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PR 2643 – TANEDRARS Puppe

PR 2643 – TANEDRARS Puppe

Titel: PR 2643 – TANEDRARS Puppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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dass er an Bord des Beiboots sterben würde, irgendwann demnächst, wenn das Zeitfeld erlosch. Alaska hatte es mit eigenen Augen gesehen, während er mit ihm sprach.
    Manchmal ging Endreas nach oben, um etwas zu essen und zu trinken. Doch diese Besuche wurden immer seltener. Er verspürte kein Verlangen mehr danach. Sein Körper signalisierte ihm weder Hunger noch Durst.
    Vielleicht hatte sein Leib bereits akzeptiert, was in seinem Verstand noch nicht angekommen war: Gewissermaßen war er schon tot. Es fehlte nur noch der letzte Schritt.
    »Was soll ich tun, Myrja?«, fragte er.
    Natürlich erwartete er keine Antwort von seiner verstorbenen Frau. Sie war tot, lange schon, und sie war galaxienweit entfernt gestorben. Genau wie sein Sohn galaxienweit entfernt lebte.
    Er würde ihn nicht mehr wiedersehen.
    Nie mehr.
    Das gehörte zu den wenigen Dingen, die ihm leidtaten und deretwegen er mit seinem Schicksal haderte. Sonst bedauerte er nichts. Seine Zeit war gekommen, das ließ sich nicht ändern.
    »Was soll ich tun, meine Liebe?«
    Er hatte Alaska Saedelaere eine Nachricht gefunkt, die dieser seinem Sohn überbringen würde, falls ihm irgendwann eine Rückkehr in die Milchstraße gelang. In dieser Vorstellung lag ein gewisser Trost.
    »Ach Myrja«, sagte er und wanderte durch den Raum. »Bald sehen wir uns wieder.«
    Oft schaute er die Holofotografie der Familie des Mannes an, der vor ihm in diesem Quartier gelebt und den er nie kennengelernt hatte.
    Fast kam es ihm so vor, als würde er diese Menschen trotzdem kennen.

Teil 5: Auf und in SIL
     
    »Drei Stunden«, sagte Alaska Saedelaere zu Carmydea Yukk. Die beiden saßen allein in dem Besprechungsraum neben der Zentrale der RHYLINE. Er hatte sie gebeten, kurz mit ihr sprechen zu dürfen. Unharmonische oder nicht, er glaubte, dass sie am leichtesten verstehen konnte, was ihm auf dem Herzen lag; leichter als alle anderen an Bord. »Wir waren nur drei Stunden in dem Beiboot.«
    Carmydea stand auf, umrundete den Tisch und ließ sich auf dem Stuhl direkt neben Alaska nieder. Sie legte ihre Hand auf seine. »Du fragst dich, ob du länger hättest dort bleiben müssen. Ob du ihn hättest retten können.«
    Alaskas Blick wanderte zu Carmydeas Hand. Die Berührung war warm, und Trost ging davon aus. Es fiel ihm für gewöhnlich nicht leicht, derartige emotionale Nähe zuzulassen, aber in diesem Augenblick empfand er es nur als angenehm. So blieb seine Seele nicht allein.
    Anders als Endreas Konno.
    »Dir waren die Hände gebunden, Alaska«, fuhr sie fort. »Dieser bedauernswerte Mann war bereits tot. Sein Schicksal hatte sich schon erfüllt, ehe du dieses BASIS-Beiboot betreten hast. Auch als du zum ersten Mal dort warst, lebte er nicht mehr.«
    »Ich weiß«, gab er zu. »Aber dieses Wissen beschränkt sich auf meinen Verstand. Meine Gefühle sagen etwas völlig anderes. Was, wenn ich eine Zeitreise angetreten hätte?«
    »Wie?« Sie lächelte zaghaft. »Hast du eine winzige Zeitmaschine in der Hosentasche? Soweit ich weiß, könnte das nicht einmal dein kleiner Begleiter.«
    In der Tat gab es sogar für Eroin Blitzer Grenzen des Möglichen, und in diesem Fall waren diese Grenzen erreicht, wie der Zwergandroide noch an Bord des Beiboots versichert hatte.
    Saedelaere hatte lange darüber nachgedacht, wie das Zeitfeld wohl entstanden war. Im Zusammenhang mit den Anomalien gab es temporale Phänomene, das konnte nicht bezweifelt werden; die Geschichte der Herzogin Rhizinza Yukk und ihres Gardeleutnants Pridon bewies es. Was für sie nur kurze Zeit gedauert hatte, waren im Standarduniversum einige Jahrzehnte gewesen.
    Als das Beiboot beschossen worden und halb zerstört in die winzige Anomalie inmitten der riesigen Raumstation eingeflogen war, musste es hyperphysikalische Wechselwirkungen gegeben haben. Das Raum-Zeit-Gefüge war rundum ohnehin gestört, und die tobenden Energien hatten das Übrige getan.
    Eine einmalige Situation, die sich nicht wiederholen ließ – denn selbst daran hatte er gedacht. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, es lief immer wieder auf die nüchterne Erkenntnis hinaus, die Carmydea formuliert hatte: Endreas Konno war bereits tot gewesen, als Alaska Kontakt mit ihm aufnahm.
    Saedelaere presste die Lippen aufeinander, atmete tief durch die Nase ein. »Ich danke dir, Carmydea«, sagte er schließlich. »Nun müssen wir den Blick nach vorn richten. Die RHYLINE erreicht bald das Zentrum der Anomalie.«
    Carmydea Yukk stand auf, zog dabei ihre

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