PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
... ungewöhnlich. Als würdest du eine Villa an eine Blockhütte anbauen. Allerdings muss man das mit Vorsicht genießen, da ich keine Vergleichsmaterialien aus diesem Universum habe. Vielleicht ist es eine Mischung von Völkern, als wenn sich der moderne Terraner plötzlich mit einem Neandertaler paaren würde. In seiner chaotischen Struktur urtümlich wirkendem Erbgut wurden hochkomplexe, fast redundanzfreie Sequenzen aufgesetzt, die mit minimalem Aufwand maximale Wirkung erzielen. Allerdings kommt es mir nicht zufällig vor. Es wirkt mehr wie eine Spezialisierung.«
Barisch blieb stehen. »Eine künstliche Spezialisierung? Du meinst, jemand hat dieses Volk für bestimmte Zwecke gezüchtet?«
»Möglich. Für eine tragfähige Hypothese fehlen mir Vergleichsdaten.«
»Unglaublich ...« Sie betraten den Raum und lockerten die Fesseln des Fagesy so weit wie für die Nahrungsaufnahme notwendig.
Mit einem Blick auf die Anzeige stellte Barisch sicher, dass der Translator ausgeschaltet war.
»Könnte dieses .... ALLDAR dahinterstecken? Vielleicht war es irgendeine Art Projekt, ein Forschungsschiff oder so etwas.«
»Frag ihn doch.«
»Ich weiß nicht ... Was kann man von einer Unterhaltung mit einem Feind erwarten? Welchen Grund hätte er, uns so etwas zu erzählen?«
»Wenn er glaubt, wir hätten dieses Ding gestohlen, muss er davon ausgehen, dass wir wissen, was es ist. Also braucht er es uns nicht zu verheimlichen.« Eudo schob die Schalen unter den hochgewölbten Körper des Fagesy.
Sie merkten, dass die fehlenden Arme ihn behinderten, allerdings hatte er wieder genug Kraft in den restlichen Armen, dass sie ihn zum Essen nicht mehr anheben mussten.
Barisch betrachtete die Stümpfe. Wo vorher eine mehr oder weniger gerade Schnittfläche gewesen war, wölbte sich nun Gewebe nach außen. »Ich glaube, seine Arme wachsen tatsächlich nach.«
»Schön für ihn. Und ein Grund für uns, besser aufzupassen. Er wird immer stärker.«
Eudo ließ sich auf seinem Sessel nieder und griff nach dem Holo-Pad. Er saugte Wissen aus dem Netz, als wolle er die verpassten Vorlesungen ausgleichen. Das war auf jeden Fall besser, als nur herumzusitzen.
Barisch setzte sich. »Translator ein.«
Ein Leuchtfleck flackerte auf.
»Was ist ALLDAR?«
Der Fagesy richtete Teile seiner stacheligen Auswüchse in seine Richtung aus. Barisch wusste inzwischen von Eudo, dass sich die Sinneszellen des Fagesy darin verbargen. Wie alle Organe waren sie über die Arme verteilt, was dafür sorgte, dass der Verlust einzelner Körperteile problemlos verschmerzt werden konnte, solange der Blutverlust nicht zu groß war. Eudo hatte sogar die Vermutung geäußert, auch abgetrennte Arme könnten überleben und Grundstock für ein neues Wesen werden, wenn man sie korrekt versorgte.
»ALLDAR«, antwortete der Fagesy, »war unser Schutz und Schirm. ALLDAR war Vater und Mutter für die Völker und führte sie zusammen. ALLDAR war alles für uns, bis er seiner Bestimmung folgte. Die Allgegenwärtige Nachhut wurde zum Hüter seines verbliebenen Leibes. Wir leben im ewigen Gedenken an ihn und warten auf den Tag seines Wiedererwachens. Dieser Tag war nahe, ein Avatar wandelte bereits unter uns. Dann kamt ihr, und eure Diebe stahlen ihn uns.«
»Klingt, als wäre dieser ALLDAR ein großer Einmischer gewesen«, stellte Eudo fest. »Kommt dir das irgendwie bekannt vor, Alpha?«
»Wie meinst du ...« Barisch stockte. »Meinst du etwa ES? Du glaubst, ALLDAR ist eine Superintelligenz gewesen? Aber wieso sollte sie sterben?«
»Das tun Superintelligenzen manchmal, wie du weißt.«
»Wovon redet ihr?«, fragte der Fagesy.
»Wir versuchen herauszufinden, was ALLDAR ist. Mit Wesen wie ihm haben auch wir Terraner unsere Erfahrungen. Wir nennen sie Superintelligenzen, und meist entstehen sie, wenn Völker einen gewissen Entwicklungsstand überschreiten und sich von ihren Körpern lösen. Und diese Wesen kümmern sich dann um bestimmte Bereiche des Universums ...«
»ALLDAR war unser Schutz und der Schirm, unter dem wir gedeihen und groß werden konnten«, wiederholte der Fagesy.
»Ihr habt Glück gehabt, dass ihr nicht zwischen die Mühlsteine von intergalaktischen Intrigen geraten seid«, stellte Eudo mit einem Achselzucken fest. »Allerdings kann man ›Schutz und Schirm‹ auch durchaus als ungefragte Einmischung in eure natürliche Entwicklung interpretieren.«
»Was immer geschah, es war zu unserem Besten.«
»Glaubt ihr eigentlich auch an so etwas wie
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