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PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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eine gescheuert hätte. Das Licht – es wird nach meinem Tod weiterbrennen. Muss es abdrehen ...
    Lose Fäden. Ihr Kurzlebigen hinterlasst immer lose Fäden. Aber das spielt keine Rolle. Euer Abdruck im Zeitenlauf ist viel zu gering, um irgendeine Bedeutung zu haben. Komm jetzt! Zu mir!
    Der Löwe warf sich auf ihn. Schleckte mit rauer Zunge über sein Maskengesicht, seine Brust, seine Arme. Die Berührungen beseitigten Schmerzen und ließen Fartokal Ruhe finden.
    Mein Leben war umsonst.
    Es wird in mir an Bedeutung gewinnen.
    In den geschlitzten Augen des Escaran loderte helles Licht auf. Es wurde greller und greller, verbreiterte sich, wurde zu zwei Säulen, die allmählich miteinander verschmolzen.
    Was sich wohl hinter dem Licht verbarg?
    Fartokal Ladore setzte sich in Bewegung. Er ließ seinen Körper Körper sein und trieb auf die Säule aus Weiß zu.
    Es ist gut, hörte er die geistige Stimme, nun wesentlich kräftiger und prononcierter. Du tust das Richtige.
    Als ob ich eine Wahl hätte ...
    Mit einem letzten Seufzer des Bedauerns »blickte« er auf den alten, hinfälligen Körper zurück, der auf dem Stuhl saß, mit verrutschter Maske und im Schmerz um die Lehnen gekrampften Händen. Dann glitt er in seine neue Heimat.
    TANEDRAR hieß ihn willkommen.

3.
     
    Was für ein seltsames Gefühl.
    Oder: Was für ein seltsames Nicht-Gefühl.
    Er war Bestandteil eines immateriellen Wesens, das sich aus vier Geschöpfen zusammensetzte. TAFALLA, NETBURA, DRANAT und ARDEN hießen sie, und sie schienen nicht immer einer Meinung zu sein.
    Auf Lirbe gab es unzählige Kliniken, in denen durch den Überlebenskampf und den dadurch bedingten Stress gezeichnete Lirbal untergebracht waren. Viele von ihnen litten unter Persönlichkeitsspaltung. Sie waren mit physisch und psychisch bedingtem Leid nicht zurechtgekommen; ihr Verstand hatte sich in Wahnideen verloren, hatte sich geteilt und auf Irrwege begeben.
    War dies genauso, in diesem Raum ohne Raum, in diesem Körper ohne Körper?
    Du solltest niemals meine geistige Gesundheit anzweifeln!, maßregelte ihn NETBURA stellvertretend für alle, die sich gemeinsam TANEDRAR nannten. Es richtete sich mit einer gewissen Gedankenlosigkeit an ihn und erzeugte dennoch Schmerz jenseits aller Vorstellungskraft.
    Fartokal Ladore benötigte eine Weile, bis er wieder zu eigenbestimmtem Denken zurückfand, und er wusste nicht, ob er diesen Zustand der Individualität gutheißen sollte. Denn das Wesen TANEDRARS, so zerrissen die Superintelligenz auch sein mochte, war durch den Wunsch nach Harmonie und Frieden gekennzeichnet. Das Wesen versprach ihm so viel mehr, als er während der Zeit seiner körperlichen Existenz erhalten hatte.
    TANEDRAR behielt ihn bei sich und brachte ihm viele Dinge über das Wesen des Universums bei, ohne dabei lehrerhaft zu wirken. Die Superintelligenz ließ das Wissen auf ihn überfließen. Es blieb ihm überlassen, wie und ob er interpretierte, ob er glauben wollte oder zweifelte.
    Warum blieb er unabhängig? Warum durfte er seine eigene Meinung behalten und wurde nicht ganz zum Teil des Geisteswesens? Warum durfte er nicht in diesen Pool an Vitalkraft vordringen und darin aufgehen?
    Weil ich dich für diverse Zwecke einsetzen möchte, gab die Superintelligenz zur Antwort. Es ist wichtig, dass Teile von mir unabhängig bleiben und Aufträge erledigen.
    Und ich darf niemals Teil von TANEDRAR werden?
    Du bist es jetzt schon. Kannst du mich denn nicht spüren?
    Natürlich! Aber ich bin nicht du!
    Eines Tages wirst du es sein. Versprochen.
    Wann?
    Hab Geduld.
    TANEDRAR spie ihn aus. Sie – instinktiv glaubte er, ein weibliches Wesen vor sich zu haben – versetzte ihn zurück in einen Körper und hieß ihn, darin zu verharren. Um zu beobachten und gegebenenfalls selbständig einzugreifen, sollte das Wesen nicht nach den Wünschen der Superintelligenz handeln.
    Fartokal Ladore machte sich breit und tastete das Geschöpf ab, in dem er nun steckte. Es handelte sich um einen Lirbal, wie er selbst einmal einer gewesen war. Er wirkte ein wenig zurückgeblieben und verwirrt.
    Sein Name war Morrceta.
     
    *
     
    Morrceta war ein handwerklich geschickter Techniker, dessen Leben vorgezeichnet schien. Er würde in einem Herrscherpalast Dienst tun und dort in den Service-Katakomben sein Leben fristen. Meist einem Strahlenpotpourri ausgesetzt, das sein erbärmliches Dasein auf wenige Jahre begrenzen würde.
    Warum hatte TANEDRAR ihn dort sitzen lassen, in einem armseligen Körper,

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