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PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Außengrenzen dicht. Allem Fremden wird Misstrauen entgegengebracht. Nichts kann in unsere Mächtigkeitsballung vordringen, ohne dass wir es erfahren.
    Mag sein. ARDEN meldete erneut Bedenken an. Aber was ist mit den Unharmonischen? Mit jenen, die den Escaran-Splitter nicht empfangen können oder wollen? Diese Wesen sind für Frieden und Harmonie, wie wir es uns vorstellen, nicht empfänglich. Sehr wohl aber für andere, fehlgeleitete Ideen.
    Die Vier, die Eins sein wollten, schwiegen, um irgendwann ihre Eigenidentität abzulegen und allesamt Teil jenes riesig großen Bewusstseinspools zu werden, den sie mittlerweile darstellten. Sie verloren sich in Betrachtungen, Überlegungen und Ideen, waren beschäftigt mit sich selbst und vielen möglichen Zukünften.
    Fartokal Ladore blieb außen vor wie so oft. Sosehr er sich auch anstrengte – er erhielt kein Zugriffsrecht auf die Gemeinschaft. Er war und blieb isoliert, gezwungen, eigene Ideen zu vertreten und als ewiger Mahner aufzutreten.
    Er hatte es so satt.

9.
     
    Fartokal Ladore – oder das, was von ihm übrig geblieben war – schwieg. Der ehemalige Maskenschöpfer, nun ein schwaches, müdes Geschöpf, dem es merklich an Substanz fehlte, lag als kaum mehr erkennbares Gespinst vor Alaska auf dem Schemel.
    Der Unsterbliche wartete geduldig, doch sein Gesprächspartner sagte nichts mehr. Er hatte ihm eine letzte Jahreszahl genannt, 3A1-7CA-2000, die womöglich dem Jahr 1372 NGZ entsprach und ARDENS Kontakt mit KASSORR markierte.
    Und er hatte auf die ersten Anomalien hingewiesen, die im Reich der Harmonie auftraten, sowie auf den Verdacht, dass eine Superintelligenz namens QIN SHI auf subtile Art und Weise in den vier Galaxien Fuß zu fassen versuchte.
    Saedelaere beobachtete fasziniert, wie sich der letzte Rest von Fartokal Ladore in den bodennahen Nebel zurückzog. Ohne ein Abschiedswort, ohne ein Resümee zu ziehen oder auch nur anzudeuten, was er mit all diesen Daten und Fakten anfangen sollte.
    Waren es denn überhaupt Fakten – oder bloß subjektiv gefärbte Informationen, die eine über weite Strecken ihrer Existenz verwirrte Superintelligenz angehäuft hatte?
    Da war zum Beispiel die Erzählung vom Mahnenden Schauspiel. Fartokal Ladore hatte ihm eine Version erzählt, die sich in vielen Details von jener unterschied, die kurz zuvor die Superintelligenz selbst aufgetischt hatte und die sich wiederum deutlich von jener Darstellung abhob, die Alaska leibhaftig miterlebt hatte.
    Was war Realität, was Erfindung? Wusste TANEDRAR denn zu unterscheiden, oder hatte sie sich längst in einem Labyrinth verschiedener Erinnerungen verloren? Wie viel negative Substanz steckte noch in ihr? Was hatte der Aufenthalt TAFALLAS im Kosmonukleotid TRYCLAU-3 bewirkt, wie war das Geisteswesen entkommen? Wie war Renyi-Hemdebb gestorben?
    Diese Erzählung bringt mich zwar ein wenig weiter und hilft mir, die Verhältnisse im Reich der Harmonie zu verstehen; insbesondere, was den Maskenkult angeht. Auch hilft sie mir, die Rolle Sholoubwas richtig einzuordnen. Der Name QIN SHI bekommt ein wenig mehr Bedeutung, ebenso habe ich nun die Bestätigung, dass das BOTNETZ in TANEDRARS Mächtigkeitsballung errichtet wurde. Aber all das täuscht nicht darüber hinweg, dass sich neue Fragen auftürmen und Unklarheiten bestehen bleiben.
    Alaska schüttelte sich. Er besaß einen Escaran-Splitter und war damit in gewisser Weise an die Superintelligenz gekettet. An ein Geisteswesen, das womöglich längst auf dem Weg zur negativen Superintelligenz war.
    Ein Schemen erhob sich aus dem Bodennebel. Es war Arden, die Puppe. Sie leuchtete von innen heraus, wirkte gefestigt und kräftiger denn zuvor.
    »Hast du verstanden, was dir der Maskenschöpfer erzählt hat?«, fragte das künstliche Wesen.
    »Ich denke schon, aber ...«
    »Ich finde es faszinierend, dass du der kleinen Entität Tafalla begegnet bist«, unterbrach ihn Arden.
    »Ach ja?« Hatte dies TANEDRAR denn nicht gewusst? In welcher Beziehung stand die Superintelligenz zu ihrem kleinen, negativen Ableger? – Es konnte doch unmöglich sein, dass sie ihn einfach ausgespien und danach völlig sich selbst überlassen hatte, ohne ihn zu überwachen!
    Das alles gefällt mir ganz und gar nicht ...
    Arden schlich näher. Ihre nackten Puppenfüße tapsten gut hörbar über den Boden. Sie umkreiste ihn. Streichelte leicht da und dort mit den angekohlten Fingerstümpfen über seine Bekleidung, über die Ränder der elfenbeinernen Maske. Die Berührungen

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