, der Eindruck einer in den Weltraum versetzten Gewitterfront während eines blutroten Sonnenuntergangs.
Quistus' Simulationen, an denen Perry sich weiterhin orientierte, zeigten neue Linien. In hellem Violett funkelten sie vor dem nachtschwarz gewordenen Hintergrund. Am Rand des Tunnels waren diese Linien sehr dicht miteinander verwoben und bildeten ein undurchdringliches Geflecht; zur Tunnelmitte hin nahm die Linienfülle ab, dort öffneten sich immer deutlicher erkennbare Lücken.
Für Perry Rhodan entstand der Eindruck, dass der Navigator eher seinen Instinkten folgte als dem Verstand. Intuitiv schien Quistus zu erkennen, wie er in die Verwerfungen eindringen und in ihnen sicher navigieren konnte.
Für einen normalen Piloten wäre all das längst nicht mehr nachvollziehbar gewesen. Schon der Versuch, die Simulationen zu vermitteln, hätte ein heilloses Chaos erzeugt. Allenfalls Emotionauten hätten eine Chance gehabt. Oder eben der Pilot von MIKRU-JON. Im Nachhinein verstand Rhodan, weshalb Protektor Kaowen derart
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