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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Themsen
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hm?«
    »Sarkasmus ist unangebracht, Barischghada. Wir denken so viel wie ihr. Aber ich bin nur ein einfacher Marschierer, kein Takter oder Marschgeber. Es ist besser für jemanden wie mich, die Dinge so zu sehen, wie sie gesehen werden sollen. Sonst könnte ich falsch reagieren und wäre tot. Und was hätte ich davon?«
    Barisch drehte sich auf seinem Sitz zu dem Fagesy um.
    »Aber im Moment bist du nicht einmal ein Marschierer. Du bist ein Gefangener. Nichts, was du denkst, kann deine Situation verbessern oder verschlimmern.«
    »Richtig.«
    »Und, was hast du gedacht in den letzten Tagen?«
    Das Schweigen zog sich lange hin. Barisch zweifelte bereits, noch eine Antwort zu erhalten.
    »Ich habe viel an zu Hause gedacht«, sagte Oachono schließlich. »An meine Familie, meine Freunde, die Einheit, in der ich ausgebildet wurde. An die Allgegenwärtige Nachhut. An ALLDAR. Und an die Dinge, die ich im Fernfunk gehört habe.«
    »Was für Dinge?«
    Erneut zögerte der Fagesy. »Es wurde gesagt, dass die Nachhut uns täusche. Dass es nie eine Auferstehung geben würde. Und manche haben gesagt, ALLDAR sei schon vor dem Kommen der Menschen verschwunden.«
    Barisch lachte auf. »Das nutzt uns allerdings jetzt wohl wenig. Solange eure Leute zwar denken, aber nicht handeln, wird eure Nachhut weiter schalten und walten, wie sie will.«
    »Manche handeln.« Die Worte kamen langsam.
    Barisch beugte sich vor, die Arme auf den Oberschenkeln abgestützt.
    »Du meinst, es gibt auch eine Opposition? Kritiker?«
    »Es gibt ... den Widerstand. Die Glückswaisen.«
    Unwillkürlich stieß Barisch einen leisen Pfiff aus.
    »Ihr habt einen Widerstand? Du willst mir jetzt aber nicht weismachen, dass du dazugehörst?«
    »Nein. Ich bin Marschierer. Ich diene der Allgegenwärtigen Nachhut. – Aber das heißt nicht, dass nicht auch ich manchmal denke. Und zuhöre. Und hinsehe.«
    »Und was hat dir all das gesagt?«
    »Dass nicht alle Dinge immer so sind, wie die Allgegenwärtige Nachhut sie darstellt. Ich weiß ...« Ein leises Fauchen erklang, als entwiche heiße Luft aus einem Beutel. »Ich weiß, dass der Avatar nicht echt war. Ich akzeptierte, dass er Hoffnung bringen sollte. Aber vielleicht sollte er auch nur ablenken.«
    »Wovon ablenken?«
    »Ablenken vom Versagen der Nachhut in ihrer Aufgabe, die der Grund dafür ist, warum alle Völker des Shath ihrer Führung folgen. Ablenken davon, dass ALLDAR in Wirklichkeit schon lange nicht mehr da war.«
    »Und wo stehen die Sayporaner in diesem ganzen Spiel?«
    »Ich weiß es nicht.« Die Pause, die folgte, ließ Barisch vermuten, dass Oachono erst darüber nachdenken musste. »Die Sayporaner sind die Garanten von Frieden und Wohlstand in diesem Universum. Darum akzeptieren wir sie, obwohl sie für unser Empfinden eklig aussehen. Ihr Prokurist steht der Nachhut zur Seite, wie Marrghiz es hier mit eurer Regierung tun wird, wenn die Dinge zur Ruhe gekommen sind. Er wird dann zu Gazghizz werden und euer Bindeglied zur Gemeinschaft sein.«
    »Euer Prokurist ist also sozusagen euer Aufpasser.«
    »So ... sehen wir es nicht. Eigentlich denken wir nicht viel über ihn nach. Er ist da, aber er mischt sich nicht ein. Unsere Führerschaft ist die Allgegenwärtige Nachhut.«
    »Und an dieser haben die Glückswaisen so ihre Zweifel.«
    »Ja. Womöglich haben sie gelogen aus Angst, die Macht zu verlieren. Sie sind nicht so offen, wie eine gute Regierung es sein sollte.«
    Barisch verschränkte die Finger und starrte darauf. Seine Gedanken gingen wieder auf Wanderschaft. Doch dieses Mal befassten sie sich mit der Zukunft.
     
    *
     
    Die Dachkante war bereits besetzt, und beinahe wäre Barisch wieder ins Haus zurückgegangen. Doch dann erkannte er die schlaksige Gestalt.
    Langsam ging er über das Dach und ließ sich neben Sharoun nieder. Sie starrte weiter in die dunkle Tiefe. Nur die Hausdächer wurden noch von den letzten Strahlen des sinkenden Sonnenpulks berührt und in dieselben wabernden Rottöne getaucht, in denen auch die Wolkenkanten brannten. Die wechselnden Geräusche der Stadt drangen zu ihnen herauf, stiller in diesen Tagen der Kälte, da jeder vermied, das Haus zu verlassen, und viele einfach gegangen waren.
    Schneeflocken taumelten durch die Luft. Eine verfing sich in Sharouns Haar.
    »Er hat dich Tan-Beffegor genannt«, sagte Barisch leise. »Was bedeutet das?«
    »Tan ist ein vom Clan angenommenes Kind. Es bedeutet, dass ich zu ihm gehörte. Dass wir eine Familie waren.«
    Zögernd griff

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