PR 2643 – TANEDRARS Puppe
wiederzusehen.«
»SIL, ich bin aus einem bestimmten Grund zurückgekommen. Was weißt du über diese Anomalie? Du stabilisierst sie und ...«
»Wer bist du?«, herrschte das schwarze Etwas ihn von der Spitze des Hügels aus an. Es senkte den Kopf, und die Lichtstrahlen schmetterten vor Saedelaere in den Boden, der aufgerissen wurde wie unter einer Explosion.
Fontänen aus Erde und Gestein – oder was immer es sein mochte – schossen in die Höhe. Staub wallte auf, und das schwarze Wesen kreischte in wütendem Schmerz. Die Lichtstrahlen bohrten sich nach wie vor in den Boden. »Wer fügt mir diese Qual zu?«
»Du selbst hast ...«
Durch die Staubwolken sah Saedelaere, wie sich die Arme der Kreatur hoben, den eigenen Kopf umfassten und ihn sich von den Schultern rissen. Mit den Händen tastete sie über den Schädel, bis sie die Augenlöcher fand und sie verschloss.
Ein zweiter Kopf wuchs aus dem Torso, blähte sich auf, und wieder formte sich ein leuchtender Mund. »Es war mein Fehler. Ich habe nicht bedacht, dass ich mir selbst wehtun würde. Immerhin ist das ja mein Körper.«
Wehtun? Mein Fehler? Saedelaere konnte nicht fassen, was er mit eigenen Ohren hörte. SIL sprach wie ein Kind. Und was sollte es bedeuten, dass die Entität ihn im einen Moment erkannte und im nächsten nicht mehr?
SIL zog die Hände von den Augenlöchern seines ersten Kopfes zurück und lachte zufrieden, als nicht wieder Lichtstrahlen daraus hervorzuckten. Er warf den Schädel von sich wie einen Ball und kicherte, als er aufschlug.
»SIL«, setzte Saedelaere neu an. »Verstehst du, wer ich bin? Wer du selbst bist?«
»Wir sind die SIL«, sagte das schwarze Wesen und stampfte mit weit ausholenden Schritten auf die kleine Gruppe zu. »Wir waren Insekten. Wir lebten in fremden Kreaturen und fraßen sie langsam von innen auf, bis wir neue Hüllen brauchten.«
Das klang ganz anders als die Geschichte, die SIL während ihres letzten Zusammentreffens berichtet hatte.
Eine Fliege löste sich summend von SIL. Sie war ebenso schwarz wie er und schwirrte um den Leib.
»Wir fraßen und fraßen und flogen in unseren Wirten in den Weltraum hinaus.«
Mit jedem Schritt fielen weitere Fliegen von dem Körper herab und bildeten bald eine dunkle Wolke um SILS menschenähnliche Gestalt.
»Wir fraßen uns in die Gehirne vor und erkannten plötzlich, wie die Wirte funktionierten. Also übernahmen wir ihren Verstand und ihre Bewusstseine. Es ging ganz einfach. Soll ich es euch zeigen?«
Eine der Fliegen löste sich aus dem Schwarm, flog summend auf Saedelaere zu, und Dutzende folgten ihr wie ein wimmelnder Speer. Die erste erreichte den Schutzschirm des SERUNS und verpuffte darin.
SIL gab ein leises Ächzen von sich.
»Was tust du?«
Es klang eher beleidigt als aggressiv, wie auch die Frage zuvor offenbar nicht bedrohlich gemeint gewesen war, sondern eher wie von einem naiven Kind.
»Nein«, sagte Saedelaere deshalb und war erleichtert, dass weder Eroin Blitzer noch die Zwillinge eingriffen. Noch war nichts verloren, so seltsam das Gespräch bislang auch verlief. »Du brauchst es mir nicht zu zeigen, SIL.«
Der Fliegenschwarm flog zu der Gestalt zurück und verschmolz wie alle anderen wieder mit dem menschenähnlichen Leib.
»Gut. In den Körpern und den Raumschiffen unserer Wirte gerieten wir in den sechsdimensionalen Strahlenschauer einer roten Sonne. Das veränderte uns. Wir wurden wie die Wirte und konnten sie nicht mehr verlassen, obwohl sie schon so gut wie tot waren und einer nach dem anderen starben. Aber wir vermochten sie trotzdem zu lenken und unterwarfen uns so ein großes Sternenreich.«
SIL seufzte, ehe er fortfuhr. »Es ging uns gut, und wir genossen die Macht, bis jemand kam und uns unsere Grenzen aufzeigte.«
»QIN SHI«, vermutete Saedelaere.
»Böse! Es war ein böses Wesen, und es tut uns seitdem immer weh! Es fraß die Völker unseres Sternenreiches, und dann wollte es auch uns fressen, aber wir haben uns vereinigt zu einem Kollektiv.«
»In diesem Moment bist ... du entstanden?«
»Ich bin nur ein Teil davon. Das Kollektiv hat sich gespalten, um vor QIN SHI zu fliehen. Was aus den anderen wurde, weiß ich nicht, aber mich hat QIN SHI gejagt und zur Strecke gebracht. Seitdem bin ich in dieser Anomalie gefangen, und ich kann sie nicht verlassen.«
»QIN SHI zwingt dich hierzubleiben?«
»Er hat mich eingesperrt. Ich kann nicht von hier weg.« Wieder waren es die Worte eines traurigen, verletzten Kindes. Doch im
Weitere Kostenlose Bücher