PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
freien Willen? Freies Denken?«
»Natürlich! Aber wir wissen auch, dass es manchmal besser ist, Entscheidungen nicht einer breiten Masse zu überlassen, sondern denen, die sie kundig und vorausschauend fällen können.«
Eudo schnaubte, und Barisch fragte: »Wenn du dein freies Denken auf das hier anwendest, den Angriff auf uns und was diese ... Allgegenwärtige Nachhut? ... euch an Gründen dafür liefert – zu was für einem Ergebnis kommst du dann? Oder ist das auch etwas, bei dem du das Denken lieber anderen überlässt?«
»Lass doch, Barisch. Was soll das schon? Sie werden in diesen Krieg geworfen und fressen, was man ihnen als Grund vorsetzt. Was kann man anderes erwarten? Er kann sagen, was er will, aber er hat das freie Denken nicht in seinen Genen.«
»Das ist nicht wahr!« Mit einem lauten Poltern stürzten die fast geleerten Schalen zu Boden. Barisch und Eudo zuckten zusammen. Der Fagesy hatte die Gefäße mit seinen Magenmuskeln unter sich herausgestoßen. Nun ließ er sich wieder auf die Sitzfläche sacken.
»Es ist nicht wahr«, murmelte er erneut, ohne darauf einzugehen, welchen Teil von Eudos Äußerung er meinte.
Schweigend zogen die beiden Verschwörer die Fesseln wieder fest, während die Wonderclean herumsirrte und sauber machte.
»Das ergibt alles keinen Sinn«, zischte Eudo auf dem Weg nach draußen. »Mit ihm zu reden ... Wir wissen, was wir wissen müssen, um ihn am Leben zu halten, und fertig. Was für einen Unterschied macht es da, ob er weiß, dass seine Leute Schweine sind, oder sich für den Rächer der Geschändeten hält?«
»Für mich macht Wahrheit einen großen Unterschied«, entgegnete Barisch.
»Und was soll er damit? Was bringt sie ihm oder uns? Nur Ärger, ich sage es dir. Lass dich nicht weiter mit ihm ein.« Mit einem Schubs beorderte der Biologe den Haushaltsroboter weiter Richtung Küche. »Ich denke, wenn Sharoun nicht bald neue Leute und Ausrüstung auftreibt, war's das. Und wenn dieser Punkt erreicht ist, müssen wir ihn loswerden. Und damit meine ich nicht, ihn laufen zu lassen, damit er herausposaunt, wo er war und wen er dort gesehen hat. Noch können wir in unser Leben zurückkehren, und das habe ich vor, wenn das hier auseinanderfällt.«
»Du willst, dass wir ihn töten?«
»Ich will, dass mein Leben auf die eine oder andere Weise einen Sinn behält. Und ich sehe es nicht als sinnvoll an, in einem Gefängnis zu sitzen oder in einem Freundschaftspaket unserer sauberen Regierung den Fagesy geschenkt zu werden.«
»Ich denke, wir dürfen diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen, mehr über unsere Gegner zu erfahren. Wenn wir wissen, was sie antreibt, wie sie ticken – es könnte die Sache für zukünftige Aktionen viel einfacher machen.«
»Möglich. Aber ist es das Risiko wert?«
»Im Moment haben wir mit ihm kein größeres Risiko als ohne ihn. Und was für Schaden kann es anrichten, in dieser Zeit mit ihm zu reden?«
*
Barisch ahnte, dass etwas nicht stimmte, als Sharoun den Raum betrat. Er bekam die Bestätigung dadurch, dass sie den Handdesintegrator zog und die Sicherung abschaltete. Wie von selbst sprang er von seinem Platz auf und stellte sich zwischen sie und den Fagesy.
Ihre Augen brannten sich in seine, kalt, wie tot. »Aus dem Weg, Ghada.«
Ein Kommando ohne jede Regung. Kein Gefühl sprach aus ihrer Stimme oder ihrem Gesicht.
»Nein.«
Sharoun hob den Arm mit der Waffe. Die Mündung deutete mitten auf Barischs Brust. Er spürte die Kälte in seinem Gesicht, als das Blut schlagartig daraus zurückwich; ein seltsamer Widerspruch zu dem hektischen, schon schmerzhaften Pochen seines Herzens.
»Aus dem Weg!«, wiederholte sie, jedes einzelne Wort betonend.
Snacco krümmte sich zusammen und stieß einen leisen Winsellaut aus. Er vertrat an diesem Tag Eudo bei der Betreuung des Gefangenen. Die Gestalt des Matten-Willys war gegenwärtig eine jüngere Nachahmung von Bhacc.
Barisch zwang seine plötzlich eng gewordene Kehle zum Schlucken. Seine Worte klangen trotzdem rau.
»Warum willst du ihn auf einmal wieder töten?«
»Ich wollte es immer. Ich habe mich nur deinem Urteil gebeugt, weil es mir logischer erschien. Ein Hoffnungsschimmer. Aber das ist vorbei. Sie haben meine Wohnung durchsucht, schon vor Tagen. Sie wissen, dass ich im Silverbridge war. Und sie haben die Leichen von Bhacc und Xanno. Was glaubst du, wie lange es dauert, bis sie hier sind?«
»Und was soll es uns da helfen, ihn jetzt zu töten? Er ist unsere
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