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PR 2642 – Der Maskenschöpfer

PR 2642 – Der Maskenschöpfer

Titel: PR 2642 – Der Maskenschöpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Sohn stirbt oder nicht. Und in ein paar Jahren, wenn er deiner überdrüssig wird, erhältst du eine geringe Apanage und darfst mit etwas Glück in einem der Seitenarme des Palastes bis zu deinem Tod bleiben.«
    »J... ja.«
    »Dennoch hören die Bediensteten und Beamten auf dich. Bedienstete und Beamte, die wiederum weit über mir im Rang stehen. Ich möchte, dass du jedermann wissen lässt, dass ich unter deinem Schutz stehe.«
    »Das werde ich gern machen. Ich weiß allerdings nicht, wie gut und wie lange mein Wort hier noch gehört wird.«
    »Und ich weiß nicht, wie gut und wie lange ich deinem Sohn helfen kann. Du gibst dein Bestes, ich tue mein Möglichstes. Einverstanden?«
    »Einverstanden.« Die Frau erhob sich. Sie tat es mit einer überaus grazilen und flüssigen Bewegung. Straffe, schlanke Beine zeichneten sich unter dem eng anliegenden Rock ab.
    »Dann machen wir uns auf den Weg.«
    »Du willst jetzt gleich mitkommen? Und mir helfen?«
    »Ich dachte, dass es dringend wäre, Edle?«
    »Und wie dringend! – Alles im Palast geschieht schwerfällig und ist von langwierigen Ritualen abhängig. Ich bin es gewohnt, warten zu müssen. Du aber möchtest gleich helfen.« Sie wurde leiser. »Du bist ungewöhnlich. Du benimmst dich ganz und gar nicht wie ein gewöhnlicher Arbeiter. Als stammtest du aus einer anderen Zeit.«
    »Vielleicht tue ich das auch, Edle?«
    Die Frau lachte glockenhell. »Jetzt weiß ich wenigstens, dass du verrückt bist.« Sie wurde ernst. »Darina, übrigens.«
    »Wie bitte, Herrin?«
    »Ich heiße Darina.«
    »Es ist mir eine Ehre, edle Darina.«
    »Lass bloß diese höfischen Ansprachen weg! Ich kann es nicht leiden.«
    Das war nun wirklich eine Überraschung. Die anfänglich so schnippisch und überheblich wirkende Frau entpuppte sich als freundliches Wesen, das mitten im Leben stand und keinerlei Berührungsängste kannte.
    Ich muss mir abgewöhnen, zu sehr von oben herab und mit den geballten Erfahrungen einer Superintelligenz im Hinterkopf zu denken. Manchmal nützen einem der gesunde Menschenverstand und der Instinkt wesentlich mehr.
    Er folgte Darina und beobachtete interessiert, wie ihre Pobacken sich beim Gehen bewegten.
     
    *
     
    »Du hast es geschafft!« Sie schmiegte sich dicht an ihn und fuhr zärtlich über seinen Nacken. »Du hast die Enge der Paläste hinter dir gelassen und einen eigenen Betrieb aufgebaut. Einen unabhängigen Betrieb. Was ich in Zeiten wie diesen gar nicht für möglich gehalten hätte.«
    Morrceta gähnte. »Du weißt, was ich alles unternommen habe, um mein Ziel zu erreichen. Lug, Betrug und Erpressung waren noch die unbedeutendsten Mittel, die ich angewandt habe, um dorthin zu gelangen, wo ich nun stehe.«
    »Du machst es aus den richtigen Gründen.«
    »Glaubst du das wirklich?« Ihre sanften Berührungen ließen ihn erschaudern. Wie immer. Er wandte sich der ehemaligen Mätresse zu und betrachtete sie aufmerksam.
    »Du weißt ganz genau, was du willst. Und du hast Visionen. Mehr als diese überfütterten, dekadenten Herzöge und Barone. – Sie fürchten dich mittlerweile mehr als die Fresspest und den gesamten Katalog der Virologie.«
    »Ich weiß.«
    »Sie werden dich eines Tages holen kommen. Um dich unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand anzuklagen und aufzuknüpfen.«
    »Ich weiß«, wiederholte Morrceta und verschwieg tunlichst die mittlerweile sieben Attentate, die auf ihn verübt worden waren. Ganz zu schweigen von den Gerichtsvorladungen, den üblen Gerüchten über Kindesschändung und vielen anderen Dingen, mit denen man ihn in Verbindung brachte. »Aber sie können mir nichts anhaben. Mein Geldsäckel ist derart prall gefüllt, dass ich mir jeden Richter und jeden Ankläger kaufen kann.«
    Wenn du das System nicht stürzen kannst, nutze es zu deinen Gunsten. Dies war ein Hinweis, den TAFALLA in ihm hinterlassen hatte, um ihm zugleich eine erkleckliche Anzahl von Tricks zu vermitteln, wie man mit Gegnern umging, die sich nicht bestechen lassen wollten.
    »Du liebst mich doch, oder?«, fragte Darina müde.
    »Mehr denn je.«
    Oh ja! Er verehrte diese Frau, deren Maske ein herbes, von vielen Tiefschlägen gezeichnetes Gesicht verhüllte. Doch sie hatte Tiefgang. Sie war eine Kämpferin. Es gab nichts und niemanden, vor dem sie sich fürchtete.
    »Warum hast du die Zentrale deines Geschäfts ausgerechnet in dieses schäbige, kleine Gebäude verlegt?«, fragte Darina und schloss die Augen.
    »Es hat mir gefallen.«
    »Es ist

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